Warum Scope 4 Emissionen entscheidend sind, um den Beitrag von Erneuerbaren Energien zur Emissionsvermeidung zu messen, erklärt *Benjamin Arndt von der Aquila Group.
Wenn wir über Klimaschutz reden, kommen wir um Zahlen nicht herum. In der Wirtschaft sprechen wir oft von direkten und indirekten Emissionen, auch bekannt als Scope 1, 2 und 3 Emissionen, die die Umweltbilanz von Unternehmen messbar machen.
Doch gerade bei der Dekarbonisierung bleibt ein wichtiger Messwert oft unberücksichtigt: Jene Emissionen, die gar nicht erst entstehen, weil klimafreundliche Technologien wie Wind- und Solarkraftwerke fossile Brennstoffe ersetzen. Diese „vermiedenen Emissionen“, auch bekannt als Scope 4 Emissionen, spielen in der Nachhaltigkeitstransformation eine entscheidende Rolle. Wenn wir den tatsächlichen Beitrag von Erneuerbaren Energien zum Klimaschutz sichtbar machen wollen, benötigen wir zwingend eine Messgröße, die uns hierzu Antworten liefert.
Die unsichtbare Wirkung erneuerbarer EnergienScope 4 Emissionen werden in CO2-Äquivalenten gemessen und spiegeln in der Praxis die Emissionen wider, die durch den Einsatz von Technologien vermieden werden. Ein Beispiel: Während der Bau eines Windparks zunächst Emissionen verursacht – etwa durch die Herstellung und den Transport von Materialien –, sorgt der Betrieb langfristig für die Vermeidung von Emissionen, die ansonsten durch konventionelle, fossile Energiequellen wie Kohlekraftwerke entstanden wären. Dieser Aspekt wird bei herkömmlichen Emissionsmessungen jedoch weiterhin oft übersehen (siehe Grafik). Denn im Gegensatz zu Scope 1 bis 3 Emissionen sind Scope 4 Emissionen bislang nicht berichterstattungspflichtig.
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Quelle: Aquila Group |
Dabei würde sich die Einführung von Scope 4 Emissionen gerade für Unternehmen auszahlen. Wir bei der Aquila Group beispielsweise können durch ihre Nutzung ein vollständigeres Bild der Klimawirkung von erneuerbaren Energien gewinnen. Und nicht nur das: Die Messgröße ermöglicht es, den tatsächlichen Beitrag von Projekten zur Emissionsvermeidung entlang der Wertschöpfungskette zu quantifizieren. Dies kann Investoren dazu motivieren, in klimafreundliche Technologien zu investieren.
Positives Handeln messbar machenWie dringlich es ist, eine solche Kennzahl einzuführen, unterstreichen auch die jüngsten CO2-Emissionsdaten. Alleine im Jahr 2023 wurden weltweit 410 Millionen Tonnen zusätzliches CO2 in die Atmosphäre freigesetzt – ein Anstieg von 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieser Trend widerspricht dem wissenschaftlichen Konsens, dass die Emissionen bis 2050 auf null reduziert werden müssen.
Auch hier können Scope 4 Emissionen wichtige Anreize schaffen: Sie machen den Beitrag erneuerbarer Technologien zur Vermeidung von Emissionen sichtbar und helfen, die Lücke zwischen den tatsächlichen und notwendigen Investitionen zu schließen.
Zur Berechnung von Scope 4 Emissionen berücksichtigen wir bei der Aquila Group die gesamte Lebensdauer unserer Anlagen. Zudem verwenden wir Szenarien der Internationalen Energieagentur, um zukünftige Strommixe und deren Emissionsintensität zu prognostizieren. Diese Analysen sind komplex, aber notwendig, um das Vermeidungspotenzial unserer Erneuerbare-Energien-Anlagen abzuschätzen und den Wert unserer Investitionen zu erkennen.
Denn es zeigt sich: Mit präziseren Daten zu vermiedenen Emissionen können wir nicht nur den Beitrag zum Klimaschutz besser bewerten, sondern auch gezielter in diejenigen Technologien investieren, die für eine nachhaltige Zukunft notwendig sind.
Unser Ziel ist es, diese Methodik weiterzuentwickeln und die Ergebnisse zu standardisieren, um Investitionen in die Energiewende noch gezielter lenken zu können.
*Benjamin Arndt, Manager ESG bei der Aquila Group. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg ist spezialisiert auf Investitionen, die zur globalen Dekarbonisierung beitragen. |
Benjamin Arndt Quelle: Aquila Group |
Donnerstag, 1.08.2024, 10:48 Uhr
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