Ein Transport von Transition Pieces für "He Dreiht". Quelle: EnBW / Magnus Reinke OIM
Der EnBW-Konzern hat mit dem Bau des größten deutschen Windparks, „He dreiht“, begonnen. Aus Anlass dessen appelliert CEO Georg Stamatelopoulos an den Bund, HGÜ überirdisch zu verlegen.
Die Energie Baden-Württemberg hat mit den ersten Arbeiten auf See für den größten Windpark Deutschlands, „He dreiht“ mit 960
MW 85
Kilometer nordwestlich von Borkum, begonnen. Vor der Presse stellte Vorstandsvorsitzender Georg Stamatelopoulos am 16.
Mai Forderungen an die Bundespolitik.
So sprach er sich dafür aus, die Versenkung der künftigen Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungs(HGÜ)-Leitungen, die vor allem den Offshore-Windstrom von der Küste nach West- und Süddeutschland bringen sollen, unter die Erde rückgängig zu machen: „Wir sind gegen Erdkabel, für Freileitungen, und das aus rein ökonomischen Gründen. Wir könnten damit bis zu 20
Milliarden Euro einsparen. Wir geben die Hoffnung nicht auf, die Politik davon zu überzeugen.“ Der EnBW-Chef äußerte sich unabhängig davon zuversichtlich, dass die für „He dreiht“ wichtigen ersten HGÜ-Projekte Ultranet und Südlink wie geplant 2026 und 2028 in Betrieb gehen.
Der CEO warnte zudem vor einer Strommarkt-Teilung (Market Splitting) zwischen Nord- und Süddeutschland: „Eine Teilung der deutschen Strompreiszone wäre ein großer Schlag für die Markteinführung der erneuerbaren Energien.“
|
EnBW-Chef Georg Stamatelopoulus (links) und Peter Heydecker, Vorstand für nachhaltige Erzeugungsstruktur, vor der Presse Quelle: E&M / Georg Eble |
Zu der Aussetzung der anlagenbezogenen Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) bei Windenergie-Projekten in „Beschleunigungsgebieten“, die durch den gerade in Kraft getretenen zweiten Teil des Solarpakets
I verlängert wurde (wir berichteten), sagte Stamatelopoulos nur, er halte das damit verbundene Ziel, dem Ausbau der Erneuerbaren Vorrang zu verschaffen, für richtig. Der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO) und nach ihm mehrere Bundesrats-Ausschüsse hatten den Erhalt dieser UVP zumindest als Option empfohlen (wir berichteten).
„EnBW-Planer haben technischen Fortschritt vorhergesehen“Den bisherigen Zeitplan für „He dreiht“ bekräftigten Stamatelopoulos und ein Vertreter von Vestas. Für den dänischen Windturbinen-Hersteller wird es die erste kommerzielle Verwendung seiner bisher größten Leistungsklasse von 15
MW. „Es gibt nichts Besseres am Markt“, gab sich Peter Heydecker, EnBW-Vorstand für nachhaltige Erzeugungsstruktur, überzeugt. „Die Teile gab es damals nicht. Unsere Planer haben vor sieben Jahren den technischen Fortschritt antizipiert.“
|
Der Schwimmkran „Thialf“ im Baufeld von „He Dreiht“ Quelle: EnBW / Weltenangler |
Von sofort an bis einschließlich Sommer sollen als erste Offshore-Bauarbeiten die 64
Monopfähle (Monopiles) als Fundamente errichtet werden. Bis Ende nächsten Jahres soll der Windpark in Betrieb gehen.
„He dreiht“ ist der erste deutsche Windpark, der ohne Förderung errichtet wird. 2017 hatte EnBW in der ersten deutschen Offshore-Ausschreibung für ein Null-Cent-Gebot den Zuschlag erhalten. Die Errichtung kostet den Konzern und drei Infrastruktur-Investoren voraussichtlich 2,4
Milliarden Euro. Ein Konsortium aus Allianz Capital Partners, AIP und Norges Bank Investment Management hatte sich mit 49
Prozent an „He dreiht“ beteiligt.
Gigawatt-Pläne in der britischen SeeDas Investment gehört zu einem 40
-Milliarden-Euro-Programm für Erneuerbaren-Anlagen und Back-up-Gaskraftwerke, das sich die EnBW europaweit bis 2030 vorgenommen hat. Für EnBW wird „He dreiht“ der vierte Offshore-Windpark sein. Er liegt in der Nähe ihrer produzierenden Windparks „Albatros“ und „Hohe See“. In der Ostsee betreibt EnBW „Baltic
1“ und „Baltic
2“.
„He dreiht“ wird die installierte Offshore-Leistung im Konzern verdoppeln. Zwischen 2029 und 2036 kommen dann jeweils 6.000
MW britische Windparks hinzu. Offshore-Windparks seien das „Arbeitspferd der Energiewende“, so Stamatelopoulos. Sie seien mit 4.000
Volllaststunden im Jahr „grundlastähnlich“. Es sei „nicht beabsichtigt“, sich von einem Park zu trennen, und EnBW nehme auch an künftigen Ausschreibungen teil.
Mehr als die Hälfte des künftigen Stroms verkauftMangels Subventionen vermarktet EnBW die Stromproduktion aus dem Windpark in Power Purchase Agreements. Bis jetzt sind 505
MW der 960
MW über PPA verkauft, und zwar an Saarstahl, Telekom, Bahn, Bosch, Salzgitter, Evonik und Fraport (wir berichteten jeweils). Vorstand Peter Heydecker sagte: „PPA sind preisgünstiger für die Energiewende, weil es die Subventionen (dann) nicht braucht. Mit Marktlösungen sind wir von Regulierung befreit und näher am Käufer.“
CEO Stamatelopoulos relativierte direkt darauf, natürlich nutze EnBW mit grünen Großprojekten Skaleneffekte, aber dies sei nicht auf die gesamte Energiewende übertragbar: „Für einige Standorte ist eine Förderung absolut erforderlich, wenn wir die Klimaziele erreichen wollen.“
Donnerstag, 16.05.2024, 18:29 Uhr
© 2024 Energie & Management GmbH