Bild: Jonas Rosenberger
Ein dezentrales Energiesystem mit flexibler Aufnahme und Abgabe von Energie ist technisch möglich. Das hat das Sinteg-Modellprojekt Designetz in vier Jahren erfolgreich erprobt.
Die Zukunft erfolgreich simuliert: Das Modellprojekt Designetz hat zum Ende der Laufzeit im temporären Live-Betrieb Einzelanlagen in ein Gesamtsystem integriert. Damit gelang rund 50 Unternehmen unter Konsortialführer Eon der Test, wie dezentrale Energieerzeugungsanlagen und Batteriespeicher im Energieversorgungssystem des Jahres 2035 miteinander funktionieren können.
Designetz ist eines von fünf bundesweiten Modellprojekten, die die Bundesregierung unter dem Begriff „Schaufenster Intelligente Energie“ (Sinteg) gefördert hat. 66 Mio. Euro stellte das Bundeswirtschaftsministerium allein für das gemeinsame Projekt von Unternehmen aus Energiewirtschaft, Industrie, Forschung und Entwicklung zur Verfügung, die länderübergreifend in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland kooperierten.
Cockpit prüft Flexibilität und Nutzen dezentraler Anlagen
In der Endphase von Designetz testeten die Partner unter Realbedingungen, wie sich die miteinander vernetzten technischen Anlagen durch eine Steuerungszentrale – das so genannte Cockpit – regeln lassen können. Zwischen den Anlagen und dem Cockpit lief erstmals eine bidirektionale Kommunikation.
So meldete etwa ein Batteriespeicher dem System, wie viel Energie er aufnehmen oder ins Netz einspeisen kann. Das intelligente Steuerungssystem Cockpit prüfte die angebotene Flexibilität zum Beispiel auf mögliche Wetterumschwünge, Reaktionszeiten und technische Störungen. Mit diesen Daten simulierte Designetz dann die Leistungsfähigkeit und Stabilität im fiktiven Versorgungssystem des Jahres 2035.
Für Thomas König, bei Eon für das Netzgeschäft verantwortlich, hat Designetz die Blaupause für das Energiesystem von morgen geschaffen. Kernelement sei dabei eine intelligente, gut ausgebaute Netzinfrastruktur. „Die technischen Lösungen für ein nachhaltiges dezentrales Energiesystem sind vorhanden. Jetzt benötigen wir noch stärkeren politischen Rückenwind“, so König. Regulierung müsse vor allem Anreize für Investitionen und Innovationen in die Netzinfrastruktur setzen – mit dem Ziel, dass Netzbetreiber alle Flexibilitätsoptionen zur Netzstabilisierung ausschöpfen könnten.
Der Digitalisierung kommt bei der Schaffung eines dezentralen Energiesystems eine Hauptaufgabe zu. Digitale Technik helfe, so das Fazit der Designetz-Partner, auf Schwankungen bei Erzeugung und Verbrauch entsprechend zu reagieren. Hauptrollen sollen künftig flexible industrielle Verbraucher, Elektromobilität, Speicher und die Erzeugung von grünem Wasserstoff übernehmen. Ihr Zusammenspiel könne nur funktionieren, so die Erkenntnis aus Designetz, wenn die Flexibilität aller Sektoren ausgeschöpft und die Netzinfrastruktur intelligent ausgebaut werde. Die Verteilnetzbetreiber benötigten für die Investitionen entsprechende Unterstützung.
Freitag, 26.03.2021, 15:14 Uhr
Volker Stephan
© 2024 Energie & Management GmbH