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Multiterminal-Hub mit Schaltanlagen, Konverter und Umspannwerk. Quelle: ÜNB
Günter Drewnitzky
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Montag, 15.07.2024, 13:39 Uhr
Stromnetz
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Drehkreuze sollen Gleichstromnetz flexibler machen
Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) wollen die neuen Höchstspannungs-Gleichstromtrassen miteinander verknüpfen. Multiterminal-Hubs sollen es möglich machen.
Ein wichtiges Gemeinschaftsprojekt für die Energiewende wollen die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber, 50 Hertz, Amprion, Tennet und Transnet BW realisieren. In einer Innovationspartnerschaft mit Siemens Energy, GE Vernova und Hitachi Energy sollen erstmals Multiterminal-Hubs mit Gleichstrom-Leistungsschaltern entwickelt werden, über die die neuen Höchstspannungs-Gleichstromverbindungen (HGÜ) zusammengeschaltet werden können.

Das technische Konzept sei, wie es in einer Mitteilung der Unternehmen heißt, europaweit einzigartig und stelle einen „wichtigen Schritt auf dem Weg zur Realisierung des Klimaneutralitätsnetzes der Zukunft dar“. Die ersten Projekte sind für die landseitige Anbindung von Offshore-Windkraft-Parks im Norden der Republik geplant.

Tim Meyerjürgens, COO von Tennet: „Mit dieser Partnerschaft bündeln wir unsere Kräfte und gestalten gemeinsam die Infrastruktur der Zukunft. Allein in der deutschen Nordsee sind 70 Gigawatt Offshore-Windenergie geplant, die nicht nur effizient an Land gebracht, sondern auch möglichst flächen- und kostensparend im ganzen Land verteilt werden müssen. Gleichzeitig steigen durch die weitere Integration erneuerbarer Energien die Anforderungen an die Netzstabilität und Versorgungssicherheit.“ Man setze daher auf neue innovative Technologien und realisiere erstmals ein großflächig vermaschtes Gleichstromnetz. „Gemeinsam ebnen wir so den Weg für das Klimaneutralitätsnetz.“

Stefan Kapferer, Geschäftsführer von 50 Hertz: „Der Schlüssel zur Klimaneutralität ist die Elektrifizierung unserer Gesellschaft mit Strom aus erneuerbaren Energien. Im Rahmen der nun geschlossenen Innovationspartnerschaft haben sich die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber mit den führenden Technologieunternehmen aus dem Bereich zusammengeschlossen, um einen gemeinsamen, europäischen Standard für intelligente Stromdrehkreuze zu entwickeln.“ Damit werde die Resilienz des gesamten europäischen Netzes gestärkt und die Versorgungssicherheit, Flexibilität und Stabilität erhöht.

„Neue und bahnbrechende HGÜ-Lösung“

Hendrik Neumann, CTO von Amprion: „Innovationen sind entscheidend für die Erreichung der ambitionierten Klimaziele. Daher treiben wir als Übertragungsnetzbetreiber aktiv technologische Fortschritte voran.“ Die gemeinsame Innovationspartnerschaft nannte er einen wichtigen Baustein für eine nachhaltige, bezahlbare und sichere Energiezukunft in Deutschland und Europa.

Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von Transnet BW: „Dank der innovativen Vermaschung der Stromleitungen werden wir zukünftig den Flächenbedarf und Neubau von Anlagen minimieren und die Kosten für die Verbraucherinnen und Verbraucher stabil halten – und damit die Akzeptanz der Energiewende fördern.“ Ohne eine breite Akzeptanz in der Gesellschaft, so Götz, sei die Generationenaufgabe der Energiewende nicht zu schultern.

Tim Holt, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy, sprach von einem strategisch wegweisenden Projekt und einem weiteren Schritt, um die HGÜ-Technologien flexibel und effizient einzusetzen. Johan Bindele, Head of Grid Systems Integration bei GE Vernova’s Grid Solutions Business, sieht darin eine „neue und bahnbrechenden HGÜ-Lösung für die effiziente Integration erneuerbarer Energien. Diese wirklich bedeutende Innovation könnte die Art und Weise, wie wir Strom liefern, grundlegend verändern.“ Andreas Schierenbeck, CEO von Hitachi Energy, verwies darauf, dass die HGÜ-Technologie vor 70 Jahren von seinem Unternehmen entwickelt wurde.
 
Die DC-Schaltanlage ist das Herzstück des Multiterminal-Hubs.
Hier werden die Gleichstromleitungen direkt miteinander verknüpft,
um Energie flexibel und nach Bedarf zu lenken.
Quelle: ÜNB
 

Als Herzstück der Gleichstrom-Multiterminal-Hubs gelten die DC-Schaltanlagen mit ihren Leistungsschaltern. Sie ermöglichen eine effiziente Nutzung und Verteilung sehr großer Mengen Windstroms von der Nordseeküste, weil sie Gleichstromleitungen miteinander verknüpfen, sodass die flexibel dorthin gebracht werden kann, wo sie gebraucht wird. Dadurch entstehen erstmals Höchstspannungs-Gleichstrom-Netze, die eine bessere Auslastung der Leitungen bewirken und gleichzeitig das bestehende Wechselstromnetz als Backbone der Energieübertragung unterstützen können.

Dank der Verknüpfung von Stromleitungen können der Flächenbedarf und der Bau neuer Anlagen reduziert werden, was wiederum bedeutet, dass Eingriffe in die Umwelt minimiert und die Energiekosten stabilisiert werden.