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Energie & Management > Windkraft Onshore - Schleswig-Holstein plant deutlich mehr Windräder
Quelle: Pixabay / Sebastian Ganso
Windkraft Onshore

Schleswig-Holstein plant deutlich mehr Windräder

Bis 2030 will Schwarz-Grün in Schleswig-Holstein 15.000 MW an Windkraft-Leistung. An den Abständen zu Häusern ändert sich aber nichts.
 
In Schleswig-Holstein sollen sich 2030 deutlich mehr Windräder drehen. Die schwarz-grüne Landesregierung will die installierte Windkraft-Leistung an Land auf 15.000 MW erhöhen. „Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir deutlich stärker als bisher in Schutzbelange eingreifen, um zusätzliche Vorranggebiete auszuweisen“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack am Dienstag.

Bislang sind 2 Prozent der Landesfläche als Gebiete für Windräder vorgesehen. Künftig sollen es 3 Prozent sein. Das entspricht einer zusätzlichen Fläche von 160 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Das ist deutlich mehr als das Kieler Stadtgebiet, das sich auf knapp 119 Quadratkilometer erstreckt.

Mit Stand Anfang Juli drehten sich an Land 3.119 Windräder. Sie hatten eine Gesamtleistung von 7.900 MW. Weitere 369 Standorte sind bereits genehmigt. Sie bringen zusätzliche 1.900 MW. Damit wird nach Angaben der Landesregierung bereits 2025 das Ziel erreicht, 10 Gigawatt Windstrom an Land zu produzieren. Neue Anlagen sind im Schnitt etwa 200 Meter hoch. CDU und Grüne hatten sich im Koalitionsvertrag geeinigt, die Windkraft auf 15.000 MW an Land auszubauen. 5.000 MW entsprechen der Leistung mehrerer Atomkraftwerke.

Schwarz-Grün will die neuen Regionalpläne bis spätestens 2027 aufstellen. Die Abstände von Anlagen zu Häusern sollen unverändert bleiben − sie betragen 400 Meter zu einzelnen Häusern beziehungsweise 800 und 1000 Meter zu Dörfern und Städten.

„Zwei Seiten derselben Medaille“

Dafür gibt es Eingriffe beim Landschafts- und Artenschutz sowie dem Denkmalschutz. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien steht im überragenden öffentlichen Interesse“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt. „Wir haben Kompromisse in der Abwägung der Schutzgüter zugunsten des Klimaschutzes gemacht.“ Für Naturschutz besonders bedeutsame Bereiche würden weiter von Windkraftanlagen freigehalten, sagte der Grünen-Politiker. „Klima- und Naturschutz sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Konkret schließt die Koalition Landschaftsschutzgebiete nicht mehr pauschal aus. Den Abstand zu Wäldern passt sie abhängig von deren ökologischem Wert an. Die Schutzbereiche um Brutplätze von Großvögeln verringert sie teilweise. Änderungen gibt es auch bei Naturschutzgebieten. Die Kriterien will die Regierung voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 mit dem Entwurf der neuen Windpläne veröffentlichen.

Die Landesregierung hofft auf weniger Widerstand gegen die neuen Pläne als vor Jahren. „Wir haben so etwas wie einen Windfrieden im Land“, sagte Goldschmidt. Gegen die bisherigen Regionalpläne wurden insgesamt 54 Klagen eingereicht, aber nur zwei gegen das Aufstellen von Windrädern. Die übrigen zielten darauf ab, mehr Flächen auszuweisen. Im März kippte das Oberverwaltungsgericht die Windpläne für den Norden des Landes.

Grundsätzlich sollen bereits ausgewiesene Windkraft-Flächen beibehalten werden. Windräder müssen künftig nicht mehr die dreifache Höhe zur Wohnbebauung und die fünffache Höhe zu Siedlungen einhalten. Höhenbegrenzungen gibt es ebenfalls nicht. Alte Windräder dürfen künftig auch außerhalb der Vorranggebiete durch neuere, leistungsstärkere Anlagen (Repowering) ersetzt werden. Öffentliche Belange oder Ziele der Raumordnung dürfen dadurch aber nicht beeinträchtigt werden.

Kritik von Nabu - Lob von Branche

Der Naturschutzbund (Nabu) kritisierte die Senkungen der Mindestabstände zu Brutplätzen von Seeadlern und Schwarzstörchen von 3000 auf 2000 Meter. „Dies halten wir für inakzeptabel“, sagte Naturschutzreferent Thomas Behrends der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Ansicht von FDP-Fraktionschef Christopher Vogt gefährdet die Regierung mit der Änderung der Abstandsregeln die Akzeptanz der Windenergie. „Mit dieser Planung bricht die CDU ein wichtiges Wahlversprechen.“ Grund seien nicht primär die Vorgaben des Bundes, sondern die von CDU und Grünen im Koalitionsvertrag vereinbarten Ausbauziele.

Die Windenergie-Branche begrüßte die Pläne. „Für das energiepolitische Ziel 2030 ist die Landesplanung jedoch weiterhin gefragt, so schnell wie möglich neue, bebaubare Flächen für moderne Windenergieanlagen auszuweisen.“ Ein Abschluss der Planung erst 2027 wäre deutlich zu spät. Die im Moment ausgewiesenen Flächen seien bereits weitestgehend bebaut und verplant.

Der SPD-Energiepolitiker Marc Timmer bezeichnete den Ausbau als richtig. „Dazu gehören sowohl die Bereitstellung von mehr Flächen für Windenergieanlagen als auch höhere Anlagen, die mehr Ertrag und damit kostengünstigeren Strom produzieren.“ Weil künftig aber mehr Menschen in der Nähe von Windparks wohnen würden, sei ein Interessenausgleich wichtig. Denkbar seien Ausgleichszahlungen.

Nach offiziellen Angaben wurden 2022 in Schleswig-Holstein rund 29,8 Milliarden kWh Strom erzeugt − 24,2 Prozent mehr als im Vorjahr. 26 Milliarden stammten aus erneuerbaren Energien. Allein Windräder an Land erzeugten 14,2 Milliarden kWh und damit fast so viel wie das Land insgesamt verbraucht.

Dienstag, 19.12.2023, 17:57 Uhr
dpa
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Schleswig-Holstein plant deutlich mehr Windräder
Bis 2030 will Schwarz-Grün in Schleswig-Holstein 15.000 MW an Windkraft-Leistung. An den Abständen zu Häusern ändert sich aber nichts.
 
In Schleswig-Holstein sollen sich 2030 deutlich mehr Windräder drehen. Die schwarz-grüne Landesregierung will die installierte Windkraft-Leistung an Land auf 15.000 MW erhöhen. „Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir deutlich stärker als bisher in Schutzbelange eingreifen, um zusätzliche Vorranggebiete auszuweisen“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack am Dienstag.

Bislang sind 2 Prozent der Landesfläche als Gebiete für Windräder vorgesehen. Künftig sollen es 3 Prozent sein. Das entspricht einer zusätzlichen Fläche von 160 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Das ist deutlich mehr als das Kieler Stadtgebiet, das sich auf knapp 119 Quadratkilometer erstreckt.

Mit Stand Anfang Juli drehten sich an Land 3.119 Windräder. Sie hatten eine Gesamtleistung von 7.900 MW. Weitere 369 Standorte sind bereits genehmigt. Sie bringen zusätzliche 1.900 MW. Damit wird nach Angaben der Landesregierung bereits 2025 das Ziel erreicht, 10 Gigawatt Windstrom an Land zu produzieren. Neue Anlagen sind im Schnitt etwa 200 Meter hoch. CDU und Grüne hatten sich im Koalitionsvertrag geeinigt, die Windkraft auf 15.000 MW an Land auszubauen. 5.000 MW entsprechen der Leistung mehrerer Atomkraftwerke.

Schwarz-Grün will die neuen Regionalpläne bis spätestens 2027 aufstellen. Die Abstände von Anlagen zu Häusern sollen unverändert bleiben − sie betragen 400 Meter zu einzelnen Häusern beziehungsweise 800 und 1000 Meter zu Dörfern und Städten.

„Zwei Seiten derselben Medaille“

Dafür gibt es Eingriffe beim Landschafts- und Artenschutz sowie dem Denkmalschutz. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien steht im überragenden öffentlichen Interesse“, sagte Umweltminister Tobias Goldschmidt. „Wir haben Kompromisse in der Abwägung der Schutzgüter zugunsten des Klimaschutzes gemacht.“ Für Naturschutz besonders bedeutsame Bereiche würden weiter von Windkraftanlagen freigehalten, sagte der Grünen-Politiker. „Klima- und Naturschutz sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Konkret schließt die Koalition Landschaftsschutzgebiete nicht mehr pauschal aus. Den Abstand zu Wäldern passt sie abhängig von deren ökologischem Wert an. Die Schutzbereiche um Brutplätze von Großvögeln verringert sie teilweise. Änderungen gibt es auch bei Naturschutzgebieten. Die Kriterien will die Regierung voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 mit dem Entwurf der neuen Windpläne veröffentlichen.

Die Landesregierung hofft auf weniger Widerstand gegen die neuen Pläne als vor Jahren. „Wir haben so etwas wie einen Windfrieden im Land“, sagte Goldschmidt. Gegen die bisherigen Regionalpläne wurden insgesamt 54 Klagen eingereicht, aber nur zwei gegen das Aufstellen von Windrädern. Die übrigen zielten darauf ab, mehr Flächen auszuweisen. Im März kippte das Oberverwaltungsgericht die Windpläne für den Norden des Landes.

Grundsätzlich sollen bereits ausgewiesene Windkraft-Flächen beibehalten werden. Windräder müssen künftig nicht mehr die dreifache Höhe zur Wohnbebauung und die fünffache Höhe zu Siedlungen einhalten. Höhenbegrenzungen gibt es ebenfalls nicht. Alte Windräder dürfen künftig auch außerhalb der Vorranggebiete durch neuere, leistungsstärkere Anlagen (Repowering) ersetzt werden. Öffentliche Belange oder Ziele der Raumordnung dürfen dadurch aber nicht beeinträchtigt werden.

Kritik von Nabu - Lob von Branche

Der Naturschutzbund (Nabu) kritisierte die Senkungen der Mindestabstände zu Brutplätzen von Seeadlern und Schwarzstörchen von 3000 auf 2000 Meter. „Dies halten wir für inakzeptabel“, sagte Naturschutzreferent Thomas Behrends der Deutschen Presse-Agentur.

Nach Ansicht von FDP-Fraktionschef Christopher Vogt gefährdet die Regierung mit der Änderung der Abstandsregeln die Akzeptanz der Windenergie. „Mit dieser Planung bricht die CDU ein wichtiges Wahlversprechen.“ Grund seien nicht primär die Vorgaben des Bundes, sondern die von CDU und Grünen im Koalitionsvertrag vereinbarten Ausbauziele.

Die Windenergie-Branche begrüßte die Pläne. „Für das energiepolitische Ziel 2030 ist die Landesplanung jedoch weiterhin gefragt, so schnell wie möglich neue, bebaubare Flächen für moderne Windenergieanlagen auszuweisen.“ Ein Abschluss der Planung erst 2027 wäre deutlich zu spät. Die im Moment ausgewiesenen Flächen seien bereits weitestgehend bebaut und verplant.

Der SPD-Energiepolitiker Marc Timmer bezeichnete den Ausbau als richtig. „Dazu gehören sowohl die Bereitstellung von mehr Flächen für Windenergieanlagen als auch höhere Anlagen, die mehr Ertrag und damit kostengünstigeren Strom produzieren.“ Weil künftig aber mehr Menschen in der Nähe von Windparks wohnen würden, sei ein Interessenausgleich wichtig. Denkbar seien Ausgleichszahlungen.

Nach offiziellen Angaben wurden 2022 in Schleswig-Holstein rund 29,8 Milliarden kWh Strom erzeugt − 24,2 Prozent mehr als im Vorjahr. 26 Milliarden stammten aus erneuerbaren Energien. Allein Windräder an Land erzeugten 14,2 Milliarden kWh und damit fast so viel wie das Land insgesamt verbraucht.

Dienstag, 19.12.2023, 17:57 Uhr
dpa

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