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Energie & Management > Stromnetz - Anschluss-Ampel auf Rot in Oranienburg
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stromnetz

Anschluss-Ampel auf Rot in Oranienburg

Die Stadtwerke Oranienburg genehmigen keine Hausanschlüsse ans Stromnetz mehr. Der Betreiber des vorgelagerten Netzes könne keine zusätzliche Leistung zur Verfügung stellen, heißt es.
Der Strombedarf ist schnell gewachsen, zu schnell für die Infrastruktur. Die Stadtwerke Oranienburg klagen jetzt über einen Kapazitätsengpass im vorgelagerten Hochspannungsnetz. Die Klage reicht von Brandenburg bis nach Bonn. Dieser Tage hat der Versorger nach eigener Aussage die Bundesnetzagentur darüber informiert, dass im Hochspannungsnetz „keine ausreichende Leistung für die wachsende Stadt“ zur Verfügung gestellt werden könne.

„Damit sind die Versorgungsmöglichkeiten in der Stadt Oranienburg ausgeschöpft“, sagt Stadtwerke-Chef Peter Grabowsky. Am Umspannwerk des Hochspannungsnetz-Betreibers könne die seit mehr als einem Jahr angeforderte zusätzliche Kapazität nicht bereitgestellt werden.

Folge: Der kommunale Versorger sieht sich außer Stande, Neuanmeldungen von Hausanschlüssen oder Leistungserhöhungen zu genehmigen, denn dann sei das Stromnetz nicht stabil zu halten. Betroffen seien etwa Anschlüsse von Wärmepumpen oder Ladetechnik für Elektrofahrzeuge. Auch neue Gewerbe- und Industrieflächen könnten gegenwärtig nicht an das Verteilnetz angeschlossen und mit Strom beliefert werden.

Doch ist dieses Verhalten rechtens? Grundsätzlich bestehe für Netzbetreiber die allgemeine Pflicht, Anschlussbegehrende an ihr Netz anzuschließen, stellt die Bundesnetzagentur auf Anfrage von E&M klar. Dies gelte auch für steuerbare Verbraucher wie Wärmepumpen oder Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge. Ein Behördensprecher betont: „Nach der kürzlich veröffentlichten 14a-Festlegung (BK6-22-300) darf der Verteilernetzbetreiber den Anschluss steuerbarer Verbraucher nicht mit dem Verweis auf mangelnde Kapazität im Netz ablehnen oder verzögern, da diese zur Teilnahme an der netzorientierten Steuerung verpflichtet sind.“

Die Behörde weist zudem darauf hin, dass Netzbetreiber ihr Netz vorausschauend „zu ertüchtigen“ haben, „um grundsätzlich Problemen mit mangelnder Kapazität vorzubeugen“. Teil der Sachverhaltsaufklärung werde daher auch sein, warum dies in vorliegendem Fall anscheinend nicht geschehen ist.“

Mit anderen Worten: In der Sache wird bereits unter Beteiligung des Bundesregulierers ermittelt, und da der generell verweigerte Neuanschluss bereits in der Welt ist, könnte die Sache für die Stadtwerke Orianenburg und / oder Edis Netz regulatorisch noch recht unangenehm werden.

„Keine Einschränkungen“ im Edis-Netz

„Die Stadtwerke arbeiten zusammen mit der Hochspannungsnetz-Betreiberin Edis Netz mit Hochdruck an einer Zwischenlösung, um den Engpass zu beseitigen“, wird Grabowsky in Pressemitteilung der Stadtwerke vom 10. April zitiert. Die tatsächliche Lösung des Problems soll ein Neubau des Umspannwerks der Stadtwerke Oranienburg bringen.

Wie die Zwischenlösung aussehen soll, dazu äußerten sich die Stadtwerke bis Redaktionsschluss nicht. Auch nicht zum Stand des Austausches mit der Bundesnetzagentur.

Auch die Eon-Konzerngesellschaft Edis macht keine Angaben zur Zwischenlösung. Einzelheiten hierzu könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommunizieren, „da wir uns gemeinsam in einem frühen Stadium befinden und keine abschließenden Entscheidungen getroffen wurden“, teilt ein Unternehmenssprecher mit.

Und für die im Netzgebiet der Stadtwerke Oranienburg eingetretenen Kapazitätsengpässe könne Edis als vorgelagerter Netzbetreiber keine Auskünfte erteilen. „In unserem eigenen Netz sehen wir hier aktuell keine Einschränkungen, entsprechende Kapazitätswünsche der Stadtwerke zu erfüllen“, so der Sprecher.

Neues Umspannwerk soll es richten

Seit 2023 treibe man ein eigenes neues Umspannwerk voran, so der Versorger. Ende 2026 werde es voraussichtlich in Betrieb gehen. „Wir müssen jetzt schnellstmöglich Mittel und Wege finden, den Missstand zu beseitigen. Für die Kernstadt von Oranienburg und Sachsenhausen (einem Stadtteil, die Redaktion) würde es sonst bedeuten, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht mehr bauen können“, so Burkhard Wilde, Aufsichtsrat bei den Stadtwerken.

Tempo bei der Entwicklung der Netzinfrastruktur im Speckgürtel von Berlin mahnt nicht zuletzt der Bürgermeister an. „Der Strombedarf unserer wachsenden Stadt hat sich enorm entwickelt, schneller, als es in der Vergangenheit vorausgesehen wurde. Hier zeigt sich die Herausforderung, die Infrastruktur genauso schnell auszubauen“, erklärt Alexander Laesicke (parteilos).
 

Montag, 15.04.2024, 17:47 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Stromnetz - Anschluss-Ampel auf Rot in Oranienburg
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stromnetz
Anschluss-Ampel auf Rot in Oranienburg
Die Stadtwerke Oranienburg genehmigen keine Hausanschlüsse ans Stromnetz mehr. Der Betreiber des vorgelagerten Netzes könne keine zusätzliche Leistung zur Verfügung stellen, heißt es.
Der Strombedarf ist schnell gewachsen, zu schnell für die Infrastruktur. Die Stadtwerke Oranienburg klagen jetzt über einen Kapazitätsengpass im vorgelagerten Hochspannungsnetz. Die Klage reicht von Brandenburg bis nach Bonn. Dieser Tage hat der Versorger nach eigener Aussage die Bundesnetzagentur darüber informiert, dass im Hochspannungsnetz „keine ausreichende Leistung für die wachsende Stadt“ zur Verfügung gestellt werden könne.

„Damit sind die Versorgungsmöglichkeiten in der Stadt Oranienburg ausgeschöpft“, sagt Stadtwerke-Chef Peter Grabowsky. Am Umspannwerk des Hochspannungsnetz-Betreibers könne die seit mehr als einem Jahr angeforderte zusätzliche Kapazität nicht bereitgestellt werden.

Folge: Der kommunale Versorger sieht sich außer Stande, Neuanmeldungen von Hausanschlüssen oder Leistungserhöhungen zu genehmigen, denn dann sei das Stromnetz nicht stabil zu halten. Betroffen seien etwa Anschlüsse von Wärmepumpen oder Ladetechnik für Elektrofahrzeuge. Auch neue Gewerbe- und Industrieflächen könnten gegenwärtig nicht an das Verteilnetz angeschlossen und mit Strom beliefert werden.

Doch ist dieses Verhalten rechtens? Grundsätzlich bestehe für Netzbetreiber die allgemeine Pflicht, Anschlussbegehrende an ihr Netz anzuschließen, stellt die Bundesnetzagentur auf Anfrage von E&M klar. Dies gelte auch für steuerbare Verbraucher wie Wärmepumpen oder Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge. Ein Behördensprecher betont: „Nach der kürzlich veröffentlichten 14a-Festlegung (BK6-22-300) darf der Verteilernetzbetreiber den Anschluss steuerbarer Verbraucher nicht mit dem Verweis auf mangelnde Kapazität im Netz ablehnen oder verzögern, da diese zur Teilnahme an der netzorientierten Steuerung verpflichtet sind.“

Die Behörde weist zudem darauf hin, dass Netzbetreiber ihr Netz vorausschauend „zu ertüchtigen“ haben, „um grundsätzlich Problemen mit mangelnder Kapazität vorzubeugen“. Teil der Sachverhaltsaufklärung werde daher auch sein, warum dies in vorliegendem Fall anscheinend nicht geschehen ist.“

Mit anderen Worten: In der Sache wird bereits unter Beteiligung des Bundesregulierers ermittelt, und da der generell verweigerte Neuanschluss bereits in der Welt ist, könnte die Sache für die Stadtwerke Orianenburg und / oder Edis Netz regulatorisch noch recht unangenehm werden.

„Keine Einschränkungen“ im Edis-Netz

„Die Stadtwerke arbeiten zusammen mit der Hochspannungsnetz-Betreiberin Edis Netz mit Hochdruck an einer Zwischenlösung, um den Engpass zu beseitigen“, wird Grabowsky in Pressemitteilung der Stadtwerke vom 10. April zitiert. Die tatsächliche Lösung des Problems soll ein Neubau des Umspannwerks der Stadtwerke Oranienburg bringen.

Wie die Zwischenlösung aussehen soll, dazu äußerten sich die Stadtwerke bis Redaktionsschluss nicht. Auch nicht zum Stand des Austausches mit der Bundesnetzagentur.

Auch die Eon-Konzerngesellschaft Edis macht keine Angaben zur Zwischenlösung. Einzelheiten hierzu könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommunizieren, „da wir uns gemeinsam in einem frühen Stadium befinden und keine abschließenden Entscheidungen getroffen wurden“, teilt ein Unternehmenssprecher mit.

Und für die im Netzgebiet der Stadtwerke Oranienburg eingetretenen Kapazitätsengpässe könne Edis als vorgelagerter Netzbetreiber keine Auskünfte erteilen. „In unserem eigenen Netz sehen wir hier aktuell keine Einschränkungen, entsprechende Kapazitätswünsche der Stadtwerke zu erfüllen“, so der Sprecher.

Neues Umspannwerk soll es richten

Seit 2023 treibe man ein eigenes neues Umspannwerk voran, so der Versorger. Ende 2026 werde es voraussichtlich in Betrieb gehen. „Wir müssen jetzt schnellstmöglich Mittel und Wege finden, den Missstand zu beseitigen. Für die Kernstadt von Oranienburg und Sachsenhausen (einem Stadtteil, die Redaktion) würde es sonst bedeuten, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht mehr bauen können“, so Burkhard Wilde, Aufsichtsrat bei den Stadtwerken.

Tempo bei der Entwicklung der Netzinfrastruktur im Speckgürtel von Berlin mahnt nicht zuletzt der Bürgermeister an. „Der Strombedarf unserer wachsenden Stadt hat sich enorm entwickelt, schneller, als es in der Vergangenheit vorausgesehen wurde. Hier zeigt sich die Herausforderung, die Infrastruktur genauso schnell auszubauen“, erklärt Alexander Laesicke (parteilos).
 

Montag, 15.04.2024, 17:47 Uhr
Manfred Fischer

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