Quelle: Fachverband Biogas / Thomas Geiger
Die Biogasbranche könnte bis zu 24.000 MW an flexibler Leistung bereitstellen. „Wenn man uns lässt“, so der Appell von Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas, an die Politik.
„Was ich den Politikerinnen und Politikern in Berlin vorstelle, sind keine gesponnenen Ideen, sondern errechnete Potenziale“, sagte Horst Seide, Präsident des Fachverbands Biogas, auf einer Pressekonferenz während der Fachmesse Biogas Convention in Nürnberg, die kürzlich zu Ende gegangen ist – die Messe war gut besucht, die Stimmung in der Branche ist aber gedämpft.
„Wir können die 24 Gigawatt flexible Leistung, für die die Bundesregierung teure LNG-Kraftwerke errichten will, zur Verfügung stellen – schneller und günstiger und zudem klimafreundlich und regional erzeugt. Wenn man uns nur lässt“, betonte er.
Seide forderte von Berlin daher eine klare Aussage zu Biogas. Die Branche könnte einen wesentlichen Teil der von der Bundesregierung in der Kraftwerksstrategie vorgesehenen gesicherten Leistung liefern − und zwar schneller und zu günstigeren Preisen als die mit LNG oder Wasserstoff betriebenen Großkraftwerke.
Allerdings müsse diese Leistung bestellt werden. „Wenn keine Bestellung eingeht, werde das Gegenteil geschehen und viele Betreiber, die demnächst nach 20 Jahren aus dem EEG fallen, werden ihre gut funktionierenden Anlagen stilllegen und keine neuen dazukommen“, warnt Seide.
Dass die Branche sich mit den Themen auseinandersetzt, belegen nach Auskunft des Fachverbands Biogas auch die Teilnehmerzahlen in den Panels und Workshops auf der zu Ende gegangenen internationalen Fachmesse: Auf besonders großes Interesse seien die Speicherkraftwerke sowie alles rund um die Bereitstellung und Nutzung von Biomethan gestoßen.
Die Ausstellungsfläche war in diesem Jahr nach Auskunft des Fachverbands Biogas so groß wie nie zuvor. Mehr als 250 Aussteller präsentierten Produkte und Dienstleistungen. An allen drei Tagen waren die Hallen gut gefüllt. Die Stimmung in den Messehallen und Vortragssälen war dennoch gedämpft. Viele Besucherinnen und Besucher hätten – so der Verbandspräsident – bei der letzten Biomasse-Ausschreibung keinen Zuschlag bekommen und stehen vor einer ungewissen Zukunft trotz einwandfrei funktionierender Anlage.
Die Biomasseausschreibung im Oktober war zum zweiten Mal deutlich überzeichnet gewesen. Bei einer ausgeschriebenen Menge von 288 MW wurden 892 Gebote mit einer Gebotsmenge von 91 MW eingereicht. Dabei entfielen acht Gebote mit 15 MW auf Neuanlagen und 884 Gebote im Umfang von 896 MW auf Bestandsanlagen. Im Ergebnis konnten 270 Gebote mit einer Zuschlagsmenge von 288 MW einen Zuschlag erlangen, teilte die Bundesnetzagentur dazu Anfang Dezember mit (wir berichteten).
Das heißt im Umkehrschluss, so Seide, dass mehr als 600 Betreiber „keine Anschlussregelung für ihre Anlagen haben.“ Und dass, obwohl, die Nachfrage nach klimafreundlicher, heimischer und preiswerter Energie steige.
Deshalb forderte Seide auf der Fachmesse aus dem politischen Berlin eine klare Ansage: „Wenn ihr flexiblen Strom braucht, liefern wir den, wenn ihr Kraftstoff wollt, bekommt ihr klimafreundlichen heimischen Kraftstoff, und Wärme können wir eh. Wir sichern unsere Energieversorgung heute und morgen – wenn ihr uns lasst.“
Dienstag, 19.12.2023, 12:05 Uhr
Heidi Roider
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