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Ein breites Bündnis aus Politik und Verbänden startete eine Kampagne, die Energie einsparen soll. Mehr Effizienz erleichtere die Energiewende und reduziere die fossile Abhängigkeit.
Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) sprach am 10. Juni mit Vertreterinnen und Vertretern von verschiedenen Verbänden über die Themen Energieeffizienz und Energiesparen. Im Anschluss startete er im E-Werk Berlin eine neue Energiesparkampagne für die breite Öffentlichkeit: „80 Millionen gemeinsam für Energiewechsel“. Energiesparen solle als gesamtgesellschaftliches Projekt von Politik, Sozialpartnern, Industrie, Mittelstand, Kommunen, Umweltverbänden und Verbraucherinnern und Verbrauchern angegangen werden, so der Appell.
Habeck erläuterte: „Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine macht es uns jeden Tag auf schmerzliche Weise deutlich: Wir müssen weg von fossilen Energieträgern und weg von der Abhängigkeit und Erpressbarkeit von russischen Importen.“ Nur mit mehr erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz werde die Unabhängigkeit gestärkt. „Nur zusammen schaffen wir den Energiewechsel – einen schnellen Wechsel von fossilen Energieträgern hin zu den Erneuerbaren“, rief Habeck auf.
Unterstützung aus der WirtschaftAuch die kommunale Spitzenverbände wollen Energiesparen in ihrem Wirkungsbereich mit eigenen Initiativen unterstützen, ob über den Einsatz von Energie-Scouts in Unternehmen, Energieeffizienzmaßnahmen in den Betrieben bei Beleuchtung und Wärmerückgewinnung, oder Wärmeschutzverglasung großer Schaufenster. VKU-Präsident Michael Ebling sagte: „In den letzten Jahren hat die Energieeffizienz leider zu Unrecht in der öffentlichen Diskussion um die Energiewende ein Schattendasein gefristet.“
Für die 1.500 Stadtwerke könne er unterstreichen, dass Daseinsvorsorge in diesen Zeiten große Anstrengungen erfordert. „Jede Kilowattstunde Gas, die wir jetzt nicht verbrauchen, könnte eingespeichert werden“, erinnerte Ebling. Zugleich müsse auch in der Krise vorausschauend der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Erzeugung, Kraftwärmekopplung und Kraftwerke auf Wasserstoffbasis vorangetrieben werden. Diese sollten künftig die Volatilität von Wind- und Sonnenenergie ausgleichen und den Ausbau der Fernwärme ermöglichen.
Energiepreise belasten HaushalteHabeck betonte: „Die Preise für fossile Energie sind derzeit enorm hoch und belasten Verbraucherinnen und Verbraucher genauso wie Unternehmen.“ Gerade im Herbst würden viele Menschen deutlich höhere Heizrechnungen bekommen, als sonst. Gerade deshalb sollten konkrete Tipps der Kampagne Energiesparen erleichtern. „Wenn viele das machen, bringt das in der Summe wirklich was“, sagte der Minister. Die Kampagne richte sich zugleich auch an Industrie und Mittelstand und nehme auch die Bundesverwaltung nicht aus, versicherte Habeck.
Die Energiewechsel-Kampagne soll den Arbeitsplan Energieeffizienz, vom 17. Mai 2022 unterstützen. Darin richtet das BMWK Förderangebote neu aus, unterstützt den Umstieg auf erneuerbare Energien bei Industrie, Gewerbe und Handel und hebt die gesetzlichen Mindesteffizienzstandards an, zum Beispiel im Gebäudeenergiegesetz. Das Ministerium selbst spare durch verschiedene Maßnahmen im Sommer 40 % der Energie für die Raumkühlung seiner Gebäude, 15 % für die Heizung ab Herbst sowie 100 % bei der abgeschalteten Fassaden-Beleuchtung, erläuterte Habeck.
Umfrage zeigt Bereitschaft zum SparenLaut einer eine repräsentativen Umfrage des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sparten die Deutschen bereits Energie. Von 1200
Befragten gaben demnach 77 % an, ihr Verhalten in den vergangenen Monaten geändert zu haben, um beim Heizen oder beim Warmwasserverbrauch Energie einzusparen. Nur etwa jeder Fünfte (19 %) gab an, sein Verhalten nicht verändert zu haben.
Rund zwei Drittel nannten als Hauptmotivation für den sparsameren Umgang mit Energie die gestiegenen Kosten, 5 % gaben den Krieg in der Ukraine als Grund an und jeder Fünfte spart aus Gründen des Umweltschutzes. Der BDEW unterstützt die neue Sparkampagne. Auch die Wirtschaft sei bereit, ihre Potenziale für energieeffizientes Produzieren und Wirtschaften zu nutzen, versicherten Verteter des Industrie- und Handelskammertages und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Kritik von GreenpeaceMartin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland kritisierte die Kampagne als verspätet. Zudem subventioniere die Regierung gleichzeitig durch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) mit einem milliardenschweren Tankrabatt den Spritverbrauch. „Das ist als würde der eine einen Brand löschen, während der andere Briketts nachwirft“, sagte Kaiser. Gesetze wie ein Tempolimit auf Autobahnen und ein Einbauverbot für fossile Heizungen spätestens ab 2024 könnten mehr Einsparungen bewirken.
Die zentrale
Plattform Energiewechsel mit Spartipps steht im Internet bereit
Freitag, 10.06.2022, 12:30 Uhr
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