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Wo gebaut wird, leiden Leitungen. Für den seltenen Ausfall der deutschen Gasversorgung im vergangenen Jahr waren zumeist Bauarbeiten verantwortlich.
Wer den Gashahn zum Kochen, Duschen oder Heizen aufdreht, erzielt in der Regel den erwarteten Erfolg: Das Gas strömt. Im statistischen Mittel mussten deutsche Verbraucher 2023 nur 1,26 Minuten auf den Energieträger verzichten.
Diesen Wert hat die Bundesnetzagentur jetzt übermittelt, wobei 1,26 Minuten etwa 75 Sekunden entspricht, da der offizielle Wert hinter dem Komma dem Dezimalsystem der Industrieminuten folgt. Seit 2006 erhebt die Behörde jährlich die Daten von allen Gasnetzbetreibern. Im Vorjahr lag die Versorgungslücke noch bei 1,52 Minuten (gut anderthalb Minuten). Für den Agenturpräsidenten Klaus Müller ist das aktuelle Ergebnis ein Beweis für die „hohe Zuverlässigkeit der Gasversorgung in Deutschland“.
Als häufigsten Grund für eine unterbrochene Gasleitung nennt die Bundesnetzagentur Schäden an den Rohren durch Bauarbeiten. In den sogenannten SAIDI-Wert ist grundsätzlich weder der Ausfall durch höhere Gewalt noch durch geplanten Lieferstopp eingerechnet. Eine Versorgungsunterbrechung muss durch Fremdeinwirkung, Störungen im Bereich des Netzbetreibers oder Rückwirkungen aus anderen Netzen erfolgen, um in die SAIDI-Statistik einzugehen.
Berlin am verlässlichsten
Aufgeschlüsselte Werte für die einzelnen Bundesländer gibt es, sie sind aber mit Vorsicht zu genießen. Denn unterhält ein Netzbetreiber Leitungen in mehr als einem Bundesland, fließen die Ausfallzeiten dort ein, wo die Firma ihren Sitz hat. Die Statistik weist derweil Berlin als verlässlichstes Versorgungsgebiet aus – mit 0,17 Minuten (rund elf Sekunden) fehlenden Gases. Schleswig-Holstein liegt mit etwa sechs Minuten und 40 Sekunden (6,68 Minuten) am Ende der SAIDI-Länderskala.
Seit der ersten Erfassung, für das Jahr 2006, gab es lediglich einen Ausreißer nach oben. 2007 blieb das Gas deutschlandweit im Schnitt 4,07 Minuten aus. Den Tiefstwert markierte das Jahr 2018 mit rund einer halben Minute (0,48 Minuten). Im vergangenen Jahr waren Haushalte und Kleinverbraucher mit 0,97 Minuten häufiger betroffen als Großabnehmer (0,29).
Donnerstag, 11.07.2024, 13:11 Uhr
Volker Stephan
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