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Energie & Management > Bilanz - Größte Energiegenossenschaft weiter „kerngesund“
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Bilanz

Größte Energiegenossenschaft weiter „kerngesund“

Auch im neunten Jahr seit der Rettung durch ihre Genossen hat die Prokon profitabel gewirtschaftet. Und liefert aus alten Windrädern den „konsequentesten“ Grünstrom an Endkunden.
Nach dem „Ausnahmejahr“ 2022, in dem hohe Strompreise der größten Energiegenossenschaft das bisher beste Geschäftsjahr beschert hatten, präsentiert die Prokon Regenerative Energien eG für 2023 ein profitables Wachstum über dem Schnitt der Vorjahre.

Bei der Bilanzpressekonferenz präsentierten der Vorstandsvorsitzende Henning Freiherr von Stechow (gerade 54 geworden) und Katharina Beyer (47), seit Jahresanfang Vorständin, einen Jahresgewinn 2023 der Genossenschaft von 12 Millionen Euro. Dieser liege höher als der Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021, erreiche aber naturgemäß nicht das Ergebnis 2022 von 23 Millionen Euro, als auch Prokon während der Energiekrise hohe Strom-Großhandelspreise erzielte, sagte Katharina Beyer.

Der Konzerngewinn 2023 des Unternehmens aus dem schleswig-holsteinischen Itzehoe, in den die Projektgesellschaften einbezogen werden, sei erneut positiv, ergänzte von Stechow, er wollte aber der Testierung nicht vorgreifen. 2022 betrug er gut 32 Millionen Euro bei 131 Millionen Euro Umsatz (2023: 110 Millionen).

Umspannwerke viermal teurer als 2021

„Wir sind ein kerngesundes, solides und stabiles Unternehmen“, bilanzierte Henning von Stechow. Er führte den Erfolg darauf zurück, dass „wir die Kostenseite managen können“. Die „Explosion auf der Aufwandsseite für die Projektentwicklung“ sei „eine Herausforderung für die ganze Branche“.

Seit 2021 hätten sich die Preise für Windturbinen um 40 bis 60 Prozent erhöht, jene für Umspannwerke hätten sich vervierfacht. Zudem seien die Zinsen heuer dreimal höher als damals. Die Eigenkapital-Quote stieg stetig von 29 Prozent im Jahr 2019 auf 43 Prozent im vorigen Jahr.

Mehr Mitglieder − und weniger

Die Mitgliederzahl der größten Energiegenossenschaft Deutschlands und vielleicht auch weltweit steigt monatlich in der Zwölf-Monats-Betrachtung kontinuierlich und erreichte Ende März 39.679. Ende 2023 waren es allerdings 40.142. Von Stechow erklärte den Effekt damit, dass Genossenschaftsanteile immer aufs Jahresende gekündigt werden. Viele Kündigungen stammten von Erben verstorbener Genossen.

2023 hatten sich die Mitglieder, von denen viele 2015 bei der Rettung aus der Insolvenz der Vorgängergesellschaft finanziell bluten mussten, aus dem Spitzenjahr 2022 einen Schluck aus der Pulle gegönnt: Sie beschlossen eine Dividendenrendite von 9 Prozent. Sonst liegt sie bei 3 bis 5 Prozent. Die Rückkehr zu einer Rendite in dieser Spannbreite will der Vorstand der Generalversammlung im Juni vorschlagen.

Per Saldo spülten neue und alte Mitglieder voriges Jahr 24 Millionen Euro Geschäftsguthaben in die eG, die sich am Ende auf 240 Millionen Euro summierten. Die eG finanziert damit die Erneuerbaren-Vorhaben der Projekttöchter.

Weiter Ziel: 2 Milliarden kWh Grünstrom 2030

Die Projektpipeline an Erneuerbaren-Anlagen in Deutschland, Finnland, Polen und Spanien beläuft sich derzeit auf eine Leistung von 5.000 MW, davon alleine gut 1.400 MW Windparks in Finnland. 636 MW befinden sich in fortgeschrittenen Planungsstadien, darunter erstmals eine Biomethan-Anlage mit 6 MW elektrisch in Deutschland. In Spanien ist der Einstieg in PV realisiert.

Vorständin Beyer, die unter anderem das Projektgeschäft verantwortet, bekräftigte das Ziel von Prokon, 2030 rund 2 Milliarden kWh Grünstrom zu erzeugen. 2023 waren es 1,2 Milliarden kWh aus 58 Windenergieanlagen. Die installierte Leistung soll stark anziehen: 2023 und 2024 zusammen sollen 60 MW in Betrieb gehen, 2025 bis 2030 schon 560 MW.

Ökostrom-Partnerschaft mit Baywa Re

Von Stechow setzte bei der Frage nach dem Konzept für ausgeförderte, über 20 Jahre alte Erneuerbaren-Anlagen (Ü20-Anlagen) einen Akzent in der Greenwashing-Debatte rund um Ökostrom. „Niemand hat diese Konsequenz eines 100-prozentig erneuerbaren Angebots wie wir“, behauptete von Stechow. „Tricks“ mit Herkunftsnachweisen aus norwegischer Wasserkraft lehnt Prokon ab. 

Die 100 Prozent aus Erneuerbaren erreicht Prokon laut von Stechow, indem sie den Strom aus ihren Ü20-Anlagen an den grünen Direktvermarkter Baywa Re liefert, der mit einem Fünftel davon alle 20.000 Prokon-Haushaltskunden zurückbeliefert.

Erschöpft sich Bürgerbeteiligung in Prokon-Anteilen?

Vorständin Beyer macht sich mit ihrem Team Gedanken darüber, wie Prokon die Bürger stärker an der Energiewende beteiligt. Bisher galt lediglich der Verweis darauf, doch „am allereinfachsten“ (von Stechow) sich an Prokon zu beteiligen. Doch „lokal“, räumt Katharina Beyer ein, werde ein „Mehr an Bürgerbeteiligung“ gefordert. Auch bei den freiwilligen 0,2 Ct/kWh an Standortkommunen prüft Prokon noch, ob es zur Zahlung bereit ist. 

Dienstag, 30.04.2024, 16:52 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Bilanz - Größte Energiegenossenschaft weiter „kerngesund“
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Bilanz
Größte Energiegenossenschaft weiter „kerngesund“
Auch im neunten Jahr seit der Rettung durch ihre Genossen hat die Prokon profitabel gewirtschaftet. Und liefert aus alten Windrädern den „konsequentesten“ Grünstrom an Endkunden.
Nach dem „Ausnahmejahr“ 2022, in dem hohe Strompreise der größten Energiegenossenschaft das bisher beste Geschäftsjahr beschert hatten, präsentiert die Prokon Regenerative Energien eG für 2023 ein profitables Wachstum über dem Schnitt der Vorjahre.

Bei der Bilanzpressekonferenz präsentierten der Vorstandsvorsitzende Henning Freiherr von Stechow (gerade 54 geworden) und Katharina Beyer (47), seit Jahresanfang Vorständin, einen Jahresgewinn 2023 der Genossenschaft von 12 Millionen Euro. Dieser liege höher als der Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021, erreiche aber naturgemäß nicht das Ergebnis 2022 von 23 Millionen Euro, als auch Prokon während der Energiekrise hohe Strom-Großhandelspreise erzielte, sagte Katharina Beyer.

Der Konzerngewinn 2023 des Unternehmens aus dem schleswig-holsteinischen Itzehoe, in den die Projektgesellschaften einbezogen werden, sei erneut positiv, ergänzte von Stechow, er wollte aber der Testierung nicht vorgreifen. 2022 betrug er gut 32 Millionen Euro bei 131 Millionen Euro Umsatz (2023: 110 Millionen).

Umspannwerke viermal teurer als 2021

„Wir sind ein kerngesundes, solides und stabiles Unternehmen“, bilanzierte Henning von Stechow. Er führte den Erfolg darauf zurück, dass „wir die Kostenseite managen können“. Die „Explosion auf der Aufwandsseite für die Projektentwicklung“ sei „eine Herausforderung für die ganze Branche“.

Seit 2021 hätten sich die Preise für Windturbinen um 40 bis 60 Prozent erhöht, jene für Umspannwerke hätten sich vervierfacht. Zudem seien die Zinsen heuer dreimal höher als damals. Die Eigenkapital-Quote stieg stetig von 29 Prozent im Jahr 2019 auf 43 Prozent im vorigen Jahr.

Mehr Mitglieder − und weniger

Die Mitgliederzahl der größten Energiegenossenschaft Deutschlands und vielleicht auch weltweit steigt monatlich in der Zwölf-Monats-Betrachtung kontinuierlich und erreichte Ende März 39.679. Ende 2023 waren es allerdings 40.142. Von Stechow erklärte den Effekt damit, dass Genossenschaftsanteile immer aufs Jahresende gekündigt werden. Viele Kündigungen stammten von Erben verstorbener Genossen.

2023 hatten sich die Mitglieder, von denen viele 2015 bei der Rettung aus der Insolvenz der Vorgängergesellschaft finanziell bluten mussten, aus dem Spitzenjahr 2022 einen Schluck aus der Pulle gegönnt: Sie beschlossen eine Dividendenrendite von 9 Prozent. Sonst liegt sie bei 3 bis 5 Prozent. Die Rückkehr zu einer Rendite in dieser Spannbreite will der Vorstand der Generalversammlung im Juni vorschlagen.

Per Saldo spülten neue und alte Mitglieder voriges Jahr 24 Millionen Euro Geschäftsguthaben in die eG, die sich am Ende auf 240 Millionen Euro summierten. Die eG finanziert damit die Erneuerbaren-Vorhaben der Projekttöchter.

Weiter Ziel: 2 Milliarden kWh Grünstrom 2030

Die Projektpipeline an Erneuerbaren-Anlagen in Deutschland, Finnland, Polen und Spanien beläuft sich derzeit auf eine Leistung von 5.000 MW, davon alleine gut 1.400 MW Windparks in Finnland. 636 MW befinden sich in fortgeschrittenen Planungsstadien, darunter erstmals eine Biomethan-Anlage mit 6 MW elektrisch in Deutschland. In Spanien ist der Einstieg in PV realisiert.

Vorständin Beyer, die unter anderem das Projektgeschäft verantwortet, bekräftigte das Ziel von Prokon, 2030 rund 2 Milliarden kWh Grünstrom zu erzeugen. 2023 waren es 1,2 Milliarden kWh aus 58 Windenergieanlagen. Die installierte Leistung soll stark anziehen: 2023 und 2024 zusammen sollen 60 MW in Betrieb gehen, 2025 bis 2030 schon 560 MW.

Ökostrom-Partnerschaft mit Baywa Re

Von Stechow setzte bei der Frage nach dem Konzept für ausgeförderte, über 20 Jahre alte Erneuerbaren-Anlagen (Ü20-Anlagen) einen Akzent in der Greenwashing-Debatte rund um Ökostrom. „Niemand hat diese Konsequenz eines 100-prozentig erneuerbaren Angebots wie wir“, behauptete von Stechow. „Tricks“ mit Herkunftsnachweisen aus norwegischer Wasserkraft lehnt Prokon ab. 

Die 100 Prozent aus Erneuerbaren erreicht Prokon laut von Stechow, indem sie den Strom aus ihren Ü20-Anlagen an den grünen Direktvermarkter Baywa Re liefert, der mit einem Fünftel davon alle 20.000 Prokon-Haushaltskunden zurückbeliefert.

Erschöpft sich Bürgerbeteiligung in Prokon-Anteilen?

Vorständin Beyer macht sich mit ihrem Team Gedanken darüber, wie Prokon die Bürger stärker an der Energiewende beteiligt. Bisher galt lediglich der Verweis darauf, doch „am allereinfachsten“ (von Stechow) sich an Prokon zu beteiligen. Doch „lokal“, räumt Katharina Beyer ein, werde ein „Mehr an Bürgerbeteiligung“ gefordert. Auch bei den freiwilligen 0,2 Ct/kWh an Standortkommunen prüft Prokon noch, ob es zur Zahlung bereit ist. 

Dienstag, 30.04.2024, 16:52 Uhr
Georg Eble

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