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Energie & Management > Wärme - Bracht in Hessen auf dem Weg zur klimaneutralen Wärme
Der Erdbeckenspeicher versorgt Bracht zukünftig mit Warmwasser. Quelle: Viessmann Climate Solutions
Wärme

Bracht in Hessen auf dem Weg zur klimaneutralen Wärme

Bracht im Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen) könnte Deutschlands erstes klimaneutrales, mit Solarwärme versorgtes Dorf werden. Ein Nahwärmenetz und ein Erdspeicher sind im Bau.
Der Rauschenberger Ortsteil Bracht im Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen) könnte Deutschlands erstes komplett klimaneutral beheiztes Dorf werden. Viessmann Climate Solutions und die Carrier Global Corporation wurden mit der Umsetzung einer Kombination aus Solarthermie, Wärmepumpe, Erdspeicher und Nahwärmenetz beauftragt. Das Leuchtturmprojekt zeichne sich dadurch aus, dass 70 Prozent der benötigten Wärme für die etwa 180 angeschlossenen Liegenschaften aus Solarthermie stammen werden.

Bei einer europaweiten Ausschreibung konnte sich der Klimalösungshersteller Viessmann Climate Solutions aus dem benachbarten Landkreis Waldeck-Frankenberg den Zuschlag für die Heiztechnik sowie den Bau des Nahwärmenetzes sichern. Das Projektvolumen umfasst rund 16,5 Millionen Euro, wovon 10,5 Millionen Euro für die benötigte Technik zur Wärmeenergieversorgung und die Wärmeverteilung über ein Nahwärmenetz veranschlagt wurde.

Kombination verschiedener Techniken

Ein Solarthermiefeld mit 855 Flachkollektoren von Viessmann wird auf einer Fläche von 23.500 Quadratmetern errichtet. Sie erwärmen mit Sonnenlicht in einem Wärmetauscher das Warmwasser für die Brachter Haushalte. In der kalten Jahreszeit oder an weniger sonnigen Tagen sichert der saisonale Erdbeckenspeicher – wenn nötig über Wochen und Monate – die Wärmeversorgung. Mit einem
 
Fassungsvermögen von etwa 27.000 Kubikmetern kann er laut den Projektierern über das Jahr hinweg genügend Wärme bereitstellen.

Um die Wärmegewinnung so energieeffizient wie möglich zu gestalten, werden ergänzend zwei Carrier Aquaforce Wasser/Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von je 630 kW in Bracht aufgestellt. Diese übernehmen weitere etwa 10 Prozent der Wärmeversorgung. Für die Spitzenlast und Redundanz sorgt ein Mawera-Biomassekessel mit 700 kW thermischer Leistung. Der Anteil an der Wärmebereitstellung über Biomasse im Projekt beträgt somit nur noch etwa 20 Prozent.

Ab 2025 klimaneutrale Wärme in Bracht

Das geplante 8,8 km lange Nahwärmenetz mit den Übergabestationen bindet die bis zu 180 kommunalen, gewerblichen und privaten Gebäudeanschlüsse in Bracht ein. Das Projekt wird übergeordnet mit der Vitocontrol 200-M-Systemregelung von Viessmann gesteuert und über drei Jahre wissenschaftlich durch die Uni Kassel begleitet. Bis zum Winter 2025 sollen alle Häuser an das Nahwärmenetz angeschlossen sein.

Zu Beginn des Projekts kamen Zweifel auf, ob eine flächendeckende Dämmung der Häuser einhergehend mit einer dezentralen Energieerzeugung nicht günstiger sei. Berechnungen der Uni Kassel ergaben, dass die Kosten zwar identisch seien, es aber Jahrzehnte dauern würde, jedes Haus einzeln zu sanieren. Die Solarwärme kann dagegen bereits innerhalb von zwei Jahren die CO2-Emissionen um 98 Prozent reduzieren. Damit gewinnen die Brachter Einwohnerinnen und Einwohner einen Modernisierungsschub von 20 Jahren.

Freitag, 12.07.2024, 16:16 Uhr
Susanne Harmsen
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Der Erdbeckenspeicher versorgt Bracht zukünftig mit Warmwasser. Quelle: Viessmann Climate Solutions
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Bracht in Hessen auf dem Weg zur klimaneutralen Wärme
Bracht im Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen) könnte Deutschlands erstes klimaneutrales, mit Solarwärme versorgtes Dorf werden. Ein Nahwärmenetz und ein Erdspeicher sind im Bau.
Der Rauschenberger Ortsteil Bracht im Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen) könnte Deutschlands erstes komplett klimaneutral beheiztes Dorf werden. Viessmann Climate Solutions und die Carrier Global Corporation wurden mit der Umsetzung einer Kombination aus Solarthermie, Wärmepumpe, Erdspeicher und Nahwärmenetz beauftragt. Das Leuchtturmprojekt zeichne sich dadurch aus, dass 70 Prozent der benötigten Wärme für die etwa 180 angeschlossenen Liegenschaften aus Solarthermie stammen werden.

Bei einer europaweiten Ausschreibung konnte sich der Klimalösungshersteller Viessmann Climate Solutions aus dem benachbarten Landkreis Waldeck-Frankenberg den Zuschlag für die Heiztechnik sowie den Bau des Nahwärmenetzes sichern. Das Projektvolumen umfasst rund 16,5 Millionen Euro, wovon 10,5 Millionen Euro für die benötigte Technik zur Wärmeenergieversorgung und die Wärmeverteilung über ein Nahwärmenetz veranschlagt wurde.

Kombination verschiedener Techniken

Ein Solarthermiefeld mit 855 Flachkollektoren von Viessmann wird auf einer Fläche von 23.500 Quadratmetern errichtet. Sie erwärmen mit Sonnenlicht in einem Wärmetauscher das Warmwasser für die Brachter Haushalte. In der kalten Jahreszeit oder an weniger sonnigen Tagen sichert der saisonale Erdbeckenspeicher – wenn nötig über Wochen und Monate – die Wärmeversorgung. Mit einem
 
Fassungsvermögen von etwa 27.000 Kubikmetern kann er laut den Projektierern über das Jahr hinweg genügend Wärme bereitstellen.

Um die Wärmegewinnung so energieeffizient wie möglich zu gestalten, werden ergänzend zwei Carrier Aquaforce Wasser/Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von je 630 kW in Bracht aufgestellt. Diese übernehmen weitere etwa 10 Prozent der Wärmeversorgung. Für die Spitzenlast und Redundanz sorgt ein Mawera-Biomassekessel mit 700 kW thermischer Leistung. Der Anteil an der Wärmebereitstellung über Biomasse im Projekt beträgt somit nur noch etwa 20 Prozent.

Ab 2025 klimaneutrale Wärme in Bracht

Das geplante 8,8 km lange Nahwärmenetz mit den Übergabestationen bindet die bis zu 180 kommunalen, gewerblichen und privaten Gebäudeanschlüsse in Bracht ein. Das Projekt wird übergeordnet mit der Vitocontrol 200-M-Systemregelung von Viessmann gesteuert und über drei Jahre wissenschaftlich durch die Uni Kassel begleitet. Bis zum Winter 2025 sollen alle Häuser an das Nahwärmenetz angeschlossen sein.

Zu Beginn des Projekts kamen Zweifel auf, ob eine flächendeckende Dämmung der Häuser einhergehend mit einer dezentralen Energieerzeugung nicht günstiger sei. Berechnungen der Uni Kassel ergaben, dass die Kosten zwar identisch seien, es aber Jahrzehnte dauern würde, jedes Haus einzeln zu sanieren. Die Solarwärme kann dagegen bereits innerhalb von zwei Jahren die CO2-Emissionen um 98 Prozent reduzieren. Damit gewinnen die Brachter Einwohnerinnen und Einwohner einen Modernisierungsschub von 20 Jahren.

Freitag, 12.07.2024, 16:16 Uhr
Susanne Harmsen

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