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In den Planungen zum Wasserstoff-Kernnetz sollte eine Leitung von der Ostsee nach Ketzin in Brandenburg gehen. Netzbetreiber Ontras streicht die 180 km aus wirtschaftlichen Gründen.
Im Antrag der Netzbetreiber für das Wasserstoff-Kernnetz fehlt eine ursprünglich geplante Leitung von Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) nach Ketzin (Brandenburg). Darüber äußerte sich in der ARD der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Meyer (SPD) überrascht. Die Entscheidung traf der Gasnetzbetreiber Ontras in Abstimmung mit den anderen Fernleitungsnetzbetreibern aus wirtschaftlichen Gründen, wie ein Sprecher gegenüber
E&M erläuterte.
Hintergrund sind die gemeinsamen Planungen für das Wasserstoff-Kernnetz. Dabei hätten die verschiedenen Gasnetzbetreiber ihre Leitungen und Pläne miteinander abgeglichen und das gesamte H2-Netz modelliert. Dabei stellte sich heraus, dass die bereits vorhandene Erdgasleitung von Güstrow nach Ketzin nicht wie geplant umgestellt werden kann, sondern ein Neubau von rund 180 Kilometern erforderlich wäre. „Das kostete 80 Prozent mehr als eine Umstellung vorhandener Infrastruktur“, so der Ontras-Sprecher.
Alternativroute über Greifswald nach BrandenburgStattdessen will der Fernleitungsnetzbetreiber Gascade eine Leitung von Rostock Richtung Greifswald bauen. Von dort kann der Wasserstoff aus dem Norden durch die sogenannte Opal-Leitung gen Süden (Wasserstoff-FLOW-Projekt) transportiert werden, die größtenteils schon existiert. Wirtschaftsminister Meyer fühlte sich düpiert, weil es für die Ontras-Leitung schon Förderzusagen über eine halbe Milliarde Euro gab, die erst am 15. Juli 2024 symbolisch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) übergeben worden waren.
Ontras begründet, dass die IPCEI-Förderung (Important Project of Common European Interest) schon vor Jahren beantragt werden musste. Die Zusage bedeutet, dass das Unternehmen erst nach Errichtung der Leitungen die Kosten anteilig erstattet bekommt, zu 70 Prozent vom Bund und zu 30 Prozent vom Land. „Wir führen derzeit Gespräche mit den Fördermittelgebern, wie wir weiter verfahren“, so der Ontras-Sprecher.
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Das geplante Wasserstoff-Kernnetz im Ontras-Gebiet - Zur Vollansicht bitte auf das Bild klicken Quelle: Ontras |
Ontras steuert zunächst 600 Kilometer zum Kernnetz beiSein Unternehmen wolle die anderen am Startnetz beantragten Leitungen errichten, die ersten 600 km in den nächsten Jahren. Dazu gehören eine Ost-West-Verknüpfung „Green Octopus“ nach Salzgitter und die Anbindung Leipzigs (früher Projekt LHyVE Wasserstoffring um Leipzig). „Die Bundesnetzagentur sollte bis zum 23. September die Bestätigung des jetzt gestellten Antrags für das Wasserstoff-Kernnetz genehmigen“, erklärte der Sprecher. Darin könnte sie z. B. zusätzliche Leitungen fordern.
Insgesamt plane Ontras aktuell insgesamt 1.100 km Wasserstoffleitungen. Es sei wegen der allmählichen Entwicklung der Produzenten und Abnehmer aber sinnvoll, dass der Rest erst über den verknüpften Netzentwicklungsplan für Erdgas und Wasserstoff in zwei Jahren weiter geplant wird.
Ab 2027 sollen in Rostock und Güstrow mehrere Elektrolyseure in Betrieb gehen, die Wasserstoff aus Windstrom von der Ostsee herstellen. Für die kurze Anbindungsleitung dieser Standorte an die Ost-West-Verbindung von Rostock Richtung Greifswald führe Ontras die Vorplanungen weiter und bereite die notwendigen Genehmigungsverfahren vor, versicherte der Sprecher.
Mittwoch, 7.08.2024, 15:49 Uhr
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