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Während die Bundesnetzagentur noch immer zu hohe Gasverbräuche registriert, ist einer Dena- Umfrage zufolge eine Mehrheit bereit, weniger zu heizen. Viele aber tun noch gar nichts.
In praktisch allen privaten Haushalten ist der weitgehende Stopp russischer Gaslieferungen und die Lage der Energieversorgung Topthema, stellte eine repräsentative Forsa-Umfrage fest. Im Auftrag der Deutschen Energieagentur (Dena) befragten die Demoskopen 1000 Personen. Fast alle Befragten vermuten einen zum Teil deutlichen Anstieg der Heizkosten, aber erst die Hälfte hat bereits eine Erhöhung erhalten oder ist über die anstehenden Kostensteigerungen informiert worden. Der Gasverbrauch lag in der vergangenen Woche laut Bundesnetzagentur 14,5 Prozent über dem Durchschnitt.
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, warnte am 6. Oktober erneut, dass der Gasverbrauch in Deutschland auch in der vergangenen Woche zu stark angestiegen sei. Nach den Zahlen der Aufsichtsbehörde lag der Gasverbrauch der privaten Haushalte und kleineren Gewerbekunden in der 39. Kalenderwoche mit 618 Mio. kWh um fast 10 % über dem durchschnittlichen Verbrauchsniveau der Jahre 2018 bis 2021. Auch der Verbrauch der Industriekunden lag laut Bundesnetzagentur in der vergangenen Woche mit 1.370 Mio. kWh nur noch gut zwei Prozent unter dem Niveau der Vorjahre.
Deutschland werde eine Gasnotlage im Winter ohne mindestens 20 % Einsparungen im privaten, gewerblichen und industriellen Bereich kaum vermeiden können, betonte Müller. "Die Lage kann sehr ernst werden, wenn wir unseren Gasverbrauch nicht deutlich reduzieren."
Der Umfrage zufolge haben 32 % der Befragten noch keine eigenen Sparmaßnahmen vorgenommen, aber die überwiegende Mehrheit reagiert bereits mit geändertem Heizverhalten. Mit Blick auf die anstehenden finanziellen Entlastungen der Bundesregierung will eine sehr große Mehrheit von 83 % eine Fokussierung auf die Bürgerinnen und Bürgern mit geringen oder mittleren Einkommen. Dagegen denken lediglich 15 % der Befragten, dass alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von ihrem Einkommen entlastet werden sollten. Diese Position vertraten häufiger Bezieher höherer Nettoeinkommen.
Weniger Heizen und erneuerbare Energie nutzen
Wegen der steigenden Energiepreise und der Energieknappheit planen zwei Drittel der Haushalte, konkret zu reagieren und beispielsweise ihr Heiz- und Lüftungsverhalten, die Heiztechnik oder die Wärmedämmung zu ändern. So wollen 4 von 10 Befragten das Thermostat herunterregeln und stärker auf Heizzeiten achten. Weniger Räume zu heizen planen 32 %. Änderungen an der bestehenden Heizanlage plant knapp jeder fünfte Haushalt (19 %), am häufigsten genannt dabei die Absenkung der Vorlauftemperatur.
14 % der Befragten haben vor, das Heizsystem zu erweitern oder auszutauschen, so durch die Anschaffung elektrischer Heizkörper (4 %), die Investition in erneuerbare Technologien wie Solarthermie (4 %) oder den Einbau eines zusätzlichen Ofens oder Kamins (3 %). Dämmmaßnahmen an der Gebäudehülle planen 8 % der Befragten.
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Dena-Geschäftsführung, sagte: „Die Umfrage zeigt, dass die Krise in nahezu allen Haushalten angekommen ist und für entsprechende Verunsicherung, aber auch viele Aktivitäten sorgt.“ Der Informationsstand über die besten Handlungsoptionen sei allerdings noch deutlich ausbaufähig. „Hier sehe ich durch eine Intensivierung der Kommunikation mit einer stärkeren und vor allem fokussierten Ausrichtung auf die richtigen Zielgruppen noch eine Menge Einsparpotential für den anstehenden Winter“, so Kuhlmann.
Genauere Informationen nötig
Etwa die Hälfte der Entscheider fühlt sich derzeit gut darüber informiert, wie im Haushalt Heizenergie eingespart werden kann. Bevorzugte Informationsquellen der Befragten zum Thema Energie sind laut Umfrage der Bekannten- und Kollegenkreis, Energieversorger und Stadtwerke sowie Verbraucherorganisationen. Allerdings: In Haushalten mit Erdgasheizung konnte nur eine Minderheit der Befragten angeben, wie viele Kilowattstunden Erdgas ihre Heizung verbraucht.
Genau konnten dies nur 18 % angeben, 30 % zumindest ungefähr. Etwa die Hälfte der Befragten konnte nicht angeben, wie viele Kilowattstunden Erdgas sie im Jahr für Heizung verbrauchen. Dies betraf überdurchschnittlich oft Mieter, Alleinlebende und Befragte mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 2.000 Euro. Für die Umfrage wurden im Zeitraum vom 2. bis 19. September 2022 insgesamt 1.019 Interviews durchgeführt.
Donnerstag, 6.10.2022, 17:11 Uhr
Susanne Harmsen
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