Erneuerbar hergestelltes Methanol könnte einen Beitrag zur Dekarbonisierung der chemischen Industrie und des Verkehrs leisten, stellt die Deutsche Energieagentur in einer Analyse fest.
Für den Klimaschutz müssen fossile Energieträger wie Erdgas und -öl abgelöst werden. Gerade in der chemischen Industrie und im Verkehr lassen sich einige Prozesse aber nicht auf Strom umstellen. Daher setzen Bundesregierung und Europäische Union auf Wasserstoff, der per Elektrolyse aus erneuerbarem Strom hergestellt werden kann. Die Deutsche Energieagentur (Dena) analysiert neben dem Pipeline-Import von Wasserstoff andere Wege. So könne per Schiff erneuerbar erzeugtes Methanol geliefert werden.
Die Dena veröffentlichte am 23.
Juli eine Analyse mit dem Titel „Erneuerbares Methanol – grüne Basischemikalie und Importvektor für klimaneutralen Wasserstoff und Kohlenstoff mit erheblichem Potenzial“. Laut dem Impulspapier könnte Methanol (CH3OH) aufgrund seiner chemisch-physikalischen Eigenschaften ein vorteilhaftes Wasserstoff-Derivat sein. Es könnte ein wichtiger Baustein für die Defossilisierung der chemischen Industrie und des Verkehrs werden.
Wertschöpfung und Importquellen aufbauenMit dem Impulspapier möchte die Dena einen konstruktiven Beitrag zur aktuellen Debatte rund um die Wasserstoff-Importstrategie der Bundesregierung leisten. Dena-Geschäftsführerin Corinna Enders erläuterte: „Dabei müssen wir bei den neuen globalen Wertschöpfungsketten schnell vorankommen, damit die Unternehmen Planungssicherheit erhalten.“ Auch enorme Wertschöpfungspotenziale für den Standort Deutschland sollten gehoben werden.
„Die Importstrategie der Bundesregierung muss daher zügig mit Leben erfüllt werden“, forderte Enders. Dabei spielten Skalierung bei Produktion und Anwendungen, Aufbau von Transportwegen und Standardisierungen eine wichtige Rolle. Erneuerbares Methanol könne Grundstoff für nahezu alle chemischen Prozesse mit Kohlenwasserstoffen werden. „Dies eröffnet der Industrie, vor allem der chemischen Industrie, und dem Verkehr neue Möglichkeiten und unterstützt gleichzeitig die Klimaschutzziele der Bundesregierung“, so Enders.
Bei einer Umstellung der aktuellen Produktionsrouten auf erneuerbares Methanol gehen Prognosen von einem deutschlandweiten Methanolbedarf von bis zu 23,7
Millionen Tonnen Methanol bis zum Jahr 2045 aus, das würde rund 150
Milliarden kWh Wasserstoff im Jahr entsprechen. Aktuell verbraucht die chemische Industrie in Deutschland bereits rund 1,1
Millionen Tonnen Methanol, allerdings noch größtenteils aus fossilen Quellen.
Zentrale Ergebnisse des Impulspapiers- Im Vergleich zu reinem Wasserstoff und anderen Derivaten lässt sich Methanol ohne weitere Verdichtung oder Verflüssigung einfach und sicher transportieren sowie lagern.
- Methanol findet bereits heute vielseitig Verwendung und kann zukünftig, sofern erneuerbar hergestellt, als Grundstoff für die Defossilisierung der chemischen Industrie und als klimaneutraler Kraftstoff für Teile des Verkehrssektors genutzt werden.
- Die Produktion von erneuerbarem Methanol muss sowohl weltweit und als auch in Deutschland schnell skaliert werden. Der Import von strombasiertem Methanol ist anzuregen.
- Obwohl in Teilen auf bestehender Infrastruktur aufgebaut werden kann, sind weitere Investitionen und eine gezielte Transformationsstrategie für die potenziellen Einsatzgebiete notwendig.
Das Impulspapier
„Erneuerbares Methanol“ steht auf der Internetseite der Dena zum Download
bereit.
Dienstag, 23.07.2024, 15:21 Uhr
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