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Energie & Management > Politik - Kompromissvorschlag soll Windparkprojekt Altötting retten
Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger warb vor 200 Bürgerinnen und Bürgern in Haiming für den Windpark Altötting. Quelle: StMWi / Bastian Brummer
Politik

Kompromissvorschlag soll Windparkprojekt Altötting retten

Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat bei einer Bürgerversammlung wiederholt um ein Windparkprojekt geworben, das im bayerischen Chemiedreieck geplant ist. 
Erst im März hatten sich Firmen um Altötting und Burghausen herum, nicht weit von der österreichischen Grenze, zu einem Energiegipfel getroffen. Das bayerische Chemiedreieck erstreckt sich über die südostbayerischen Landkreise Altötting, Mühldorf und Traunstein. Als wichtigste Produktionsstandorte gelten Burghausen (Wacker Chemie, OMV-Raffinerie), Trostberg (Alzchem, BASF), Waldkraiburg und Burgkirchen (Chemiepark Gendorf). Um die Prozesse der Firmen in den nächsten Jahren klimaneutral zu bekommen, braucht es grünen Strom. Dieser wiederum soll zu Wasserstoff werden. 

Einer dieser Stromlieferanten soll der geplante Windpark Altötting werden. Anfang des Jahres hatte jedoch ein Bürgerentscheid das Projekt abgelehnt. Nun hat Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bei einer Bürgerversammlung vor 200 Besucherinnen und Besuchern für einen Kompromiss geworben, teilte dazu das Ministerium am 25. April mit.

Der ursprüngliche Plan, den Windpark Altötting mit 40 Windrädern (288 MW) zu realisieren, sei nach der Ablehnung von zehn Anlagen bei diesem Bürgerentscheid in Mehring optimiert worden, so das Ministerium. Aktuell sollen 29 Windräder im Staatswald realisiert werden. Die Gemeinden können sich mit bis zu 49 Prozent beteiligen und von den Windkrafterlösen profitieren. Die Investitionssumme gab der Projektentwickler, die deutsch-französische Firma Quair, mit rund 400 Millionen Euro an. 

„Die Abstände zu geschlossener Wohnbebauung sind auf 1.200 Meter vergrößert worden, vier Windradstandorte sind dazu verschoben und zwei von neun Windrädern sind weggefallen“, sagte Aiwanger. Das sei insgesamt ein sehr guter, bürgerfreundlicher Kompromiss, den er empfehle anzunehmen. Aiwanger: „Wir brauchen die Windenergieanlagen, um Strom vor Ort zu produzieren und die Energiewende auch im Chemiedreieck voranzutreiben.“

Im Zusammenhang mit der Windpark-Ablehnung war Aiwanger unter Beschuss geraten. Er hätte sich im Vorfeld lieber um dieses Projekt kümmern sollen, statt Bauerndemo-Hopping zu betreiben, hieß es nicht nur von politischen Gegnern − der Koalitionspartner CSU übte sich ebenfalls nicht in Zurückhaltung.

Windpark nicht die einzige Baustelle im Chemiedreieck

Zudem ist auch die Versorgung mit Strom „von außen“ momentan nicht gerade ein Vorzeigeprojekt. Bisher steht nur eine alte 220-kV-Trasse zur Verfügung. Aber Abhilfe ist geplant. Kürzlich stellten Tennet und Bayernwerk ihre Pläne vor, die Investitionen im dreistelligen Millionenbereich umfassen (wir berichteten). Neben einer geplanten 380-kV-Trasse will Tennet eine zweite bauen, die über zwei Stromkreise nochmal 5.000 MW heranschaffen kann. Sie führt von Burghausen in die Nähe von Simbach am Inn, ist rund 15 Kilometer lang und soll „weit vor“ dem im Netzentwicklungsplan festgehaltenen Jahr 2035 unter Strom gesetzt werden.

Rund 5 Milliarden kWh Strom verbrauchen die Unternehmen vor Ort. Das sind 8 Prozent des Strombedarfs von ganz Bayern, auf die Bundesrepublik heruntergerechnet sind es 1 Prozent. Zweimal soviel, vielleicht auch dreimal soviel, werde man benötigen, um in den nächsten Jahren die Produktionsprozesse klimaneutral zu gestalten, schätzt Bernhard Langhammer. Er ist Sprecher der Unternehmens-Initiative Chem Delta Bavaria.

Beim Energiegipfel im März betonte Burghausens Bürgermeister Florian Schneider, der zu der Veranstaltung eingeladen hatte, eindringlich: „Schaffen wir es nicht, im Chemiedreieck den benötigten Strom zur Verfügung zu stellen, um klimaneutral zu produzieren, verlieren wir im schlimmsten Fall mittelfristig die Unternehmen“. Zumindest beim geplanten Windpark scheint sich nun eine Lösung anzubahnen.

Freitag, 26.04.2024, 09:03 Uhr
Heidi Roider
Energie & Management > Politik - Kompromissvorschlag soll Windparkprojekt Altötting retten
Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger warb vor 200 Bürgerinnen und Bürgern in Haiming für den Windpark Altötting. Quelle: StMWi / Bastian Brummer
Politik
Kompromissvorschlag soll Windparkprojekt Altötting retten
Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger hat bei einer Bürgerversammlung wiederholt um ein Windparkprojekt geworben, das im bayerischen Chemiedreieck geplant ist. 
Erst im März hatten sich Firmen um Altötting und Burghausen herum, nicht weit von der österreichischen Grenze, zu einem Energiegipfel getroffen. Das bayerische Chemiedreieck erstreckt sich über die südostbayerischen Landkreise Altötting, Mühldorf und Traunstein. Als wichtigste Produktionsstandorte gelten Burghausen (Wacker Chemie, OMV-Raffinerie), Trostberg (Alzchem, BASF), Waldkraiburg und Burgkirchen (Chemiepark Gendorf). Um die Prozesse der Firmen in den nächsten Jahren klimaneutral zu bekommen, braucht es grünen Strom. Dieser wiederum soll zu Wasserstoff werden. 

Einer dieser Stromlieferanten soll der geplante Windpark Altötting werden. Anfang des Jahres hatte jedoch ein Bürgerentscheid das Projekt abgelehnt. Nun hat Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bei einer Bürgerversammlung vor 200 Besucherinnen und Besuchern für einen Kompromiss geworben, teilte dazu das Ministerium am 25. April mit.

Der ursprüngliche Plan, den Windpark Altötting mit 40 Windrädern (288 MW) zu realisieren, sei nach der Ablehnung von zehn Anlagen bei diesem Bürgerentscheid in Mehring optimiert worden, so das Ministerium. Aktuell sollen 29 Windräder im Staatswald realisiert werden. Die Gemeinden können sich mit bis zu 49 Prozent beteiligen und von den Windkrafterlösen profitieren. Die Investitionssumme gab der Projektentwickler, die deutsch-französische Firma Quair, mit rund 400 Millionen Euro an. 

„Die Abstände zu geschlossener Wohnbebauung sind auf 1.200 Meter vergrößert worden, vier Windradstandorte sind dazu verschoben und zwei von neun Windrädern sind weggefallen“, sagte Aiwanger. Das sei insgesamt ein sehr guter, bürgerfreundlicher Kompromiss, den er empfehle anzunehmen. Aiwanger: „Wir brauchen die Windenergieanlagen, um Strom vor Ort zu produzieren und die Energiewende auch im Chemiedreieck voranzutreiben.“

Im Zusammenhang mit der Windpark-Ablehnung war Aiwanger unter Beschuss geraten. Er hätte sich im Vorfeld lieber um dieses Projekt kümmern sollen, statt Bauerndemo-Hopping zu betreiben, hieß es nicht nur von politischen Gegnern − der Koalitionspartner CSU übte sich ebenfalls nicht in Zurückhaltung.

Windpark nicht die einzige Baustelle im Chemiedreieck

Zudem ist auch die Versorgung mit Strom „von außen“ momentan nicht gerade ein Vorzeigeprojekt. Bisher steht nur eine alte 220-kV-Trasse zur Verfügung. Aber Abhilfe ist geplant. Kürzlich stellten Tennet und Bayernwerk ihre Pläne vor, die Investitionen im dreistelligen Millionenbereich umfassen (wir berichteten). Neben einer geplanten 380-kV-Trasse will Tennet eine zweite bauen, die über zwei Stromkreise nochmal 5.000 MW heranschaffen kann. Sie führt von Burghausen in die Nähe von Simbach am Inn, ist rund 15 Kilometer lang und soll „weit vor“ dem im Netzentwicklungsplan festgehaltenen Jahr 2035 unter Strom gesetzt werden.

Rund 5 Milliarden kWh Strom verbrauchen die Unternehmen vor Ort. Das sind 8 Prozent des Strombedarfs von ganz Bayern, auf die Bundesrepublik heruntergerechnet sind es 1 Prozent. Zweimal soviel, vielleicht auch dreimal soviel, werde man benötigen, um in den nächsten Jahren die Produktionsprozesse klimaneutral zu gestalten, schätzt Bernhard Langhammer. Er ist Sprecher der Unternehmens-Initiative Chem Delta Bavaria.

Beim Energiegipfel im März betonte Burghausens Bürgermeister Florian Schneider, der zu der Veranstaltung eingeladen hatte, eindringlich: „Schaffen wir es nicht, im Chemiedreieck den benötigten Strom zur Verfügung zu stellen, um klimaneutral zu produzieren, verlieren wir im schlimmsten Fall mittelfristig die Unternehmen“. Zumindest beim geplanten Windpark scheint sich nun eine Lösung anzubahnen.

Freitag, 26.04.2024, 09:03 Uhr
Heidi Roider

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