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In einem Feldversuch haben vier Unternehmen die Nutzung von öffentlichen Ladesäulen in virtuellen Bilanzierungsgebieten getestet.
Ist es möglich, den eigenen Stromlieferanten inklusive PV-Strom-Eigenverbrauch an die öffentliche Ladesäule mitzunehmen? Das haben der Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW, der digitale Messdienstleistungsentwickler „decarbon1ze“ und die Energieversorger Badenova und Stadtwerk am See im Forschungsprojekt „BANULA“ (Barrierefreie und Nutzerfreundliche Lademöglichkeiten schaffen) getestet. Und ziehen eine erste positive Bilanz.
Das Projekt baut auf den von der Bundesnetzagentur im Jahr 2021 vorgelegten „Netzzugangsregeln zur Ermöglichung einer ladevorgangscharfen bilanziellen Energiemengenzuordnung für Elektromobilität (NZR-EMob)“ auf. Diese erlauben Ladepunktbetreibern grundsätzlich den Betrieb inklusive Wettbewerb der Lieferanten und schreiben die Einführung eines virtuellen Bilanzierungsgebietes vor, in dem die Ladevorgänge bilanziell den jeweiligen Lieferanten nach den einschlägigen Regeln der Marktkommunikation zugeordnet werden.
Die Ladesäulenbetreiber stelle das vor Herausforderungen, die man jedoch habe lösen können, heißt es in einer Pressemitteilung von Transnet BW. Dafür sei die Bewirtschaftung des virtuellen Bilanzierungsgebietes, in dem sich die Ladesäule befindet – im Feldversuch eine Ladesäule der Badenova im baden-württembergischen Breisach − als Dienstleistung von „decarbon1ze“ übernommen worden. Hierfür sei die Ladesäule an die Softwarelösung des Berliner Start-ups angebunden worden.
Strom aus Friedrichshafen aus einer Breisacher Ladesäule„Kunden des Stadtwerks am See aus Friedrichshafen konnten problemlos ihr Elektroauto an der Ladesäule der Badenova in Breisach mit dem vom Stadtwerk am See eingekauften Strom laden – ohne Roaming-Kosten. Gleichzeitig konnten Bestandskunden von Badenova sowie Roaming-Kunden an derselben Ladesäule weiterhin von Badenova unter Anwendung der ladevorgangsscharfen Bilanzierung versorgt werden“, fasst Hannes Meyer-Schönbohm, Projektleiter Elektromobilität der Badenova, das Ergebnis des Projektes zusammen.
Durch die Einführung eines Default-Lieferanten sei der Zugang zu Ad-hoc-Ladevorgängen, Roaming und anderen Tarifen des Ladepunktbetreibers (Charge Point Operator, CPO) jederzeit erhalten geblieben. Und auch mit der Frage, wie sich das Modell für Ladesäulenbetreiber rechnen kann, haben sich die Projektpartner beschäftigt: Für den zukünftigen wirtschaftlichen Betrieb durch den CPO soll ein Infrastrukturentgelt festgelegt („Preis je kWh ohne Strom“) werden, das den Ladepunktbetreiber für die Bereitstellung seiner Ladesäule für andere Lieferanten entlohnt. Durch dieses Vorgehen sollen wesentliche Hemmnisse für Ladepunktbetreiber beim Übergang in das virtuelle Bilanzierungsgebiet beseitigt werden. Zudem könne parallel das bestehende Roaming-Modell reibungslos weitergeführt werden, wie es in der Mitteilung von Transnet BW heißt.
Peter Majer, Leiter der Unternehmensentwicklung- und Innovationsabteilung vom Stadtwerk am See, sieht darin eine große Chance: „Die Lösung, Ladesäulen in einem virtuellen Bilanzkreis abzubilden, ermöglicht es auch kleineren EMPs ihren Kunden deutschlandweit Fahrstrom ohne Roaming anzubieten“.
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Informationen zum Projekt „Banula“ sind im Internet verfügbar.
Donnerstag, 14.03.2024, 15:38 Uhr
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