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Die EU ist bei der Dekarbonisierung der Energiewirtschaft in den vergangenen fünf Jahren vorangekommen. Eine Mehrheit der Deutschen hält das für eine gute Nachricht.
Nach einer Untersuchung der britischen Denkfabrik Ember (Nachfolgerin der Umweltorganisation Sandbag) lag die Erzeugungskapazität der Wind- und Solaranlagen in der Europäischen Union 2023 um 65 Prozent über dem Niveau von 2019. An der Spitze lag Deutschland, auf das 22 Prozent des Zubaus entfielen, gefolgt von Spanien mit 13 Prozent. In den anderen EU-Staaten wurden laut dem Ember-Bericht große Fortschritte erzielt: Über die Hälfte hätten ihre Wind- und Solarkapazitäten mindestens verdoppelt, teilweise allerdings auf einer niedrigen Ausgangslage.
Besonders dynamisch war die Entwicklung der Solarenergie, deren Kapazität sich auf 257.000 MW mehr als verdoppelt hat. Die Kapazität der Windräder stieg immer noch um fast ein Drittel auf 219.000 MW. Der Anteil der Wind- und Solarenergie an der gesamten Stromproduktion stieg von 17 auf 27 Prozent.
Die ehrgeizige Klimapolitik der Union und die in der Folge des Ukraine-Krieges ergriffenen Maßnahmen zum Ausstieg aus russischem Gas hätten sich zu einer „nachhaltigen Dynamik verfestigt“, heißt es in dem Bericht. Die EU will ihre CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent reduzieren und hat mit dem Programm „RepowerEU“ zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um diese Entwicklung zu beschleunigen.
Die Mehrheit der Deutschen (51 Prozent) geht davon aus, dass die Energiewende die deutsche Wirtschaft stärkt. Sie erwartet, dass Europa in den grünen Energietechnologien führend sein wird und mehr exportiert. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). 30 Prozent der Befragten glauben, dass die Energiewende die europäische Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.
Nahezu drei Viertel (74 Prozent) sprachen sich für eine stärkere Zusammenarbeit der EU-Staaten in der Energiepolitik aus. Insbesondere bei der Errichtung von Windparks vor der Küste und beim Netzausbau wünschen sich die Deutschen mehr Kooperation in Europa. Ein Drittel der Befragten erwartet davon steigende, ein weiteres Drittel niedrigere Energiekosten. Zwei Drittel sehen in mehr Kooperation vor allem einen Gewinn für die Versorgungssicherheit.
Der BDEW betrachtet das Ergebnis seiner Umfrage als starkes Signal für mehr Zusammenarbeit in Europa. „In den kommenden Jahren werden wir mehr denn je auf die europäische Zusammenarbeit angewiesen sein“, sagte die BDEW-Vorsitzende, Kerstin Andreae: „Eine Rückkehr zu einem rein nationalstaatlichen Handeln wäre nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern auch für unsere Energieversorgung und unseren Wirtschaftsstandort ein großer Rückschritt.“
Dem europäischen Binnenmarkt verdankten die Europäer, dass sie die Energiekrise relativ gut überstanden hätten und die Preise nicht noch stärker gestiegen seien: „Er macht die Energieversorgung nachweislich sicherer und günstiger und er ist ein Garant für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas“. Es sei deswegen die Aufgabe der nächsten EU-Kommission, den Energiebinnenmarkt zu wahren und zu stärken.
Montag, 3.06.2024, 14:31 Uhr
Tom Weingärtner
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