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Energie & Management > Klimaschutz - Gesamtstrategie für das Kohlenstoffmanagement gefordert
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Klimaschutz

Gesamtstrategie für das Kohlenstoffmanagement gefordert

CCS, CCU und CDR sind für eine klimaneutrale Zukunft notwendig, so eine Forschergruppe. Ihr Potenzial ist allerdings begrenzt und Nutzungskonflikte müssen vermieden werden. 
Die EU-Kommission hatte ihre Strategie zum integrierten Kohlenstoffmanagement vorgelegt, die Bundesregierung hatte sich auf Eckpunkte zur Carbon-Management Strategie (CMS) und zur Langfriststrategie Negativemissionen (LNe) geeinigt (wir berichteten). Welche Punkte dennoch ungeklärt sind und wo noch Handlungsbedarf besteht, damit beschäftigt sich das Impulspapier der Wissenschaftsakademien „Kohlenstoffmanagement integriert denken: Anforderungen an eine Gesamtstrategie aus CCS, CCU und CDR“. Es ist innerhalb des Projekts „Energiesysteme der Zukunft“ (Esys) entstanden, einer gemeinsamen Initiative von Acatech, Leopoldina und Akademienunion.

Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass ohne CCS (die Abscheidung und Verpressung von CO2 im Untergrund zur dauerhaften Speicherung) Klimaneutralität oder gar Netto-negativ-Emissionen kaum erreichbar sein werden. Ohne CCS, heißt es im Factsheet zur Publikation, müssten die Emissionen noch stärker sinken als ohnehin schon, was sehr weitgehende Verhaltensänderungen bedingen würde. Der gesellschaftliche Rückhalt dafür sei sehr ungewiss. Die Restemissionen müssten zu einem großen Teil durch die CO2-Speicherung in Vegetation und Boden ausgeglichen werden, die durch die verfügbare Landfläche begrenzt und in ihrer Dauerhaftigkeit unsicher sei. 

Daher, so ein Fazit der Forschenden, überwiege das Risiko, ohne den Einsatz von CCS die Klimaziele zu verfehlen, die Risiken der CCS-Anwendung – zumal beispielsweise in Norwegen bereits Erfahrungen mit dieser Technologie gesammelt wurden. 

Drei Bausteine zusammen denken

Das weniger umstrittene CCU, also die Abscheidung und Wiederverwendung von CO2 als Rohstoff, sei keine Alternative, aber eine notwendige Ergänzung zum CCS: In einer klimaneutralen Industrie darf kein fossiler Kohlenstoff mehr eingesetzt werden. CCU sei daher als Kohlenstoff-Quelle für die Herstellung vieler Produkte unverzichtbar. Allerdings führe CCU nur bei sehr langlebigen Gütern - wie etwa Baustoffen - zu einer dauerhaften Speicherung des CO2. Die Herstellung kurzlebiger Güter sei nur dann klimaneutral, wenn das verwendete CO2 aus der Atmosphäre oder aus Biomasse stammt und der Produktionsprozess klimaneutral ist. CCU sei daher zwar wichtig, um Erdöl und Erdgas als Kohlenstoff-Quelle zu ersetzen, könne die Emissionen etwa aus Landwirtschaft und Zementindustrie in den meisten Anwendungsfällen aber nicht dauerhaft neutralisieren.

Auch weisen die Autoren darauf hin, dass CCS, CCU und CDR (siehe auch Kasten) sich bei den verwendeten Technologien und Infrastrukturen überschneiden. Diese drei Bausteine müssten daher von Beginn an zusammen gedacht und aufeinander abgestimmt reguliert werden.

Grundsätzlich aber könne Kohlenstoffmanagement nur einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten: Denn die nachhaltig nutzbaren Potenziale sind begrenzt, heißt es in dem Papier, und der Technologiehochlauf ist herausfordernd, selbst wenn nur schwer vermeidbare Emissionen adressiert werden. Wichtig sei daher, alle Möglichkeiten konsequent zu nutzen und weiterzuentwickeln, Treibhausgase zu vermeiden – vom Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wasserstof-Infrastruktur über das Einsparen von Energie bis hin zu emissionsärmeren Produktionsweisen in Industrie und Landwirtschaft.
 
 
Informationen zum Impulspapier „Kohlenstoffmanagement integriert denken: Anforderungen an eine Gesamtstrategie aus CCS, CCU und CDR“ sind im Internet auf den Seiten des Projektes „Energiesysteme der Zukunft“ abrufbar.

Komponenten des Kohlenstoffmanagements

Durch Kohlenstoffmanagement, englisch Carbon Management, sollen entstandene Treibhausgase aus der Atmosphäre ferngehalten oder entfernt werden. Auch das Recycling von Kohlenstoff ist Teil des Kohlenstoffmanagements. Man unterscheidet zwischen drei Komponenten:

Carbon Dioxide Caption and Storage (CCS) bezeichnet die CO2-Abscheidung, Verpressung und dauerhafte Speicherung des Kohlendioxids im Untergrund.

Beim Carbon Dioxide Removal (CDR) wird CO2 aus der Atmosphäre entnommen und je nach Verfahren entweder verpresst und unterirdisch (CCS) oder in Vegetation und Böden gespeichert

Carbon Dioxide Capture and Utilization (CCU) bezeichnet die Weiterverwendung von CO2, das aus Anlagen oder aus der Atmosphäre abgeschieden wird, um kohlenstoffhaltige Produkte herzustellen.

Montag, 15.04.2024, 16:18 Uhr
Katia Meyer-Tien
Energie & Management > Klimaschutz - Gesamtstrategie für das Kohlenstoffmanagement gefordert
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Klimaschutz
Gesamtstrategie für das Kohlenstoffmanagement gefordert
CCS, CCU und CDR sind für eine klimaneutrale Zukunft notwendig, so eine Forschergruppe. Ihr Potenzial ist allerdings begrenzt und Nutzungskonflikte müssen vermieden werden. 
Die EU-Kommission hatte ihre Strategie zum integrierten Kohlenstoffmanagement vorgelegt, die Bundesregierung hatte sich auf Eckpunkte zur Carbon-Management Strategie (CMS) und zur Langfriststrategie Negativemissionen (LNe) geeinigt (wir berichteten). Welche Punkte dennoch ungeklärt sind und wo noch Handlungsbedarf besteht, damit beschäftigt sich das Impulspapier der Wissenschaftsakademien „Kohlenstoffmanagement integriert denken: Anforderungen an eine Gesamtstrategie aus CCS, CCU und CDR“. Es ist innerhalb des Projekts „Energiesysteme der Zukunft“ (Esys) entstanden, einer gemeinsamen Initiative von Acatech, Leopoldina und Akademienunion.

Die Autoren kommen darin zu dem Schluss, dass ohne CCS (die Abscheidung und Verpressung von CO2 im Untergrund zur dauerhaften Speicherung) Klimaneutralität oder gar Netto-negativ-Emissionen kaum erreichbar sein werden. Ohne CCS, heißt es im Factsheet zur Publikation, müssten die Emissionen noch stärker sinken als ohnehin schon, was sehr weitgehende Verhaltensänderungen bedingen würde. Der gesellschaftliche Rückhalt dafür sei sehr ungewiss. Die Restemissionen müssten zu einem großen Teil durch die CO2-Speicherung in Vegetation und Boden ausgeglichen werden, die durch die verfügbare Landfläche begrenzt und in ihrer Dauerhaftigkeit unsicher sei. 

Daher, so ein Fazit der Forschenden, überwiege das Risiko, ohne den Einsatz von CCS die Klimaziele zu verfehlen, die Risiken der CCS-Anwendung – zumal beispielsweise in Norwegen bereits Erfahrungen mit dieser Technologie gesammelt wurden. 

Drei Bausteine zusammen denken

Das weniger umstrittene CCU, also die Abscheidung und Wiederverwendung von CO2 als Rohstoff, sei keine Alternative, aber eine notwendige Ergänzung zum CCS: In einer klimaneutralen Industrie darf kein fossiler Kohlenstoff mehr eingesetzt werden. CCU sei daher als Kohlenstoff-Quelle für die Herstellung vieler Produkte unverzichtbar. Allerdings führe CCU nur bei sehr langlebigen Gütern - wie etwa Baustoffen - zu einer dauerhaften Speicherung des CO2. Die Herstellung kurzlebiger Güter sei nur dann klimaneutral, wenn das verwendete CO2 aus der Atmosphäre oder aus Biomasse stammt und der Produktionsprozess klimaneutral ist. CCU sei daher zwar wichtig, um Erdöl und Erdgas als Kohlenstoff-Quelle zu ersetzen, könne die Emissionen etwa aus Landwirtschaft und Zementindustrie in den meisten Anwendungsfällen aber nicht dauerhaft neutralisieren.

Auch weisen die Autoren darauf hin, dass CCS, CCU und CDR (siehe auch Kasten) sich bei den verwendeten Technologien und Infrastrukturen überschneiden. Diese drei Bausteine müssten daher von Beginn an zusammen gedacht und aufeinander abgestimmt reguliert werden.

Grundsätzlich aber könne Kohlenstoffmanagement nur einen kleinen Beitrag zum Klimaschutz leisten: Denn die nachhaltig nutzbaren Potenziale sind begrenzt, heißt es in dem Papier, und der Technologiehochlauf ist herausfordernd, selbst wenn nur schwer vermeidbare Emissionen adressiert werden. Wichtig sei daher, alle Möglichkeiten konsequent zu nutzen und weiterzuentwickeln, Treibhausgase zu vermeiden – vom Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wasserstof-Infrastruktur über das Einsparen von Energie bis hin zu emissionsärmeren Produktionsweisen in Industrie und Landwirtschaft.
 
 
Informationen zum Impulspapier „Kohlenstoffmanagement integriert denken: Anforderungen an eine Gesamtstrategie aus CCS, CCU und CDR“ sind im Internet auf den Seiten des Projektes „Energiesysteme der Zukunft“ abrufbar.

Komponenten des Kohlenstoffmanagements

Durch Kohlenstoffmanagement, englisch Carbon Management, sollen entstandene Treibhausgase aus der Atmosphäre ferngehalten oder entfernt werden. Auch das Recycling von Kohlenstoff ist Teil des Kohlenstoffmanagements. Man unterscheidet zwischen drei Komponenten:

Carbon Dioxide Caption and Storage (CCS) bezeichnet die CO2-Abscheidung, Verpressung und dauerhafte Speicherung des Kohlendioxids im Untergrund.

Beim Carbon Dioxide Removal (CDR) wird CO2 aus der Atmosphäre entnommen und je nach Verfahren entweder verpresst und unterirdisch (CCS) oder in Vegetation und Böden gespeichert

Carbon Dioxide Capture and Utilization (CCU) bezeichnet die Weiterverwendung von CO2, das aus Anlagen oder aus der Atmosphäre abgeschieden wird, um kohlenstoffhaltige Produkte herzustellen.

Montag, 15.04.2024, 16:18 Uhr
Katia Meyer-Tien

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