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Energie & Management > Stadtwerke - Osnabrück wird Personal und Angebot abbauen
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke

Osnabrück wird Personal und Angebot abbauen

Funktionäre und Aufsichtsrat der Stadtwerke Osnabrück bereiten Belegschaft und Bevölkerung auf Einschnitte vor. Dazu zählen auch Personalabbau und ausgedünnte Bäder- und ÖPNV-Angebote.
Die Stadtwerke Osnabrück (SWO) sind als Gruppe zu breit aufgestellt. Das ist die Auffassung von Interimsgeschäftsführer Stefan Grützmacher, der seit 5. Mai die Südniedersachsen wieder auf Kurs bringen soll. Ohne Abbau von Angeboten und Personal sieht er perspektivisch keine relle Chance, das 1.400 Mitarbeitende starke Unternehmen nach dem 2021 aufgelaufenen Rekordminus von 16,9 Mio. Euro wieder in die Gewinnzone zu führen.

Vor der Hauptversammlung der SWO am 6. Juli traten neben Vorstandschef Grützmacher der Mobilitätsverantwortliche Stephan Rolfes und die Aufsichtsratsvorsitzende Katharina Pötter, vor die Medien. Auch Oberbürgermeisterin Pötter (CDU) schwor Belegschaft und Bevölkerung auf „eine strategische Neuaufstellung des Unternehmens“ ein.

Weniger Leistung von Bädern und öffentlichem Nahverkehr

Konkrete Maßnahmen wollen die Beteiligten bis Jahresende entwickeln. Klar ist, dass die Bäder und der Mobilitätssektor mit dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ihre Angebote ausdünnen und damit auch Personal verlieren werden. Der Abbau von Arbeitsplätzen werde „spezifisch“ erfolgen und Lösungen wie Vorruhestandsregelungen und das Nicht-Nachbesetzen frei werdender Stellen einbeziehen.

Grützmacher, der den vorzeitig aus dem Amt geschiedenen Christoph Hüls ersetzt hatte, bestätigte die Ergebnisse der ersten Analysen, dass die SWO durch enorme Verluste im Energiehandel „abgestürzt“ seien. Hier wollen die Verantwortlichen das Portfoliomanagement überdenken und womöglich Dienstleister in Anspruch nehmen, um eigene Erzeugungskapazitäten zu vermarkten. Bisher habe der Versorger dies komplett selbst erledigt. Und dies „nicht professionell genug“, so Grützmacher.

Auch mit den Korrekturen im Energiebereich seien die aktuellen Angebote der SWO in der Qualität und Menge aber nicht mehr zu finanzieren, so Grützmacher. Die Gewinne im Energiesektor reichen also künftig
 
nicht mehr aus, Verlustbringer quer zu finanzieren. Es sei daher auch an der Stadt als Eigentümerin, zu entscheiden, „was sie sich leisten will und kann“.

Wachstumskurs "auf Kosten der Profitabilität"

Als Besteller zum Beispiel des öffentlichen Nahverkehrs habe die Kommune die Wahl, künftig für diesen strukturell defizitären Bereich (65 % Personalkosten) tiefer in die Tasche zu greifen oder weniger Leistung anzufordern. Stephan Rolfes glaubt, dass es auf weniger Busse in nicht so hoher Taktung hinaus laufe. Einsparungen würden auch auf die Personalkosten dämpfend wirken, die sonst in den kommenden Jahren auszuufern drohten.

Oberbürgermeisterin Pötter sagte, das Defizit der Bäder von 7,6 Mio. Euro sei inzwischen im Jahreshaushalt der Stadt abgedeckt. Für 2022 sei hier mit einem ähnlichen Fehlbetrag zu rechnen. Das Gesamtergebnis der Stadtwerke für das laufende Jahr wollte Grützmacher nicht prognostizieren, es werde aber wiederum ein Minus geben. Auch für 2023, wenn er seine Tätigkeit an der Hase wieder beenden will, sei es vermutlich schwierig, eine schwarze Null zu erwirtschaften.

Das grundsätzliche Problem der SWO sieht der als Feuerwehr-Mann eingekaufte Grützmacher in dem alten Kurs, sich immer breiter aufzustellen, statt sich auf das zu fokussieren, „was wir gut können“. Die Wachstumsstrategie sei auf Kosten der Profitabilität gegangen und „ohne Optimierung und Professionalisierung im Bestandsgeschäft“ erfolgt. Der Umsatz sei zwischen 2011 und 2021 von 354 Mio. auf 533 Mio. Euro gestiegen. Das Ergebnis habe sich kontinuierlich verschlechtert und bewegte sich vor dem Rekordverlust bereits nahe Null. Die Eigenkapitalquote sei zudem über die Dekade von 38 % auf 15,9 % zurückgegangen.

Die ersten Auswirkungen der Krise bekommt die Kundschaft der SWO am 1. August zu spüren. Für diesen Termin hatte das Unternehmen bereits angekündigt, die Preise für Strom und Gas anzuheben. Dies sei angesichts der angespannten Lage auf den Energiemärkten aber kein spezifisches Osnabrücker Problem, so Grützmacher. Auch bleibe das Unternehmen mit den neuen Tarifen wettbewerbsfähig.

Als eine erste Amtshandlung hatte Grützmacher die Axt an ein Prestige-Objekt gelegt, dessen Planungen weit fortgeschritten waren: In ein Altreifen-Recyclingwerk wollten die SWO vom kommenden Jahr an 30 Millionen Euro investieren. Es sei jetzt an der Zeit, die „echten“ Zukunftsthemen zu erkennen und sich darauf zu fokussieren. Der Interimschef deutete an, dass dies Digitalisierung und die weitere Energiewende sein könnten.

Mittwoch, 6.07.2022, 19:00 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Stadtwerke - Osnabrück wird Personal und Angebot abbauen
Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Stadtwerke
Osnabrück wird Personal und Angebot abbauen
Funktionäre und Aufsichtsrat der Stadtwerke Osnabrück bereiten Belegschaft und Bevölkerung auf Einschnitte vor. Dazu zählen auch Personalabbau und ausgedünnte Bäder- und ÖPNV-Angebote.
Die Stadtwerke Osnabrück (SWO) sind als Gruppe zu breit aufgestellt. Das ist die Auffassung von Interimsgeschäftsführer Stefan Grützmacher, der seit 5. Mai die Südniedersachsen wieder auf Kurs bringen soll. Ohne Abbau von Angeboten und Personal sieht er perspektivisch keine relle Chance, das 1.400 Mitarbeitende starke Unternehmen nach dem 2021 aufgelaufenen Rekordminus von 16,9 Mio. Euro wieder in die Gewinnzone zu führen.

Vor der Hauptversammlung der SWO am 6. Juli traten neben Vorstandschef Grützmacher der Mobilitätsverantwortliche Stephan Rolfes und die Aufsichtsratsvorsitzende Katharina Pötter, vor die Medien. Auch Oberbürgermeisterin Pötter (CDU) schwor Belegschaft und Bevölkerung auf „eine strategische Neuaufstellung des Unternehmens“ ein.

Weniger Leistung von Bädern und öffentlichem Nahverkehr

Konkrete Maßnahmen wollen die Beteiligten bis Jahresende entwickeln. Klar ist, dass die Bäder und der Mobilitätssektor mit dem öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) ihre Angebote ausdünnen und damit auch Personal verlieren werden. Der Abbau von Arbeitsplätzen werde „spezifisch“ erfolgen und Lösungen wie Vorruhestandsregelungen und das Nicht-Nachbesetzen frei werdender Stellen einbeziehen.

Grützmacher, der den vorzeitig aus dem Amt geschiedenen Christoph Hüls ersetzt hatte, bestätigte die Ergebnisse der ersten Analysen, dass die SWO durch enorme Verluste im Energiehandel „abgestürzt“ seien. Hier wollen die Verantwortlichen das Portfoliomanagement überdenken und womöglich Dienstleister in Anspruch nehmen, um eigene Erzeugungskapazitäten zu vermarkten. Bisher habe der Versorger dies komplett selbst erledigt. Und dies „nicht professionell genug“, so Grützmacher.

Auch mit den Korrekturen im Energiebereich seien die aktuellen Angebote der SWO in der Qualität und Menge aber nicht mehr zu finanzieren, so Grützmacher. Die Gewinne im Energiesektor reichen also künftig
 
nicht mehr aus, Verlustbringer quer zu finanzieren. Es sei daher auch an der Stadt als Eigentümerin, zu entscheiden, „was sie sich leisten will und kann“.

Wachstumskurs "auf Kosten der Profitabilität"

Als Besteller zum Beispiel des öffentlichen Nahverkehrs habe die Kommune die Wahl, künftig für diesen strukturell defizitären Bereich (65 % Personalkosten) tiefer in die Tasche zu greifen oder weniger Leistung anzufordern. Stephan Rolfes glaubt, dass es auf weniger Busse in nicht so hoher Taktung hinaus laufe. Einsparungen würden auch auf die Personalkosten dämpfend wirken, die sonst in den kommenden Jahren auszuufern drohten.

Oberbürgermeisterin Pötter sagte, das Defizit der Bäder von 7,6 Mio. Euro sei inzwischen im Jahreshaushalt der Stadt abgedeckt. Für 2022 sei hier mit einem ähnlichen Fehlbetrag zu rechnen. Das Gesamtergebnis der Stadtwerke für das laufende Jahr wollte Grützmacher nicht prognostizieren, es werde aber wiederum ein Minus geben. Auch für 2023, wenn er seine Tätigkeit an der Hase wieder beenden will, sei es vermutlich schwierig, eine schwarze Null zu erwirtschaften.

Das grundsätzliche Problem der SWO sieht der als Feuerwehr-Mann eingekaufte Grützmacher in dem alten Kurs, sich immer breiter aufzustellen, statt sich auf das zu fokussieren, „was wir gut können“. Die Wachstumsstrategie sei auf Kosten der Profitabilität gegangen und „ohne Optimierung und Professionalisierung im Bestandsgeschäft“ erfolgt. Der Umsatz sei zwischen 2011 und 2021 von 354 Mio. auf 533 Mio. Euro gestiegen. Das Ergebnis habe sich kontinuierlich verschlechtert und bewegte sich vor dem Rekordverlust bereits nahe Null. Die Eigenkapitalquote sei zudem über die Dekade von 38 % auf 15,9 % zurückgegangen.

Die ersten Auswirkungen der Krise bekommt die Kundschaft der SWO am 1. August zu spüren. Für diesen Termin hatte das Unternehmen bereits angekündigt, die Preise für Strom und Gas anzuheben. Dies sei angesichts der angespannten Lage auf den Energiemärkten aber kein spezifisches Osnabrücker Problem, so Grützmacher. Auch bleibe das Unternehmen mit den neuen Tarifen wettbewerbsfähig.

Als eine erste Amtshandlung hatte Grützmacher die Axt an ein Prestige-Objekt gelegt, dessen Planungen weit fortgeschritten waren: In ein Altreifen-Recyclingwerk wollten die SWO vom kommenden Jahr an 30 Millionen Euro investieren. Es sei jetzt an der Zeit, die „echten“ Zukunftsthemen zu erkennen und sich darauf zu fokussieren. Der Interimschef deutete an, dass dies Digitalisierung und die weitere Energiewende sein könnten.

Mittwoch, 6.07.2022, 19:00 Uhr
Volker Stephan

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