Quelle: Fotolia / bluedesign
Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2023 auf den niedrigsten Stand seit der deutschen Einheit von 1990 gefallen. Das Land wird erstmals seit 2002 zum Netto-Stromimporteur.
Der Verbrauch an Primärenergien in Deutschland wird 2023 um mehr als ein Viertel unter dem bisherigen Höchststand von 1990 gelegen haben. Dies prognostizierte die Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (Ageb) am 20.
Dezember. Sie rechnet demnach mit einem Rückgang um 7,9
Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 10.791
Petajoule (PJ) oder 368
Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE).
Indes geht dieser Rückgang weniger auf bessere Effizienz zurück als auf den Rückgang der wirtschaftlichen Leistung in Deutschland. Vor allem die energieintensiven Industriezweige verzeichnen Produktionsrückgänge, was spürbare Auswirkungen auf den Verbrauch hat. Das Wetter
dagegen, das im Jahresverlauf gegenüber dem Vorjahr leicht wärmer war, senkt den Verbrauch nach den Berechnungen der Ageb nur schwach. Wetterbereinigt hätte sich der Energieverbrauch um etwa 7,4
Prozent vermindert.
Der einzige verbrauchssteigernde Effekt geht demnach 2023 von der demografischen Entwicklung aus. Durch den Zuzug von 1,35
Millionen Personen wuchs die Gesamtbevölkerung auf knapp 85,5
Millionen Menschen, so die Ageb.
Der Stromverbrauch in Deutschland sinkt bei steigenden Erträgen aus Windenergieanlagen (+ 5
Prozent) und erhöhten Stromimporten aus dem benachbarten Ausland. Deutschland wird erstmals seit 2002 wieder Netto-Importeur von Strom, und zwar in Höhe von 9,2
Milliarden kWh. Die Ausfuhren sinken 2023 gegenüber dem Vorjahr um 24
Prozent, die Importe stiegen dagegen um 38
Prozent.
Fossile Energieträger und Klimagas reduziertDie energiebedingten CO2-Emissionen nehmen 2023 nach Schätzung der Ageb infolge des gesunkenen Gesamtverbrauchs, vor allem bei den fossilen Energieträgern, um gut 10
Prozent ab. Dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 66
Millionen Tonnen CO2.
Der Verbrauch von
Mineralöl sinkt im Vergleich zu 2022 insgesamt um 5,5
Prozent auf 3.879 PJ (132,4 Mio. t SKE). Mehr Superbenzin und Kerosin werden verbraucht, dafür weniger Diesel und (leichtes) Heizöl (minus 2,3 Prozent). Die Lieferungen von Rohbenzin an die chemische Industrie sanken um 16,7
Prozent.
Der
Erdgasverbrauch verringert sich um 4,3
Prozent auf 2.641
PJ (90,1 Mio. t SKE). Der Nachfragerückgang betrifft sowohl Industrie wie auch Haushalte und den Bereich Gewerbe
/ Handel
/ Dienstleistungen. Verstromt wird etwas mehr Erdgas (+1
Prozent). Die Erzeugung von Fernwärme aus Erdgas vermindert sich um 2
Prozent. Der Verbrauchsrückgang geht hier laut Ageb vorrangig auf Einsparungen bei den Verbrauchern zurück.
Auch der Verbrauch an
Steinkohle nimmt um 16,9
Prozent auf 937 PJ (32,0
Mio.
t) ab. Die Kraftwerke reduzieren ihren Brennstoffeinsatz um gut 30
Prozent. Der Bedarf an Kohle und Koks in der Eisen- und Stahlindustrie verringert sich dagegen nur relativ gering um 2,1
Prozent. Der Primärenergie-Verbrauch von
Braunkohle liegt mit 912 PJ (31,1
Mio. t SKE) um 21,9
Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Kraftwerke nutzen 23
Prozent weniger, wodurch die Stromerzeugung aus Braunkohle rund 25
Prozent unter dem Vorjahresergebnis liegt.
|
Entwicklung des Primärenergie-Verbrauchs in Deutschland 2000 bis 2023 Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken Quelle: Ageb |
Energiespar-Tricks hoch im Kurs - Weihnachtsdeko auchEine Umfrage im Auftrag von Vattenfall konstatiert weiter hohe Energiesparbereitschaft bei den Bürgern. Laut einer Online-Befragung von Statista unter 1.000 Menschen nutzen 53 Prozent LED-Lichter. Rund ein Drittel wollen kürzer und insgesamt weniger beleuchten. Jeweils 24
Prozent ziehen in Betracht, Lichter vollständig durch andere Dekorationen sowie Kerzen zu ersetzen. Noch immer sind 81
Prozent besorgt wegen hoher Energiepreise und zwei Drittel rechen fest damit.
Unabhängig von den bevorstehenden Feiertagen stehen praktische Tricks für einen energiebewussten Alltag bei vielen Menschen sogar noch höher im Kurs: So geben 78
Prozent der Befragten an, ausschließlich mit Deckel zu kochen. 74
Prozent teilen mit, lediglich meistgenutzte Räume zu heizen, während 71
Prozent die Temperatur im eigenen Zuhause grundsätzlich herunterfahren. 63
Prozent waschen den Angaben zufolge Wäsche lediglich bei 40
Grad und 58
Prozent reduzieren den Standby-Modus bei elektronischen Geräten.
Laut der 13. repräsentativen Lichtblick-Weihnachtsumfrage stellt allerdings die Anzahl an privaten deutschen Weihnachtslämpchen mit 21,8
Milliarden einen neuen Rekord dar. Das Marktforschungsinstitut You Gov fand unter 2.000 Befragten heraus, dass nur jeder Siebte eine öffentliche Weihnachtsbeleuchtung für überflüssig hält. Die Befragung rechnet mit einem steigenden Stromverbrauch aus den privaten Weihnachtsdekorationen. Betrug er 2022 noch 614
Millionen kWh, könnten es in diesem Jahr 622
Millionen kWh werden. Der LED-Anteil von 80
Prozent hebe allerdings die Energieeffizienz.
Mittwoch, 20.12.2023, 17:41 Uhr
© 2024 Energie & Management GmbH