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Energie & Management > Wasserstoff - Wasserstoff zum Heizen mit wenig Potential
Quelle: iStock/Frank Harms
Wasserstoff

Wasserstoff zum Heizen mit wenig Potential

Eine Untersuchung über die Rolle von Wasserstoff im Gebäudesektor kommt zum Ergebnis: Der Brennstoff ist überschätzt.
„Das Fazit: Im Vergleich lassen sich keine wirtschaftlichen Vorteile für den Einsatz von Wasserstoff gegenüber einer Luft-Wasser-Wärmepumpe nachweisen.“ Eindeutig ist das Urteil der Forschungsgruppe Ariadne, die im Rahmen der Kopernikus-Projekte mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums die Energiewende untersucht. Nach dem Durchspielen verschiedener Szenarien sind die Forscher zum Schluss gekommen, dass Wasserstoff „lediglich einen untergeordneten Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität im Gebäudebereich leisten kann“. 

Anbieten würde sich Wasserstoff dabei im Bereich der zentralen Wärmeerzeugung wie bei der Fernwärme. Die Vorteile liegen aber dabei eher bei der Entlastung und Stabilisierung der Stromnetze, wie das durch KWK-Anlagen ermöglicht wird, anstatt Haushalten einen finanziellen Vorteil zu bringen.

Bei der dezentralen Wärmeerzeugung sind die Forscher skeptischer. Zwar ist die technische Umstellung einer (Erdgas-)Heizung auf wasserstofffähige Brenner durchaus möglich. Doch sie zweifeln daran, dass für den Transport die Leitungen „in signifikanten Umfang“ von Erdgas aus Wasserstoff umgestellt werden. 

Wärmepumpe klar im Vorteil

In den kommenden zehn Jahren sehen die Forscher in Ein- und Zweifamilienhäuser generell keine Vorteile der Wasserstofftechnik gegenüber einer Luft-Wasser-Wärmepumpe – vor allem, wenn die Häuser schon älter sind. Zwar werde die Nutzung von Wasserstoff in Neubauten voraussichtlich nicht teurer als die Wärme aus anderen Quellen. „Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn der Wasserstoff in Deutschland erzeugt wird und erhebliche Kostensenkungspotentiale bei der H2-Erzeugung gehoben werden“, heißt es weiter. 

In ihren Fallbeispielen konnten die Forscher „keine ökonomische Vorteilhaftigkeit des Einsatzes von Wasserstoff in der klimaneutralen dezentralen Wärmeversorgung nachweisen“. Heißt: Der Einsatz lohnt sich monetär nicht wirklich. Trotzdem wiesen die Studienersteller darauf hin, dass Wasserstoffnutzung im Gebäudebereich einen – wenn auch untergeordneten – Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität leisten könne. 

Die Forscher der Ariadne sehen die Wärmepumpe vor allem bei älteren Wohneinheiten im Vorteil. „Bei der hier durchgeführten Untersuchung zeigt sich, dass der Kostenvorteil der Wärmepumpe besonders im Altbau gilt, wo im Diskurs oftmals der Vorteil der Wasserstoffnutzung aufgrund von bestehenden Gasanschlüssen und der vermeintlich schlechten Effizienz der Wärmepumpen betont wird.“

Bei Neubauten denkbar, aber...

Bei Neubauten, vor allem wenn es sich um Niedrigenergiehäuser handelt, „erscheint die Wasserstoffnutzung noch eher rentabel als im Altbau“, heißt es weiter. Allerdings habe auch hier die Wärmepumpe Vorteile, da kein Gasanschluss benötigt werde und Strom sowieso vorhanden sei. 

Die Kopernikus-Projekte sind Energie-Forschungsprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. In den Kopernikus-Projekten forschen insgesamt 160 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen. Das Projekt Ariadne analysiert, welche politischen Maßnahmen geeignet sein könnten, damit die Bundesrepublik ihre Klimaschutzziele erreichen kann.

Die Studie „Die Rolle von Wasserstoff im Gebäudesektor: Vergleich technischer Möglichkeiten und Kosten defossilisierter Optionen der Wärmeerzeugung“ kann auf der Internetseite von Ariadne heruntergeladen werden. 

Dienstag, 7.09.2021, 17:14 Uhr
Stefan Sagmeister
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Quelle: iStock/Frank Harms
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Eine Untersuchung über die Rolle von Wasserstoff im Gebäudesektor kommt zum Ergebnis: Der Brennstoff ist überschätzt.
„Das Fazit: Im Vergleich lassen sich keine wirtschaftlichen Vorteile für den Einsatz von Wasserstoff gegenüber einer Luft-Wasser-Wärmepumpe nachweisen.“ Eindeutig ist das Urteil der Forschungsgruppe Ariadne, die im Rahmen der Kopernikus-Projekte mit Unterstützung des Bundesforschungsministeriums die Energiewende untersucht. Nach dem Durchspielen verschiedener Szenarien sind die Forscher zum Schluss gekommen, dass Wasserstoff „lediglich einen untergeordneten Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität im Gebäudebereich leisten kann“. 

Anbieten würde sich Wasserstoff dabei im Bereich der zentralen Wärmeerzeugung wie bei der Fernwärme. Die Vorteile liegen aber dabei eher bei der Entlastung und Stabilisierung der Stromnetze, wie das durch KWK-Anlagen ermöglicht wird, anstatt Haushalten einen finanziellen Vorteil zu bringen.

Bei der dezentralen Wärmeerzeugung sind die Forscher skeptischer. Zwar ist die technische Umstellung einer (Erdgas-)Heizung auf wasserstofffähige Brenner durchaus möglich. Doch sie zweifeln daran, dass für den Transport die Leitungen „in signifikanten Umfang“ von Erdgas aus Wasserstoff umgestellt werden. 

Wärmepumpe klar im Vorteil

In den kommenden zehn Jahren sehen die Forscher in Ein- und Zweifamilienhäuser generell keine Vorteile der Wasserstofftechnik gegenüber einer Luft-Wasser-Wärmepumpe – vor allem, wenn die Häuser schon älter sind. Zwar werde die Nutzung von Wasserstoff in Neubauten voraussichtlich nicht teurer als die Wärme aus anderen Quellen. „Diese Rechnung geht aber nur auf, wenn der Wasserstoff in Deutschland erzeugt wird und erhebliche Kostensenkungspotentiale bei der H2-Erzeugung gehoben werden“, heißt es weiter. 

In ihren Fallbeispielen konnten die Forscher „keine ökonomische Vorteilhaftigkeit des Einsatzes von Wasserstoff in der klimaneutralen dezentralen Wärmeversorgung nachweisen“. Heißt: Der Einsatz lohnt sich monetär nicht wirklich. Trotzdem wiesen die Studienersteller darauf hin, dass Wasserstoffnutzung im Gebäudebereich einen – wenn auch untergeordneten – Beitrag zum Erreichen der Klimaneutralität leisten könne. 

Die Forscher der Ariadne sehen die Wärmepumpe vor allem bei älteren Wohneinheiten im Vorteil. „Bei der hier durchgeführten Untersuchung zeigt sich, dass der Kostenvorteil der Wärmepumpe besonders im Altbau gilt, wo im Diskurs oftmals der Vorteil der Wasserstoffnutzung aufgrund von bestehenden Gasanschlüssen und der vermeintlich schlechten Effizienz der Wärmepumpen betont wird.“

Bei Neubauten denkbar, aber...

Bei Neubauten, vor allem wenn es sich um Niedrigenergiehäuser handelt, „erscheint die Wasserstoffnutzung noch eher rentabel als im Altbau“, heißt es weiter. Allerdings habe auch hier die Wärmepumpe Vorteile, da kein Gasanschluss benötigt werde und Strom sowieso vorhanden sei. 

Die Kopernikus-Projekte sind Energie-Forschungsprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. In den Kopernikus-Projekten forschen insgesamt 160 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen. Das Projekt Ariadne analysiert, welche politischen Maßnahmen geeignet sein könnten, damit die Bundesrepublik ihre Klimaschutzziele erreichen kann.

Die Studie „Die Rolle von Wasserstoff im Gebäudesektor: Vergleich technischer Möglichkeiten und Kosten defossilisierter Optionen der Wärmeerzeugung“ kann auf der Internetseite von Ariadne heruntergeladen werden. 

Dienstag, 7.09.2021, 17:14 Uhr
Stefan Sagmeister

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