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Energie & Management > Wirtschaft - DIHK sieht Unternehmen durch Energiewende belastet
Quelle: Pixabay / Steve Buissinne
Wirtschaft

DIHK sieht Unternehmen durch Energiewende belastet

Dem Energiewende-Barometer der DIHK zufolge sorgen sich deutsche Unternehmen um die zukünftige Energieversorgung. Die Politik müsse nun "schnellstmöglich gegensteuern".
Das Energiewende-Barometer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist nach Angaben des Verbandes auf den schlechtesten Wert seit dem Start im Jahr 2012 gefallen. "Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist aktuell auf einen Tiefpunkt gesunken", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. "Nie waren die Sorgen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit größer." Das Barometer basiert laut DIHK auf den Einschätzungen von Betrieben aus der Breite der deutschen Wirtschaft. Der aktuellen Erhebung liegen die Antworten von insgesamt 3.572 Unternehmen zugrunde.

"Während früher die Unternehmen auch Chancen in der Energiewende gesehen haben, überwiegen nun in der Einschätzung der gesamten Wirtschaft die Risiken", betonte Dercks. "Weite Teile unserer Wirtschaft treibt die Sorge um eine auch mittel- und langfristig mangelhafte Energieversorgung stark um. Das ist eine insgesamt besorgniserregende Entwicklung, die wir alle sehr ernst nehmen sollten." Insgesamt erwarten die Betriebe in Deutschland nach der Umfrage deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit: Für 52 Prozent der Unternehmen wirke sich die Energiewende sehr negativ oder negativ auf das eigene Geschäft aus, für nur 13 Prozent sehr positiv oder positiv.

Im Saldo ergibt sich laut DIHK auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 ein Barometerwert von minus 27. In den vergangenen beiden Jahren lag der Wert demnach nur bei minus 7, der bisherige Tiefstand von minus 13 im Jahr 2014 sei die Folge zusätzlicher Energie-Umlagen und Abgaben gewesen. In der energieintensiven Industrie sähen sich sogar drei Viertel der Betriebe negativ oder sehr negativ betroffen. "Angesichts der hohen Bedeutung der Industrie für den gesamten Wirtschaftsstandort sind diese Werte alarmierend", so Dercks. Selbst in Branchen, die häufig unmittelbar von Aufträgen im Rahmen der Energiewende profitierten − etwa Bauwirtschaft und Dienstleistung − trübe sich die Stimmung dem Barometer zufolge deutlich ein.

Wettbewerbsfähigkeit infrage gestellt

Ein zentraler Auslöser für die negativen Einschätzungen der Unternehmen seien die energiepolitischen Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. "Diese Entwicklung erschwert die Umsetzung der Energiewende deutlich", so Dercks. "Unsere Umfrage zeigt: Der Politik ist es bislang leider nicht nachhaltig gelungen, erfolgreich gegenzusteuern." Nach dem Energiepreisschock Ende vergangenen Jahres und dem relativ glimpflich verlaufenen Winter seien die Unternehmen zutiefst in Sorge, was die weitere Entwicklung angehe. Sie sähen ihre Wettbewerbsfähigkeit infrage gestellt. "Die Energiepreise bleiben auf einem hohen Niveau und es mangelt an Perspektiven für die Wirtschaft in Deutschland. Die zentralen Fragen sind nicht beantwortet", sagte Dercks.

Fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik rückten aus Sicht der Betriebe an die erste Stelle der Transformationshemmnisse. Knapp 60 Prozent der Unternehmen fühlten sich hierdurch ausgebremst. "Die Unternehmen sehen sich zunehmend mit Vorgaben konfrontiert, die in der Praxis kaum umsetzbar sind. Hinzu kommen Einsparziele aus dem Energieeffizienzgesetz, von denen niemand sagen kann, wie sie ohne ein Herunterfahren der Produktion erreicht werden können", kritisierte Dercks. Drei Viertel der Unternehmen fahren laut der Umfrage ihre Investitionstätigkeiten zurück. In der energieintensiven Industrie schränke fast die Hälfte der Firmen ihre Investitionen sogar in den Kernbereichen ein. Das sei "das Gegenteil von dem Investitionsaufschwung, den wir zur Bewältigung der aktuellen Krisen und zur Beschleunigung der Transformation in Richtung Klimaneutralität brauchen".

Fast ein Drittel plant Kapazitätsverlagerung ins Ausland

In der Gesamtheit der Unternehmen überwögen noch die Stimmen, die in Deutschland die Herausforderungen der Energiepolitik annehmen wollten. Die Standorttreue sei bei vielen Unternehmen weiter stark ausgeprägt. In der Industrie und hier besonders bei den großen Unternehmen nähmen jedoch die Pläne deutlich zu, dem Standort Deutschland den Rücken zu kehren. Fast ein Drittel der Industriebetriebe (32 Prozent) plane oder realisiere die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland, beziehungsweise die Einschränkung ihrer Produktion im Inland − eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr.

"Die Politik muss hier schnellstmöglich gegensteuern, um der Wirtschaft eine Perspektive in Deutschland zu erhalten", forderte Dercks. Die DIHK habe fünf Punkte erarbeitet, die die Energieversorgung der Unternehmen sicherten. "Die schnelle Umsetzung ist wichtig für den Standort Deutschland", mahnte Dercks. Die DIHK dringt in dem Konzept darauf, die Energiepreise durch ein höheres Angebot zu senken, Wasserstoff verfügbar zu machen, die Planbarkeit zu erhöhen, Bürokratie abzubauen und den Ausbau der Stromnetze zu beschleunigen.

Dienstag, 29.08.2023, 12:39 Uhr
Heike Gillis
Energie & Management > Wirtschaft - DIHK sieht Unternehmen durch Energiewende belastet
Quelle: Pixabay / Steve Buissinne
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DIHK sieht Unternehmen durch Energiewende belastet
Dem Energiewende-Barometer der DIHK zufolge sorgen sich deutsche Unternehmen um die zukünftige Energieversorgung. Die Politik müsse nun "schnellstmöglich gegensteuern".
Das Energiewende-Barometer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist nach Angaben des Verbandes auf den schlechtesten Wert seit dem Start im Jahr 2012 gefallen. "Das Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Energiepolitik ist aktuell auf einen Tiefpunkt gesunken", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. "Nie waren die Sorgen um die eigene Wettbewerbsfähigkeit größer." Das Barometer basiert laut DIHK auf den Einschätzungen von Betrieben aus der Breite der deutschen Wirtschaft. Der aktuellen Erhebung liegen die Antworten von insgesamt 3.572 Unternehmen zugrunde.

"Während früher die Unternehmen auch Chancen in der Energiewende gesehen haben, überwiegen nun in der Einschätzung der gesamten Wirtschaft die Risiken", betonte Dercks. "Weite Teile unserer Wirtschaft treibt die Sorge um eine auch mittel- und langfristig mangelhafte Energieversorgung stark um. Das ist eine insgesamt besorgniserregende Entwicklung, die wir alle sehr ernst nehmen sollten." Insgesamt erwarten die Betriebe in Deutschland nach der Umfrage deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit: Für 52 Prozent der Unternehmen wirke sich die Energiewende sehr negativ oder negativ auf das eigene Geschäft aus, für nur 13 Prozent sehr positiv oder positiv.

Im Saldo ergibt sich laut DIHK auf einer Skala von minus 100 bis plus 100 ein Barometerwert von minus 27. In den vergangenen beiden Jahren lag der Wert demnach nur bei minus 7, der bisherige Tiefstand von minus 13 im Jahr 2014 sei die Folge zusätzlicher Energie-Umlagen und Abgaben gewesen. In der energieintensiven Industrie sähen sich sogar drei Viertel der Betriebe negativ oder sehr negativ betroffen. "Angesichts der hohen Bedeutung der Industrie für den gesamten Wirtschaftsstandort sind diese Werte alarmierend", so Dercks. Selbst in Branchen, die häufig unmittelbar von Aufträgen im Rahmen der Energiewende profitierten − etwa Bauwirtschaft und Dienstleistung − trübe sich die Stimmung dem Barometer zufolge deutlich ein.

Wettbewerbsfähigkeit infrage gestellt

Ein zentraler Auslöser für die negativen Einschätzungen der Unternehmen seien die energiepolitischen Folgen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. "Diese Entwicklung erschwert die Umsetzung der Energiewende deutlich", so Dercks. "Unsere Umfrage zeigt: Der Politik ist es bislang leider nicht nachhaltig gelungen, erfolgreich gegenzusteuern." Nach dem Energiepreisschock Ende vergangenen Jahres und dem relativ glimpflich verlaufenen Winter seien die Unternehmen zutiefst in Sorge, was die weitere Entwicklung angehe. Sie sähen ihre Wettbewerbsfähigkeit infrage gestellt. "Die Energiepreise bleiben auf einem hohen Niveau und es mangelt an Perspektiven für die Wirtschaft in Deutschland. Die zentralen Fragen sind nicht beantwortet", sagte Dercks.

Fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik rückten aus Sicht der Betriebe an die erste Stelle der Transformationshemmnisse. Knapp 60 Prozent der Unternehmen fühlten sich hierdurch ausgebremst. "Die Unternehmen sehen sich zunehmend mit Vorgaben konfrontiert, die in der Praxis kaum umsetzbar sind. Hinzu kommen Einsparziele aus dem Energieeffizienzgesetz, von denen niemand sagen kann, wie sie ohne ein Herunterfahren der Produktion erreicht werden können", kritisierte Dercks. Drei Viertel der Unternehmen fahren laut der Umfrage ihre Investitionstätigkeiten zurück. In der energieintensiven Industrie schränke fast die Hälfte der Firmen ihre Investitionen sogar in den Kernbereichen ein. Das sei "das Gegenteil von dem Investitionsaufschwung, den wir zur Bewältigung der aktuellen Krisen und zur Beschleunigung der Transformation in Richtung Klimaneutralität brauchen".

Fast ein Drittel plant Kapazitätsverlagerung ins Ausland

In der Gesamtheit der Unternehmen überwögen noch die Stimmen, die in Deutschland die Herausforderungen der Energiepolitik annehmen wollten. Die Standorttreue sei bei vielen Unternehmen weiter stark ausgeprägt. In der Industrie und hier besonders bei den großen Unternehmen nähmen jedoch die Pläne deutlich zu, dem Standort Deutschland den Rücken zu kehren. Fast ein Drittel der Industriebetriebe (32 Prozent) plane oder realisiere die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland, beziehungsweise die Einschränkung ihrer Produktion im Inland − eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr.

"Die Politik muss hier schnellstmöglich gegensteuern, um der Wirtschaft eine Perspektive in Deutschland zu erhalten", forderte Dercks. Die DIHK habe fünf Punkte erarbeitet, die die Energieversorgung der Unternehmen sicherten. "Die schnelle Umsetzung ist wichtig für den Standort Deutschland", mahnte Dercks. Die DIHK dringt in dem Konzept darauf, die Energiepreise durch ein höheres Angebot zu senken, Wasserstoff verfügbar zu machen, die Planbarkeit zu erhöhen, Bürokratie abzubauen und den Ausbau der Stromnetze zu beschleunigen.

Dienstag, 29.08.2023, 12:39 Uhr
Heike Gillis

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