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Green Planet Energy hat zur Diskussion über Investitionsmodelle für erneuerbare Energien einen Vorschlag gemacht. Es geht um eine Kombivariante.
Die EU schreibt künftig einen Rückzahlungsmechanismus vor, sobald die Betreiber von geförderten Erneuerbare-Energien-Anlagen eine festgelegte Erlösobergrenze überschreiten. Dazu diskutiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) aktuell verschiedene Möglichkeiten. Alle Optionen sehen allerdings vor, dass die Betreiber zum Investitionszeitpunkt entscheiden müssen, ob sie ihre Anlage über die EEG-Förderung finanzieren oder ein langfristiges Power Purchase Agreement (PPA) abschließen.
Die Neuregelung soll ein Rosinenpicken verhindern, also dass die Anlagenbetreiber wie bisher – je nach Strompreis – zwischen marktlicher und staatlicher Absicherung wechseln können. Das wäre während des Betriebs dann nicht mehr gestattet – allerdings mit gravierenden Folgen.
„Es ist essentiell, dass PPAs weiterhin echten Grünstrom ermöglichen“, sagt Carolin Dähling, Leiterin Politik und Kommunikation bei der Energiegenossenschaft Green Planet Energy, die früher Greenpeace Energy hieß. Sie seien unverzichtbar für die direkte Beschaffung von grünem Strom. Für eine verlässliche und kostengünstige Finanzierung brauche es daher ein Modell, das die staatliche Absicherung über Contracts for Difference (CfDs) klug mit kurzfristigen Grünstrom-PPA kombiniert. „Diese Flexibilität, zwischen marktlicher und staatlicher Absicherung zu wechseln, sollte unbedingt beibehalten bleiben“, so Dähling.
PPA sind Direktverträge zwischen den Betreibern und Unternehmen – mit entsprechenden grünen Herkunftsnachweisen. Bei der staatlichen EEG-Vergütung verliert der Strom hingegen seine grüne Eigenschaft.
Flexibilität mit „relativer Abschöpfung“
„Aus der berechtigen Sorge, dass die Wechseloption zum Umgehen der Abschöpfung führen könnte, darf kein Aus für kurzfristige Grünstrom-PPAs werden“, betont Dähling. Green Planet Energy hatte deshalb das Beratungsunternehmen Guidehouse beauftragt, zu untersuchen, wie verhindert werden kann, dass Betreiber in Zeiten mit niedrigen Marktpreisen von der staatlichen Vergütung profitieren, bei hohen Marktpreisen dann aber in ein lukrativeres PPA wechseln. Mit der relativen Abschöpfung wurde nach Ansicht Dählings ein passendes Modell gefunden.
Es soll verhindern, dass Anlagenbetreiber die Abschöpfung umgehen, denn potenzielle Mehrerlöse werden auch in der förderfreien Vermarktung prozentual abgeschöpft. Für Anlagenbetreiber, so Green Planet, sei das Modell weiterhin attraktiv, denn sie würden die volle Flexibilität behalten, monatlich zwischen der staatlichen und marktlichen Absicherung zu wählen. Energieversorger könnten ihr Beschaffungsportfolio durch die Wechseloption optimal an den Bedarf ihrer Kundinnen und Kunden anpassen und sich gegen Preis- und Versorgungsrisiken absichern. Das würde auch zu niedrigeren Strompreise führen.
Carolin Dähling: „Mit der Studie wird eine wichtige Lücke gefüllt, denn genau diese Kombination aus staatlicher und marktlicher Absicherung fehlt im Optionenpapier des Bundeswirtschaftsministeriums. Dadurch ist aktuell unklar, wie die staatliche Förderung mit privat finanzierten Grünstrom-PPAs zusammenspielen. Bei der Umstellung auf ein neues Refinanzierungssystem können wir uns keine Unsicherheit für den PPA-Markt leisten.“ Anstatt mit einer reinen Investitionskostenförderung die Finanzierung völlig umzukrempeln, ermögliche der Vorschlag der relativen Abschöpfung eine konsistente Integration der Erneuerbaren in die Energiemärkte und baue auf etablierte Marktprozesse auf.
Mittwoch, 11.09.2024, 14:35 Uhr
Günter Drewnitzky
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