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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Immer weniger Ladesäulen pro E-Auto
Quelle: Pixabay / Joenomias
Elektrofahrzeuge

Immer weniger Ladesäulen pro E-Auto

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur bleibt immer weiter hinter der wachsenden Flotte von Elektrofahrzeugen zurück.
Nach einer Untersuchung des Verbandes der europäischen Automobilindustrie, „ACEA“, hat sich seit 2017 das Verhältnis zwischen der Zulassung neuer, batteriebetriebener Pkw und leichter Nutzfahrzeuge (BEV) sowie der Zahl der Ladesäulen, die ans Netz gehen, kontinuierlich verschlechtert. Ende vergangenen Jahres waren in der EU rund 3 Millionen BEV zugelassen. Ihnen standen 632.400 öffentlich zugängliche Ladesäulen zur Verfügung, knapp ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der verkauften BEV stieg 2023 dagegen um fast 50 Prozent.

Der Verband verweist in seinem Bericht auf den Zielwert der EU-Kommission von 3,5 Millionen Ladesäulen bis 2030. Nach Ansicht der Kommission sei dies notwendig, um die CO2-Emissionen des Verkehrs um 55 Prozent zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen nach den Berechnungen des Acea 410.000 Ladesäulen pro Jahr ans Netz gehen.

Nach Ansicht der Autolobby würde aber auch das bei weitem nicht reichen, um die bis 2030 geplante BEV-Flotte von 30 Millionen Fahrzeugen zu versorgen. Dafür müssten 2030 mindestens 8,8 Millionen Ladepunkte angeboten werden. Das Ausbautempo müsste dann auf 1,2 Millionen Ladepunkte pro Jahr verdreifacht werden.

Hinzu kommt eine extrem ungleiche Verteilung: Nahezu drei Viertel der öffentlichen Ladesäule entfallen nach dem Bericht auf die Niederlande (23 Prozent), Deutschland (19 Prozent), Frankreich (19 Prozent), Belgien (7 Prozent) und Italien (6,5 Prozent). In diesen Ländern werden auch die meisten BEV verkauft. In den anderen EU-Staaten ist die Wahrscheinlichkeit, einer Ladesäule zu begegnen, dagegen eher gering, das gilt vor allem für den Osten und Süden der Europäischen Union. In den allermeisten Staaten gebe es keinerlei Anreize für den Bau von Ladesäulen, hat der Acea festgestellt.

EU-weit 29 Elektroautos auf einen Schnellladepunkt

Gemessen an der Zahl der Einwohner verfügen die Niederlande, Dänemark, Belgien, Luxemburg und Schweden über die meisten Ladesäulen, gemessen an der Länge des Straßennetzes sind es Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Dänemark und Belgien.

Ein Ungleichgewicht besteht nach Ansicht des Acea auch zwischen normalen AC-Ladepunkten (22 kW) und DC-Ladepunkten (über 22 kW). Europaweit standen Ende 2023 550.000 AC-Ladepunkte knapp 82.000 DC-Ladepunkten (14,8 Prozent) gegenüber. In Deutschland waren es 97.700 AC und 22.900 DC. Ende 2023 gab es EU-weit 29 BEV pro DC-Ladepunkt.

DC-Ladepunkte würden vor allem an den Hauptverkehrsachsen benötigt. Dort sei der Nachholbedarf noch größer als auf Parkplätzen oder in den Innenstädten, wo AC-Ladesäulen in der Regel ausreichten. Eine elektrische Massenmobilität erfordere außerdem, dass Wohngebieten mit einer sozial schwachen Bevölkerung nicht schlechter versorgt würden als wohlhabende Quartiere.

Ursachen für schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur

Für den schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur und die großen Unterschiede, die dabei in der EU bestehen, hat die Autoindustrie mehrere Ursachen ausgemacht. Wichtige Hürden seien Planungs- und Genehmigungsverfahren, aber auch die Kapazität der Verteilnetze. Gleichzeitig macht der Acea darauf aufmerksam, dass sich die Autofahrer auch an der Ladesäule sicher fühlen müssten. Ladepunkt müssten deshalb gut beleuchtet sein und sich in einer sicheren Umgebung befinden. Die Anbieter seien aufgerufen, das Laden kundenfreundlicher zu gestalten, zum Beispiel durch einfaches Bezahlen und bessere Informationen über die Verfügbarkeit der Ladesäulen.

Ein Problem beim Ausbau der Ladeinfrastruktur stellten auch die Betreiber (Charging Point Operators, CPO) dar. Die Zahl der COPs steige derzeit schnell an, was zu einer Fragmentierung des Marktes führe. In vielen Fällen handele es sich um Start-ups mit geringen Gewinnmargen und schwacher Kapitalbasis. In den nächsten Jahren sei deswegen mit einer Konsolidierung der Branche zu rechnen.

Die Autoindustrie versuche in diesem unsicheren Umfeld, mit den Versorgungsunternehmen und anderen interessierten Parteien in der Branche zusammenzuarbeiten. Allerdings fehle es derzeit an einer klaren Aufgabenverteilung zwischen öffentlichen und privaten Beteiligten, zwischen der nationalen und der lokalen Ebene. Eine Ergänzung der entsprechenden EU-Verordnung sollte deswegen von der Kommission und den Mitgliedsstaaten zügig in die Wege geleitet werden.

Montag, 29.04.2024, 17:30 Uhr
Tom Weingärtner
Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Immer weniger Ladesäulen pro E-Auto
Quelle: Pixabay / Joenomias
Elektrofahrzeuge
Immer weniger Ladesäulen pro E-Auto
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur bleibt immer weiter hinter der wachsenden Flotte von Elektrofahrzeugen zurück.
Nach einer Untersuchung des Verbandes der europäischen Automobilindustrie, „ACEA“, hat sich seit 2017 das Verhältnis zwischen der Zulassung neuer, batteriebetriebener Pkw und leichter Nutzfahrzeuge (BEV) sowie der Zahl der Ladesäulen, die ans Netz gehen, kontinuierlich verschlechtert. Ende vergangenen Jahres waren in der EU rund 3 Millionen BEV zugelassen. Ihnen standen 632.400 öffentlich zugängliche Ladesäulen zur Verfügung, knapp ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der verkauften BEV stieg 2023 dagegen um fast 50 Prozent.

Der Verband verweist in seinem Bericht auf den Zielwert der EU-Kommission von 3,5 Millionen Ladesäulen bis 2030. Nach Ansicht der Kommission sei dies notwendig, um die CO2-Emissionen des Verkehrs um 55 Prozent zu reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen nach den Berechnungen des Acea 410.000 Ladesäulen pro Jahr ans Netz gehen.

Nach Ansicht der Autolobby würde aber auch das bei weitem nicht reichen, um die bis 2030 geplante BEV-Flotte von 30 Millionen Fahrzeugen zu versorgen. Dafür müssten 2030 mindestens 8,8 Millionen Ladepunkte angeboten werden. Das Ausbautempo müsste dann auf 1,2 Millionen Ladepunkte pro Jahr verdreifacht werden.

Hinzu kommt eine extrem ungleiche Verteilung: Nahezu drei Viertel der öffentlichen Ladesäule entfallen nach dem Bericht auf die Niederlande (23 Prozent), Deutschland (19 Prozent), Frankreich (19 Prozent), Belgien (7 Prozent) und Italien (6,5 Prozent). In diesen Ländern werden auch die meisten BEV verkauft. In den anderen EU-Staaten ist die Wahrscheinlichkeit, einer Ladesäule zu begegnen, dagegen eher gering, das gilt vor allem für den Osten und Süden der Europäischen Union. In den allermeisten Staaten gebe es keinerlei Anreize für den Bau von Ladesäulen, hat der Acea festgestellt.

EU-weit 29 Elektroautos auf einen Schnellladepunkt

Gemessen an der Zahl der Einwohner verfügen die Niederlande, Dänemark, Belgien, Luxemburg und Schweden über die meisten Ladesäulen, gemessen an der Länge des Straßennetzes sind es Luxemburg, die Niederlande, Portugal, Dänemark und Belgien.

Ein Ungleichgewicht besteht nach Ansicht des Acea auch zwischen normalen AC-Ladepunkten (22 kW) und DC-Ladepunkten (über 22 kW). Europaweit standen Ende 2023 550.000 AC-Ladepunkte knapp 82.000 DC-Ladepunkten (14,8 Prozent) gegenüber. In Deutschland waren es 97.700 AC und 22.900 DC. Ende 2023 gab es EU-weit 29 BEV pro DC-Ladepunkt.

DC-Ladepunkte würden vor allem an den Hauptverkehrsachsen benötigt. Dort sei der Nachholbedarf noch größer als auf Parkplätzen oder in den Innenstädten, wo AC-Ladesäulen in der Regel ausreichten. Eine elektrische Massenmobilität erfordere außerdem, dass Wohngebieten mit einer sozial schwachen Bevölkerung nicht schlechter versorgt würden als wohlhabende Quartiere.

Ursachen für schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur

Für den schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur und die großen Unterschiede, die dabei in der EU bestehen, hat die Autoindustrie mehrere Ursachen ausgemacht. Wichtige Hürden seien Planungs- und Genehmigungsverfahren, aber auch die Kapazität der Verteilnetze. Gleichzeitig macht der Acea darauf aufmerksam, dass sich die Autofahrer auch an der Ladesäule sicher fühlen müssten. Ladepunkt müssten deshalb gut beleuchtet sein und sich in einer sicheren Umgebung befinden. Die Anbieter seien aufgerufen, das Laden kundenfreundlicher zu gestalten, zum Beispiel durch einfaches Bezahlen und bessere Informationen über die Verfügbarkeit der Ladesäulen.

Ein Problem beim Ausbau der Ladeinfrastruktur stellten auch die Betreiber (Charging Point Operators, CPO) dar. Die Zahl der COPs steige derzeit schnell an, was zu einer Fragmentierung des Marktes führe. In vielen Fällen handele es sich um Start-ups mit geringen Gewinnmargen und schwacher Kapitalbasis. In den nächsten Jahren sei deswegen mit einer Konsolidierung der Branche zu rechnen.

Die Autoindustrie versuche in diesem unsicheren Umfeld, mit den Versorgungsunternehmen und anderen interessierten Parteien in der Branche zusammenzuarbeiten. Allerdings fehle es derzeit an einer klaren Aufgabenverteilung zwischen öffentlichen und privaten Beteiligten, zwischen der nationalen und der lokalen Ebene. Eine Ergänzung der entsprechenden EU-Verordnung sollte deswegen von der Kommission und den Mitgliedsstaaten zügig in die Wege geleitet werden.

Montag, 29.04.2024, 17:30 Uhr
Tom Weingärtner

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