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Der Energiekonzern Eon bilanziert für das Jahr 2021 ein bereinigtes Ergebnis in Höhe von 7,9 Mrd. Euro. Was Gas aus Russland angeht, positioniert sich das Management klar.
Gäbe es in Bilanzen eine Spalte für das Wort "obwohl", wäre sie im Jahresabschluss von Eon gut gefüllt. "Wir haben 2021 in allen Bereichen erfolgreich und oberhalb der Erwartungen abgeschlossen. Und das, obwohl es eine ganze Reihe erheblicher Erschwernisse gab", sagte Konzernchef Leonhard Birnbaum bei der Vorstellung der neuen Zahlen am 16. März. Dann nutzte er die unterordnende Konjunktion für eine Aufzählung: Die Zahlen stimmten, "obwohl wir uns im zweiten Jahr des Corona-Lockdowns befunden haben" und "obwohl wir eine Serie schwerer Stürme erlebt haben". Die Zahlen stimmten, "obwohl wir im Ahrtal einen wesentlichen Teil der Überschwemmungskatastrophe in unseren Versorgungsgebieten für unsere Kunden managen müssen" und "obwohl wir eine Million Kunden von anderen Versorgern auffangen mussten".
Summa summarum weist der Energieversorger für das vergangene Jahr einen Umsatz in Höhe von 77,4
Mrd. Euro aus, das bedeutet ein Plus von 27
% im Vergleich zum Vorjahr. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuer und Abschreibungen (Ebitda) beträgt 7,9
Mrd. (2020: 6,9
Mrd. Euro). Der bereinigte Konzernüberschuss liegt bei 2,5
Mrd. Euro − ein Anstieg um 53
%.
Plus im Kern- und Nicht-KerngeschäftStarkes Wachstum verzeichnet Eon in der Sparte Kundenlösungen. Das bereinigte Ebitda fällt mit 1,5
Mrd. Euro um 45
% höher aus als im Jahr davor. Das Ergebnis des Geschäftsbereichs Energy Infrastructure Solutions beläuft sich auf 480
Mio. Euro – ein Plus von 40
%. Wachstum kommt zudem aus dem Geschäft mit Solaranlagen und Batteriespeichern, Der Absatz dezentraler Business to Customer-Lösungen sei in einem Jahr von 100.000 auf über 125.000
Euro gesteigert worden.
In der Sparte Energienetze verbucht das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 18,3
Mrd. Euro (2020: 17,9
Mrd. Euro). Als bereinigtes Ebitda stehen 4,9
Mrd. Euro in der Bilanz (2020: 5,2
Mrd. Euro).
Die Kraftwerkssparte – das "Nicht-Kerngeschäft" – schneidet mit einem bereinigten Ebitda von 1,1
Mrd. Euro ab (2020: 413
Mio. Euro). Eon verweist auf "eine besonders hohe Auslastung der Kraftwerke und das aktuelle Preisniveau auf der Absatzseite, insbesondere im vierten Quartal".
Lob für BundesregierungDeutliche Worte adressierte Konzernchef Birnbaum in Richtung Russland. "Wir bei Eon verurteilen das in aller Schärfe", sagte er und sprach vom "vom schlimmsten Bruch des Völkerrechts" in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. "Wir stehen voll hinter den Sanktionen der Europäischen Union." Die Bundesregierung lobte er dafür, dass sie allen Rufen standhält, den Import von Gas aus Russland kurzfristig zu stoppen. "Kurzfristig geht es nicht ohne russisches Gas, zumindest nicht ohne schwerwiegenden Konsequenzen für die europäische Wirtschaft", so der Eon-Chef.
Langfristig dagegen führe kein Weg daran vorbei, die Energieabhängigkeit von Russland "grundlegend" zu beenden. "Langfristig brauchen wir eine Diversifikation von Energieimporten", sagte Birnbaum im Hinblick auf den Bau von LNG-Terminals. Als weitere langfristige Maßnahmen nannte er den Ausbau der Erneuerbaren, der Netzinfrastruktur und die Schaffung einer Wasserstoff-Infrastruktur.
Eon selbst sieht sich "gegenüber Russland nicht unmittelbar exponiert". Birnbaum: "Wir kaufen unsere Gasmengen komplett in den Großhandelsmärkten innerhalb Europas. Wir haben keine langfristigen Lieferverträge mit Produzenten – auch nicht russischen." Was es gebe, seien Verträge mit europäischen Tochterunternehmen, sie würden "drei bis vier Prozent des Portfolios" ausmachen.
Prognose unter VorbehaltZufrieden zeigt sich das Management nicht nur mit finanziellen Ergebnissen. "Wir haben auch unsere Wachstumsstrategie vorangetrieben in Richtung von mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung", berichtete Birnbaum. So seien etwa die Netzinvestitionen gegenüber dem Vorjahr um 4
% hochgefahren worden. Für das laufende Jahr plant der Konzern nach eigenen Angaben Investitionen in Höhe von 5,3
Mrd. Euro, bis 2026 sollen es in Summe 27
Mrd. Euro werden.
Als Ebitda peilt Eon für 2022 einen Betrag zwischen 7,6 und 7,8
Mrd. Euro an. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Geschäftsentwicklung und auf wesentliche Kennzahlen seien zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig abschätzbar, sagte Birnbaum. "Aber wir sind trotz dieses Umfeldes grundsätzlich mit der jetzigen Prognose komfortabel aufgestellt."
Finanzkennzahlen von Eon in Mio. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 77.358 | 60.944 |
Bereinigtes Ebitda | 7.889 | 6.905 |
Bereinigtes Ebit | 4.723 | 3.776 |
Bereinigter Konzernüberschuss | 2.503 | 1.638 |
Umsatz, Kundenlösungen | 61.507 | 48.659 |
Bereinigtes Ebitda, Kundenlösungen | 1.492 | 1.026 |
Bereinigtes Ebit, Kundenlösungen | 926 | 478 |
Umsatz, Energienetze | 18.273 | 17.936 |
Bereinigtes Ebitda, Energienetze | 4.988 | 5.186 |
Bereinigtes Ebit, Energienetz | 2.970 | 3.242 |
Quelle: Eon
Mittwoch, 16.03.2022, 16:08 Uhr
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