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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Hickhack um Abrechnungsunternehmen sorgt für Gratisladestrom
Quelle: E&M/Jonas Rosenberger
Elektrofahrzeuge

Hickhack um Abrechnungsunternehmen sorgt für Gratisladestrom

Voller Akku, volles Konto: Marburg ist aktuell das Paradies für all jene, die ein E-Auto in der Region fahren. Dahinter steckt mehr als reines Marketing.
Die Kilowattstunde für 0 Cent. Manchmal erfüllen sich die Träume für Menschen, die ein E-Auto fahren und günstig an ihren Fahrstrom kommen möchten. In Marburg gibt’s den Ladestrom aktuell an bestimmten Säulen gratis. Hintergrund ist, dass die Stadtwerke in der hessischen Universitätsstadt einen neuen Abrechnungspartner für das Laden beauftragt haben, dessen Vertrag erst ab Mitte September gilt.

Erst war der Preis horrend angestiegen, jetzt ist er am Nullpunkt angelangt: Die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Marburg haben zwischen Oktober und heute an den Stromsäulen alles erlebt. Vor einem knappen Jahr hatte der Abrechnungspartner „Plugsurfing“ die kWh Strom über Nacht um 70 % verteuert und statt 27 Cent mal eben 44 Cent verlangt. Auf den einsetzenden Ärger reagierten die Stadtwerke und richteten eine Übergangslösung mit dem alten Preis ein.

Versorger nutzt Wechsel beim Abrechnungspartner für Marketingaktion

Zugleich war klar, dass nach diesem Vorfall die Zusammenarbeit mit dem alten Anbieter keine Zukunft haben sollte. Ab Mitte September tritt nun „Charge IT“ an die Stelle von Plugsurfing, so Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster. Schon seit Anfang August ist das alte Abrechnungssystem nicht mehr in Dienst. Das bedeutet: Die Stadtwerke verlangen etwa sechs Wochen lang keinen Cent für die gezapfte kWh Strom.

An momentan 13 Standorten in der Stadt und weiteren elf im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind die Stadtwerke mit ihren Stationen also konkurrenzlos günstig. Mit jeder EC-Karte, sofern sie zu den RFID-Karten mit den aufgedruckten Sendewellen zählt, ist das Gratisstromtanken in der Übergangszeit möglich. Damit stehen die Säulen grundsätzlich allen E-Mobilisten aus nah und fern kostenfrei zur Verfügung.

Der Run auf die Säulen habe aber noch nicht eingesetzt, so Armbrüster. "Wir beobachten ein ganz normales Ladeverhalten." Die Umsatzeinbußen durch die wochenlange Gratisabgabe des Stroms haben die Stadtwerke einkalkuliert, wie hoch sie liegen werden, wollte der Geschäftsführer nicht öffentlich sagen. "Wir betrachten es als Marketingaktion, die unsere Ladestationen und das klimaneutrale Autofahren noch einmal in das Bewusstsein der Menschen rücken soll."

Auch in Leipzig und Münster gab es schon Ladestrom gratis

Dass Autostrom an öffentlichen Ladesäulen überhaupt nichts kostet, gehört eigentlich der Vergangenheit an und taucht nur ab und an in den Schlagzeilen auf. Zuletzt beendeten die Stadtwerke Leipzig im März das kostenlose Laden für ihre Kundinnen und Kunden, die nun über einen speziellen Tarif Autostrom beziehen können.

Bei den Stadtwerken Münster erinnert man sich noch gut an die Einführungsphase der ersten Stationen vor genau zehn Jahren. Die Westfalen verlangten - wie die Stadtwerke Marburg übrigens 2012 auch - von den Ladenden lange keinen einzigen Cent. Zugänglich waren die Säulen seinerzeit aber ausschließlich für die Stadtwerke-Kundschaft. „Wir hatten schlicht keine passende Abrechnungslösung“, so Stadtwerke-Sprecher Florian Adler.

Heute setzen Stadtwerke vermehrt auf Partner, bei denen sie den Preis selbst bestimmen können und die auch E-Roaming-Netzwerke wie „Hubject“ integrieren. Diese erlauben E-Auto-Fahrenden immer zu dem Preis Strom nachzuladen, der mit dem eigenen Autostromversorger vereinbart ist. Auch an den Säulen der Stadtwerke Münster, die „Chargecloud“ als Abrechnungspartner beauftragt haben, ist dies der Fall.

Den elektrischen Saft an die Stromer gratis abzugeben ist in der Westfalenmetropole selten geworden, aber nicht undenkbar. „Wir könnten das theoretisch als zeitlich begrenzte Marketingaktion laufen lassen, weil wir in unserem System den Preis für die Kilowattstunde ja selbst festlegen“, so Adler.

Freitag, 13.08.2021, 15:05 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Hickhack um Abrechnungsunternehmen sorgt für Gratisladestrom
Quelle: E&M/Jonas Rosenberger
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Hickhack um Abrechnungsunternehmen sorgt für Gratisladestrom
Voller Akku, volles Konto: Marburg ist aktuell das Paradies für all jene, die ein E-Auto in der Region fahren. Dahinter steckt mehr als reines Marketing.
Die Kilowattstunde für 0 Cent. Manchmal erfüllen sich die Träume für Menschen, die ein E-Auto fahren und günstig an ihren Fahrstrom kommen möchten. In Marburg gibt’s den Ladestrom aktuell an bestimmten Säulen gratis. Hintergrund ist, dass die Stadtwerke in der hessischen Universitätsstadt einen neuen Abrechnungspartner für das Laden beauftragt haben, dessen Vertrag erst ab Mitte September gilt.

Erst war der Preis horrend angestiegen, jetzt ist er am Nullpunkt angelangt: Die Kundinnen und Kunden der Stadtwerke Marburg haben zwischen Oktober und heute an den Stromsäulen alles erlebt. Vor einem knappen Jahr hatte der Abrechnungspartner „Plugsurfing“ die kWh Strom über Nacht um 70 % verteuert und statt 27 Cent mal eben 44 Cent verlangt. Auf den einsetzenden Ärger reagierten die Stadtwerke und richteten eine Übergangslösung mit dem alten Preis ein.

Versorger nutzt Wechsel beim Abrechnungspartner für Marketingaktion

Zugleich war klar, dass nach diesem Vorfall die Zusammenarbeit mit dem alten Anbieter keine Zukunft haben sollte. Ab Mitte September tritt nun „Charge IT“ an die Stelle von Plugsurfing, so Stadtwerke-Geschäftsführer Holger Armbrüster. Schon seit Anfang August ist das alte Abrechnungssystem nicht mehr in Dienst. Das bedeutet: Die Stadtwerke verlangen etwa sechs Wochen lang keinen Cent für die gezapfte kWh Strom.

An momentan 13 Standorten in der Stadt und weiteren elf im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind die Stadtwerke mit ihren Stationen also konkurrenzlos günstig. Mit jeder EC-Karte, sofern sie zu den RFID-Karten mit den aufgedruckten Sendewellen zählt, ist das Gratisstromtanken in der Übergangszeit möglich. Damit stehen die Säulen grundsätzlich allen E-Mobilisten aus nah und fern kostenfrei zur Verfügung.

Der Run auf die Säulen habe aber noch nicht eingesetzt, so Armbrüster. "Wir beobachten ein ganz normales Ladeverhalten." Die Umsatzeinbußen durch die wochenlange Gratisabgabe des Stroms haben die Stadtwerke einkalkuliert, wie hoch sie liegen werden, wollte der Geschäftsführer nicht öffentlich sagen. "Wir betrachten es als Marketingaktion, die unsere Ladestationen und das klimaneutrale Autofahren noch einmal in das Bewusstsein der Menschen rücken soll."

Auch in Leipzig und Münster gab es schon Ladestrom gratis

Dass Autostrom an öffentlichen Ladesäulen überhaupt nichts kostet, gehört eigentlich der Vergangenheit an und taucht nur ab und an in den Schlagzeilen auf. Zuletzt beendeten die Stadtwerke Leipzig im März das kostenlose Laden für ihre Kundinnen und Kunden, die nun über einen speziellen Tarif Autostrom beziehen können.

Bei den Stadtwerken Münster erinnert man sich noch gut an die Einführungsphase der ersten Stationen vor genau zehn Jahren. Die Westfalen verlangten - wie die Stadtwerke Marburg übrigens 2012 auch - von den Ladenden lange keinen einzigen Cent. Zugänglich waren die Säulen seinerzeit aber ausschließlich für die Stadtwerke-Kundschaft. „Wir hatten schlicht keine passende Abrechnungslösung“, so Stadtwerke-Sprecher Florian Adler.

Heute setzen Stadtwerke vermehrt auf Partner, bei denen sie den Preis selbst bestimmen können und die auch E-Roaming-Netzwerke wie „Hubject“ integrieren. Diese erlauben E-Auto-Fahrenden immer zu dem Preis Strom nachzuladen, der mit dem eigenen Autostromversorger vereinbart ist. Auch an den Säulen der Stadtwerke Münster, die „Chargecloud“ als Abrechnungspartner beauftragt haben, ist dies der Fall.

Den elektrischen Saft an die Stromer gratis abzugeben ist in der Westfalenmetropole selten geworden, aber nicht undenkbar. „Wir könnten das theoretisch als zeitlich begrenzte Marketingaktion laufen lassen, weil wir in unserem System den Preis für die Kilowattstunde ja selbst festlegen“, so Adler.

Freitag, 13.08.2021, 15:05 Uhr
Volker Stephan

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