Blick in ein Siel mit installiertem Abwasserwärmetauscher am Boden. Bild: Ulrich-Perrey
In einem Hamburger Neubauquartier soll via Wärmetauscher dem Abwasser Restwärme entzogen und somit für die Versorgung genutzt werden.
Im Barmbeker Neubauquartier im Norden Hamburgs will der Energieversorger Hamburg Energie erstmals Abwasserwärme aus dem Siel – so heißen in Hamburg die unterirdischen Abwasserkanäle – nutzen, teilte das Unternehmen am 8. Februar mit. Über die gewonnene Restwärme sollen zukünftig 149 Miet- und Eigentumswohnungen in der Dieselstraße der Hansestadt regenerativ mit Energie für Heizung und Warmwasser versorgt werden. Das Projekt setzt Hamburg Energie gemeinsam mit dem Immobilienunternehmen Frank um.
Im Siel installiert Hamburg Energie derzeit im Auftrag des Immobilienunternehmens Frank auf einer Strecke von 106 Metern 53 Wärmetauscher-Module, „Therm-Liner“, mit einer thermischen Gesamtleistung von 140 kW. Um die Wärmetauscher zu verlegen, werden die Siele vorab entleert. Während der Verlegearbeiten wird das Abwasser über eine oberirdische Pumpleitung umgeleitet. Anschließend wird das Abwasser wieder durch das Siel geleitet.
Abwasserwärmetauscher sind doppelschalige Druckbehälter aus Edelstahl, durch die ein separater Wasserkreislauf zirkuliert. Fließt Abwasser darüber, wird die darin noch enthaltene Wärme auf das Wasser im Wärmetauscher übertragen. Diese wird zu einer Wärmepumpe mit einer Leistung von 160 kW in der Heizzentrale geleitet, um hier auf die Vorlauftemperatur der Heizung angehoben und so ins lokale Wärmenetz des Quartiers eingespeist zu werden. Die Temperatur des Abwassers beträgt in der Kanalisation zwischen zwölf und 20 Grad Celsius.
„Aus ökologischer Sicht ist Abwasser insbesondere im verdichteten städtischen Raum eine wertvolle Ressource, die nun mithilfe spezieller Wärmetauscher erschlossen wird“, sagt Frank Boehnke, Produktmanager Wärme & Contracting bei Hamburg Energie. „Die Nutzbarmachung von Abwasserwärme erweitert unser ohnehin schon breites Portfolio bei der klimafreundlichen Versorgung von Quartieren mit Wärme und Strom.” Durch den Einsatz der Abwasserwärme sollen jährlich 45 Tonnen CO2 im Vergleich zur herkömmlichen fossilen Fernwärme eingespart werden.
Die Wohnanlage im KfW-40 Effizienzstandard ist seit Ende 2020 im Bau. Etwa zum Jahreswechsel 2022/2023 sollen die Bewohner die 74 Miet- und 75 Eigentumswohnungen beziehen können. Neben der Abwassernutzung sind noch zwei Photovoltaikanlagen mit je 75 kW geplant sowie ein Blockheizkraftwerk. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund eine Million Euro.
Montag, 8.02.2021, 14:33 Uhr
Heidi Roider
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