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Im Geschäftsjahr 2022/23 hat der niederösterreichische Konzern EVN knapp 530 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet. Zu danken war dies nicht zuletzt einer Dividende des Verbunds.
Einen Gewinn (Konzernergebnis) von beinahe 530
Millionen Euro verzeichnete der niederösterreichische Energiekonzern EVN im Geschäftsjahr 2022/23, das mit 30.
September endete. Gegenüber 2021/22 entspricht dies einem Anstieg um rund 153
Prozent oder 320
Millionen Euro.
Fast die Hälfte davon war mit 158
Millionen Euro einer Dividende des Energiekonzerns Verbund zu verdanken, an dem die EVN mit 12,6
Prozent beteiligt ist. Als weitere Faktoren nannte die EVN den besseren Geschäftsverlauf in Südosteuropa sowie die höheren Erlöse aus der Ökostrom-Erzeugung.
Zeitgleich ging
der Außenumsatz um 7,2
Prozent auf 3,8
Milliarden Euro zurück. Eine wesentliche Rolle spielte auch hierbei das Südosteuropa-Geschäft, in dem sich der Konzern mit rückläufigen Großhandelspreisen für Energie, niedrigeren Absatzmengen aufgrund des wärmeren Wetters sowie gesunkenen Netzentgelten konfrontiert sah. Jedoch sank damit in der Region auch der Aufwand für den Bezug von Strom und Gas. Ferner profitierte die EVN in Nordmazedonien von staatlich unterstützten Bezugspreisen für Energie, um Netzverluste abzudecken.
Aus diesen Gründen erhöhte sich das Ergebnis vor Ertragssteuern in Südosteuropa auf knapp 150
Millionen Euro und damit mehr als das Dreifache des Werts von 2021/22 (48
Millionen Euro).
Vertriebsgesellschaft macht VerlustEinen Verlust von 240
Millionen Euro schließlich verzeichnete die Vertriebstochter der EVN, die EVN KG. Sie konnte hohe Beschaffungspreise für Energie nur mit zeitlicher Verzögerung an die Endkunden weitergeben. Überdies musste sie Absicherungsgeschäfte niedriger bewerten und Rückstellungen für Verluste aus vertraglich vereinbarten Energielieferungen höher dotieren.
EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz konstatierte, der Konzern sei „robust aufgestellt“ und verdanke den hohen Gewinn seinem „diversifizierten Geschäftsmodell“. Dies sei die Voraussetzung für die geplanten hohen Investitionen in den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Stromnetze. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hätten sich diese auf 694
Millionen Euro belaufen. Für die Zeit bis 2030 seien sie mit rund 700 bis 900
Millionen Euro pro Jahr veranschlagt. Etwa drei Viertel davon entfallen laut Szyszkowitz auf Vorhaben im Heimatmarkt Niederösterreich.
Profitieren sollen von den guten Ergebnissen des Geschäftsjahres 2022/23 auch die Aktionäre. Szyszkowitz bekräftigte, der EVN-Vorstand werde der Hauptversammlung am 1.
Februar 2024 eine Dividende von 0,52
Euro je Aktie sowie eine Sonderdividende von 0,62
Euro je Aktie vorschlagen. Insgesamt würde sich die Ausschüttung somit auf 1,14
Euro je Aktie belaufen.
Profitieren würde davon nicht zuletzt das Land Niederösterreich, das an der EVN 51,0
Prozent hält. Den Wiener Stadtwerken als zweitgrößtem Aktionär gehören etwa 28,4
Prozent. Weitere 19,7
Prozent sind im Streubesitz. Die verbleibenden 0,9
Prozent befinden sich im Eigentum der EVN selbst sowie im Besitz von Beschäftigten mit Ansprüchen auf jährliche Sonderzahlungen. Diese konnten sie sich bis Mitte des heurigen Jahres in Aktien abgelten lassen.
Enormer Ökostrom- und NetzausbauDer Technische Vorstand der EVN, Franz Mittermayer, ergänzte, das Unternehmen plane, die Leistung seiner Windkraftanlagen von derzeit etwa 447
MW bis 2030 auf 770
MW zu steigern. Zeitgleich soll sich die Leistung der Photovoltaikanlagen von 42
MW auf 300
MW mehr als versiebenfachen. Noch bis Jahresende werde die EVN zwei Windparks mit insgesamt 30
MW sowie zwei PV-Anlagen mit ebenfalls knapp 30
MW in Betrieb nehmen.
Massiv verstärkt werden auch die Stromnetze: Ihre Kapazität soll sich bis 2030 auf 6.000
MW verdoppeln. Die dafür notwendigen Investitionen bezifferte Mittermayer auf 3
Milliarden Euro. Unter anderem werden ihm zufolge 40 neue Umspannwerke errichtet.
EVN ficht Rechtsstreit mit Konsumentenschützern durchZu den laufenden Auseinandersetzungen zwischen der Energiewirtschaft und Konsumentenschützern wegen rechtlich umstrittener Preiserhöhungen in den vergangenen Jahren konstatierte Szyszkowitz, die EVN sei mit „etwa einem Dutzend Verfahren“ konfrontiert. Sie werde diese bis zu den Höchstgerichten durchfechten. Einmal mehr ersuchte Szyszkowitz die Bundespolitik, Rechtssicherheit zu schaffen: „Ich würde mich freuen, wenn es dazu eine Gesetzesinitiative gäbe.“
Bekanntlich hatte die EVN im Frühjahr die Verträge von rund 300.000 Strom- und Gaskunden gekündigt. Den Betroffenen wurden neue Verträge angeboten, denen sie ausdrücklich zustimmen mussten. Laut Szyszkowitz nahmen nur rund 10
Prozent der Kunden dieses Angebot nicht an: „Wir werden uns bemühen, sie wiederzugewinnen.“
Donnerstag, 14.12.2023, 13:06 Uhr
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