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Energie & Management > Windkraft Onshore - Jüchener Windpark markiert das Ende der Halterner Havarie
Der Windpark "Jüchen A 44n" ist nach einem Halterner Unglück verspätet am Netz. Quelle: RWE
Windkraft Onshore

Jüchener Windpark markiert das Ende der Halterner Havarie

Die Havarie einer Windturbine im westfälischen Haltern aus dem Jahr 2021 ist nunmehr Geschichte. Alle baugleichen Anlagen sind inzwischen demontiert und ihr Ersatz in Betrieb.
Die Inbetriebnahme eines Windparks im niederrheinischen Jüchen Anfang Mai markiert das Ende einer schier unendlichen Geschichte. Aufgrund der Havarie einer Turbine im westfälischen Haltern im September 2021 war ein sofortiger Bau- und Betriebsstopp für baugleiche Anlagen in ganz Deutschland erfolgt, Millionenschaden inklusive (wir berichteten).

Nun meldet der Essener Energiekonzern RWE sich zu Wort und gibt den erfolgten Start der Stromproduktion in dem Windpark „Jüchen A 44n“ bekannt. Die sechs Anlagen umfassende Turbinen-Sammlung ist ein Gemeinschaftsprojekt der niederrheinischen Stadt Jüchen, des Regionalversorgers NEW − die zusammen 49 Prozent an dem Park halten − und der Essener (51 Prozent). Eigentlich war der Park Mitte 2021 bereits fertiggestellt und harrte des Netzanschlusses. Bis in Haltern ein Turm brach und dieses Ereignis in einer Kettenreaktion alles umwarf.

Denn die bereits aufgestellten Jüchener Windkraftwerke waren baugleich mit der Halterner Anlage und einem Dutzend weiterer Turbinen quer durch die Republik, die der deutsch-spanische Hersteller Nordex erfolgreich an die Kundschaft gebracht hatte. Das Problem: So lange nicht auszuschließen war, dass das Halterner Fiasko sich an anderer Stelle wiederholen würde, war von einem erhöhten Risiko auszugehen.
 
Im September 2021 brach diese Windkraftanlage vom Typ Nordex N149 im Halterner Wald in sich zusammen. Es folgte eine Kettenreaktion von Stilllegungen, Rück- und Neubau.
Quelle: RAG Montan Immobilien

Letzte Anlagen mit rund drei Jahren Verspätung am Netz

Und in der Tat: Nach umfangreichen Untersuchungen am Unglücksort kamen Gutachter etwa ein Jahr nach dem Einsturz zu dem Ergebnis, dass Schwachstellen im Spannbetonteil des Turms für die Havarie verantwortlich waren. Dem Beton-Stahl-Hybridturm war offenbar nicht länger zu trauen. Nordex kam mit seinen jeweiligen Projektierern überein, die bereits errichteten 18 von 22 geplanten Windkraftanlagen wieder abzubauen und durch eine andere Turmkonstruktion zu ersetzen.

Die Besonderheit im Windpark Jüchen, der unweit einer Autobahn liegt, bestand darin, dass eine der sechs Anlagen weithin sichtbare Mängel am Turm aufwies. Abplatzungen an der Außenhülle waren zu erkennen. Dadurch gab es nach der Anlage in Haltern einen zweiten Totalschaden: Sie wurde komplett gesprengt. Bei ihr war der an den anderen Stellen obligatorische Rückbau von Rotoren, Nabe, Gondel, Triebstrang und oberem Stahlturmteil schlicht zu gefährlich.

Bei allen anderen Windenergieanlagen in Jüchen und an den weiteren Standorten ermöglichte der schonende Rückbau einen Wiedereinsatz der Hauptkomponenten. Das drückte auch die Folgekosten. Allein die Halterner Havarie muss im Millionen-Bereich gelegen haben. Denn die Betreiber des Windparks „Haltern AV 9“, ein Konsortium aus RAG Montan Immobilien und den Stadtwerken Haltern, hatten ihre Gesamtinvestitionen mit 10,8 Millionen Euro angegeben. Für zwei baugleiche Nordex-Anlagen der 4,5-MW-Klasse wohlgemerkt.

Über den entstandenen Schaden, der auch monatelange Einnahmeausfälle durch nicht produzierten Strom einschließt, gibt Nordex beharrlich keine näheren Auskünfte. Gegenüber unserer Zeitung hatte ein Sprecher lediglich mitgeteilt, die finanziellen Risiken seien durch Rückstellungen für die Jahre 2021 und 2022 abgesichert.

Es wäre überraschend, wenn Nordex das Geld nicht vom damaligen Turmbauer zurückverlangt hätte. Dabei handelt es sich um Ventur, ein Tochterunternehmen des Betonfertigteil-Produzenten Drössler aus dem südwestfälischen Siegen. Ob und wie Nordex sich mit dem ehemaligen Partner geeinigt hat, auch dazu gibt es offiziell keine Information.

Der Nordex-Sprecher erklärte auf Anfrage weiter, der Rück- und Neubau der betroffenen Anlagen sei an den jeweiligen Standorten nun abgeschlossen und die Stromproduktion laufe. Mit Jüchen sind folglich die letzten sechs Anlagen aus der Baureihe der havarierten Halterner Turbine am Netz. Der 27-MW-Park liefert nun Grünstrom für rund 26.000 Haushalte – mit rund drei Jahren Verspätung.

Dienstag, 7.05.2024, 17:31 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Windkraft Onshore - Jüchener Windpark markiert das Ende der Halterner Havarie
Der Windpark "Jüchen A 44n" ist nach einem Halterner Unglück verspätet am Netz. Quelle: RWE
Windkraft Onshore
Jüchener Windpark markiert das Ende der Halterner Havarie
Die Havarie einer Windturbine im westfälischen Haltern aus dem Jahr 2021 ist nunmehr Geschichte. Alle baugleichen Anlagen sind inzwischen demontiert und ihr Ersatz in Betrieb.
Die Inbetriebnahme eines Windparks im niederrheinischen Jüchen Anfang Mai markiert das Ende einer schier unendlichen Geschichte. Aufgrund der Havarie einer Turbine im westfälischen Haltern im September 2021 war ein sofortiger Bau- und Betriebsstopp für baugleiche Anlagen in ganz Deutschland erfolgt, Millionenschaden inklusive (wir berichteten).

Nun meldet der Essener Energiekonzern RWE sich zu Wort und gibt den erfolgten Start der Stromproduktion in dem Windpark „Jüchen A 44n“ bekannt. Die sechs Anlagen umfassende Turbinen-Sammlung ist ein Gemeinschaftsprojekt der niederrheinischen Stadt Jüchen, des Regionalversorgers NEW − die zusammen 49 Prozent an dem Park halten − und der Essener (51 Prozent). Eigentlich war der Park Mitte 2021 bereits fertiggestellt und harrte des Netzanschlusses. Bis in Haltern ein Turm brach und dieses Ereignis in einer Kettenreaktion alles umwarf.

Denn die bereits aufgestellten Jüchener Windkraftwerke waren baugleich mit der Halterner Anlage und einem Dutzend weiterer Turbinen quer durch die Republik, die der deutsch-spanische Hersteller Nordex erfolgreich an die Kundschaft gebracht hatte. Das Problem: So lange nicht auszuschließen war, dass das Halterner Fiasko sich an anderer Stelle wiederholen würde, war von einem erhöhten Risiko auszugehen.
 
Im September 2021 brach diese Windkraftanlage vom Typ Nordex N149 im Halterner Wald in sich zusammen. Es folgte eine Kettenreaktion von Stilllegungen, Rück- und Neubau.
Quelle: RAG Montan Immobilien

Letzte Anlagen mit rund drei Jahren Verspätung am Netz

Und in der Tat: Nach umfangreichen Untersuchungen am Unglücksort kamen Gutachter etwa ein Jahr nach dem Einsturz zu dem Ergebnis, dass Schwachstellen im Spannbetonteil des Turms für die Havarie verantwortlich waren. Dem Beton-Stahl-Hybridturm war offenbar nicht länger zu trauen. Nordex kam mit seinen jeweiligen Projektierern überein, die bereits errichteten 18 von 22 geplanten Windkraftanlagen wieder abzubauen und durch eine andere Turmkonstruktion zu ersetzen.

Die Besonderheit im Windpark Jüchen, der unweit einer Autobahn liegt, bestand darin, dass eine der sechs Anlagen weithin sichtbare Mängel am Turm aufwies. Abplatzungen an der Außenhülle waren zu erkennen. Dadurch gab es nach der Anlage in Haltern einen zweiten Totalschaden: Sie wurde komplett gesprengt. Bei ihr war der an den anderen Stellen obligatorische Rückbau von Rotoren, Nabe, Gondel, Triebstrang und oberem Stahlturmteil schlicht zu gefährlich.

Bei allen anderen Windenergieanlagen in Jüchen und an den weiteren Standorten ermöglichte der schonende Rückbau einen Wiedereinsatz der Hauptkomponenten. Das drückte auch die Folgekosten. Allein die Halterner Havarie muss im Millionen-Bereich gelegen haben. Denn die Betreiber des Windparks „Haltern AV 9“, ein Konsortium aus RAG Montan Immobilien und den Stadtwerken Haltern, hatten ihre Gesamtinvestitionen mit 10,8 Millionen Euro angegeben. Für zwei baugleiche Nordex-Anlagen der 4,5-MW-Klasse wohlgemerkt.

Über den entstandenen Schaden, der auch monatelange Einnahmeausfälle durch nicht produzierten Strom einschließt, gibt Nordex beharrlich keine näheren Auskünfte. Gegenüber unserer Zeitung hatte ein Sprecher lediglich mitgeteilt, die finanziellen Risiken seien durch Rückstellungen für die Jahre 2021 und 2022 abgesichert.

Es wäre überraschend, wenn Nordex das Geld nicht vom damaligen Turmbauer zurückverlangt hätte. Dabei handelt es sich um Ventur, ein Tochterunternehmen des Betonfertigteil-Produzenten Drössler aus dem südwestfälischen Siegen. Ob und wie Nordex sich mit dem ehemaligen Partner geeinigt hat, auch dazu gibt es offiziell keine Information.

Der Nordex-Sprecher erklärte auf Anfrage weiter, der Rück- und Neubau der betroffenen Anlagen sei an den jeweiligen Standorten nun abgeschlossen und die Stromproduktion laufe. Mit Jüchen sind folglich die letzten sechs Anlagen aus der Baureihe der havarierten Halterner Turbine am Netz. Der 27-MW-Park liefert nun Grünstrom für rund 26.000 Haushalte – mit rund drei Jahren Verspätung.

Dienstag, 7.05.2024, 17:31 Uhr
Volker Stephan

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