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Quelle: Megatrend Wärmewende
Susanne Harmsen
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Donnerstag, 27.06.2024, 16:40 Uhr
Veranstaltung
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Datenaustausch und Finanzen bremsen Wärmeplanung
Auf der Konferenz „Megatrend Wärmewende“ in Berlin besprachen Fachleute die Herausforderungen auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Heizsysteme. Es fehle an Geld und Daten.
In Berlin tagten vom 27. bis 28. Juni Experten zum „Megatrend Wärmewende“. Dabei ging es vor allem um die Umsetzung klimafreundlicher Heizsysteme in den Kommunen. In seinem Grußwort an die Tagung bedauerte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium, Stefan Wenzel (Grüne), dass die Wärmewende zu lange vernachlässigt worden sei. „Der Weg zur treibhausgasfreien Wärmeversorgung in Deutschland ist noch lang“, sagte er.

Immerhin habe der Bund mit dem Gesetz zur Kommunalen Wärmeplanung (KWP) und dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) einen Rahmen abgesteckt. Nunmehr seien die Kommunen gefragt. Sie seien auf ihre Stadtwerke, die Netzbetreiber, Ingenieurbüros und die Mitarbeit der Bevölkerung angewiesen. „Die Wärmeplanung sorgt für eine abgestimmte Planung und Entwicklung aller Energienetze vor Ort sowie die Wärmebereitung durch die Versorger“, sagte Wenzel.

Zu wenig Geld vom Bund

Wo keine zentralen Angebote gemacht werden können, müssten individuelle Lösungen gefunden werden. „Die Wärmeplanung kann auch Prüfgebiete identifizieren, wo erst weiter untersucht werden muss, um eine Entscheidung zu treffen“, begründete er, dass es nicht sofort Antwort auf alle Fragen geben werde. Kommunen und Länder werden mit Beratung und Fördergeld vom Bund unterstützt, unterstrich der Staatssekretär.

Ein Diskussionsteilnehmer rechnete vor, dass es nur 500 Millionen Euro für fünf Jahre vom Bund gibt. „Geteilt durch 11.000 Kommunen bedeutet nur 10.000 Euro pro Kommune, das ist viel zu wenig, selbst wenn sich kleine Gemeinden zusammenschließen“, kritisierte er. Viele Kommunen seien auch ohnehin schon verschuldet und hätten es daher schwer, andere Finanzierungsmöglichkeiten zu erschließen, gab ein Praktiker zu bedenken.
 
 
Beratungsangebot für Kommunen

Corinna Enders, Geschäftsführerin der Deutschen Energie-Agentur (Dena), bot Kommunen die Unterstützung des Kompetenzzentrums Kommunale Wärmewende (KWW) in Halle/Saale an. Es sei herausfordernd, die heute 102 Millionen Tonnen CO2 aus dem Wärmebereich bis 2030 auf nur noch 68 Millionen Tonnen zu senken. „Dafür müssen zwei Maßnahmen koordiniert erfolgen: durch energetische Sanierung den Bedarf der Gebäude verringern und andere Energiequellen erschließen“, umriss sie.

Leider betrage die Sanierungsquote statt der notwendigen 2 Prozent aller Gebäude in Deutschland noch immer nur 0,7 Prozent, auch wegen hoher Baukosten, bedauerte Enders. Durchschnittlich seien die Gas- und Ölheizungen im Land derzeit 20 Jahre alt. Dies könnte ein Hebel werden, bei ihrem Ersatz gleich auf erneuerbare Technologien umzusteigen, hofft die Dena-Chefin und richtet sich dabei auch an die Adresse der örtlichen Anbieter. Enders bestätigte, dass die finanzielle Unterstützung für die Kommunen noch nicht ausreiche, rief aber dazu auf, „den bestehenden Rahmen zu nutzen und loszulegen“.

Enders riet Kommunen, in allen heute schon eindeutigen Gebieten, wo klar sei, dass ein Wärmenetz kommt oder mit Sicherheit nicht, dies früh zu kommunizieren. Dann könnten sich Gebäude-Eigentümer darauf einstellen und anfangen, selbst aktiv zu werden.

Aus dem Publikum wurde dieser Aufruf unterstützt, mit der Erfahrung, dass dies auch Handwerksbetrieben und Beratern die Chance gibt, frühzeitig auf Kunden zuzugehen. Es könne auch sinnvoll sein, Übergangslösungen bereitzuhalten, um zwei oder drei Jahre zwischen defekter alter Heizung und Anschluss ans Netz zu überbrücken.
 
Mangelnde Energieeffizienz von Gebäuden behindert die Wärmewende -
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Quelle: Dena

Datenaustausch: Rechtsfragen noch zu klären

Enders gab schließlich zu bedenken, dass noch ein gesetzlicher Rahmen und die technische Umsetzung fehlen, damit die Beteiligten am neuen Energiesystem sicher ihre Daten zwischen Energieerzeugern, Durchleitern und Verbrauchern austauschen können. Dies sei aber für die Wärmeplanung dringend erforderlich. Die Dena wolle demnächst zu diesem Datenaustausch einen Vorschlag unterbreiten, kündigte Enders an.

Von rechtlicher Seite betonte Olaf Däuper, Rechtsanwalt bei Becker Büttner Held (BBH), dass das WPG die Kommunen und Versorger nicht verpflichte, als sinnvoll identifizierte Wärmenetze auch zu errichten. Zugleich bestehe - bis auf lokale Besonderheiten wie Ortssatzungen - kein Anschluss- und Benutzungszwang für Gebäudebesitzer. Bereits erfolgte Wärmeplanungen hätten Bestand und müssten erst im Zuge ohnehin erforderlicher Aktualisierungen an die im KWP geforderte Form angepasst werden, sagte Däuper.
 
 
Praxiserfahrungen aus München

Praxiserfahrungen von den Stadtwerken München (SWM) brachte Karin Thelen, Geschäftsführerin für regionale Energiewende, ein. So habe die Stadt bereits einen Fahrplan für die Wärmewende, vielfach gestützt auf Geothermie.

Es sei hilfreich, dass die Stadtwerke viele Bereiche der Daseinsvorsorge in einem Unternehmen verantworten, darunter auch Wasser und Abwasser. Das sorge für kurze Wege und Synergien zum Beispiel bei der Wärmenutzung aus Abwasser. Herausfordernd sei selbst für ein so großes Unternehmen wie die SWM die Finanzierung der Investitionen sowie die Koordination der Baumaßnahmen in der Enge der Stadt, sagte Thelen.