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Der Bestand an solaren Wärmenetzen nimmt bundesweit allmählich Fahrt auf. Die gesamte Kollektorfläche könnte sich bis Ende 2025 verdoppeln.
Der Bestand an großen Solarthermieanlagen in Nah- und Fernwärmenetzen erhöht sich: Aktuell sind 58 Anlagen mit 163.411
Quadratmetern Bruttokollektorfläche in Betrieb. Die gesamte Kollektorfläche könnte sich bis Ende 2025 angesichts der aktuell in Bau und Planung befindlichen Projekte verdoppeln. Die Zahlen stellte Anna Laura Ulrichs vom Steinbeis-Forschungsinstitut Solites vor. Die Forschenden sprechen von Großanlagen ab etwa 500
Quadratmeter Kollektorfläche.
In den Jahren 2021 bis 2024 wurde außerdem das „SolnetPlus“-Projekt vom Institut durchgeführt. Das Ziel war es, die Solarthermie als Wärmequelle bekannter zu machen − sowohl bei Kommunen und Energieversorgungsunternehmen als auch bei der Bevölkerung − und weitere Daten zu sammeln. Dazu wurden Vorträge und Infoveranstaltungen angeboten seitens des Instituts und eine Wissensdatenbank aufgebaut.
Nach den erhobenen Zahlen des Steinbeis-Forschungsinstituts sind in den vergangenen Jahren 114
MW solare Wärmenetze bundesweit ans Netz gegangen. Waren es im Jahr 2021 deutschlandweit 45 Solarthermie-Großanlagen, kamen bis heute nochmals 13 dazu − davon allein sieben (10
MW) im vergangenen Jahr. Aktuell in Planung oder im Bau befinden sich 13 Anlagen mit insgesamt 107
MW. Es gebe mittlerweile zahlreiche positive Beispiele, die zeigen würden, dass Solarthermie in weiteren Wärmenetzen eingesetzt werden könne, sagte Ulrichs.
Fernwärme und Prozesswärme über Solarthermie möglichDie bislang größte Solarthermieanlage ist Teil der innovativen KWK-Anlage in Greifswald mit einer Kollektorfläche von 18.800
Quadratmetern, gefolgt von einer Anlage in Ludwigsburg mit etwa 15.000
Quadratmetern. In den nächsten Jahren werden sie allerdings ihre Spitzenpositionen verlieren: Nach Informationen des Steinbeis-Forschungsinstituts entsteht derzeit eine Solarthermieanlage in Bad Rappenau, die rund 29.000 Quadratmeter Kollektorfläche haben soll und die im Bau befindliche Anlage der Stadtwerke Leipzig soll rund 65.000 Quadratmeter aufweisen.
Technisch sehr interessant ist nach Auskunft von Ulrichs die Anlage in Bad Rappenau. Denn sie wird nicht nur Fernwärme liefern, sondern auch Prozesswärme. Im Sommer, wenn die Solarerträge hoch sind, aber der Wärmebedarf im Netz niedrig, soll die Anlage künftig bis zu 3
MW Wärmeleistung direkt an einen Futtermitteltrockner abgeben.
„Die aktuelle Zunahme der Solarthermie als Energiequelle für Fernwärmenetze ist erfreulich“, sagt Dirk Mangold, wissenschaftlicher Leiter des Steinbeis-Forschungsinstituts Solites. „Wir sehen, dass mehr und mehr Kommunen große Solarthermieanlagen zur Dekarbonisierung der Wärmenetze nutzen wollen. Dennoch ist bei der Geschwindigkeit der gesamten Marktentwicklung noch sehr viel Luft nach oben: Um die Ziele der Bundesregierung im Wärmesektor und die Vereinbarungen des sogenannten Fernwärmegipfels aus dem vergangenen Jahr in die Praxis umzusetzen, müsste ein starker Marktzuwachs geschehen.“ Die Branche würde vor allem von einer deutlichen Beschleunigung der Genehmigungsabläufe profitieren, dafür sei eine starke politische Unterstützung nötig.
Trotz der bundesweiten Pflicht zur kommunalen Wärmeplanung ist die Realisierung großer Solarthermie kein Selbstläufer, so Ulrichs: „Solarthermie braucht Flächen, die es systematisch zu identifizieren und zu sichern gilt. Das ist vor allem Rolle der Kommunen und Landkreise, aber auch der übergeordneten Planungsebenen.“
Um mögliche Flächen zu finden, die für Solarthermie infrage kommen, hat das Hamburg Institut unter anderem eine Methode zur „
systematischen Flächenanalyse“ entwickelt.
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Informationen über Solarthermie finden Interessierte im Internet. Auf der Webseite befindet sich auch die in den vergangenen drei Jahren aufgebaute Wissensdatenbank.
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Übersicht zu Projekten über solare Nah- und Fernwärme in Deutschland. (zur Vollansicht auf die Grafik klicken) Quelle: Steinbeis Forschungsinstitut Solites |
Montag, 3.06.2024, 12:05 Uhr
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