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Zurück auf Null: Die Windkraft in Unterschleißheim leidet unter Muskelschwund. Im kommenden Frühjahr machen die Stadtwerke Schluss mit ihrer einzigen Anlage vor Ort. Geld ist der Grund.
Das bevorstehende Aus für die Windkraft in Unterschleißheim ist im Konzert der großen Energieerzeuger maximal als Brummton wahrnehmbar. Ohnehin hatte die Stadt im Speckgürtel von München es bis dato weniger über die Menge an selbst produziertem Ökostrom in die Schlagzeilen geschafft, sondern weil sie innovativen Entwicklungen eine Chance gab.
Doch auch mit einer Art Pionierprojekt, wie Stadtwerke-Leiter Reinhard Reiter es gegenüber dieser Redaktion formuliert, ist nun Schluss. Der Versorger baut seine einzigen beiden Windkraftanlagen ab. Wobei Kraft ohnehin etwas übertrieben erscheint, da es sich bei der Anlage um zwei vertikal drehende Turbinen handelt.
Die beiden Helix-Anlagen des Unterschleißheimer Herstellers Techcarbon trugen seit der Installation 2016 in überschaubarem Maß zur Energiewende der Stadt bei. Das ist bei einer Leistung von jeweils 3
kW auch nicht verwunderlich, hinzu kamen schlechte Windbedingungen. Zusammen mit einer Solaranlage dienten die Turbinen der zusätzlichen Versorgung des Freizeitbades. Von dessen Dach verschwinden die Drehgeräte nun im kommenden Frühjahr.
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Diese Helix-Turbinen bauen die Stadtwerke Unterschleißheim in Kürze ab. Quelle: Stadtwerke |
Auch Kleinvieh macht MinusReinhard Reiter begründet dies mit den anhaltenden Verlusten, die der Betrieb verursacht. Bis 2023 lagen die Ausgaben bei 46.000
Euro, die Abschreibungen für den Kauf der Anlage eingerechnet. Gegenzurechnen sei lediglich die Ersparnis des produzierten Stroms, die sich im Bestfall auf 300
Euro beläuft. Über Versicherung, Wartung, Zählergebühren und andere Kosten erreiche das Minus im Jahr damit etwa 2.500
Euro. Über den Rest der auf 16 Jahre angelegten Laufzeit wollten die Stadtwerke diesen laufenden Posten nicht mehr tragen.
Der Abschied fällt in Unterschleißheim nicht schwer. Die Aufmerksamkeit war der Stadt sicher, als sie die drehenden Rotoren in Dienst stellte. Als Werbeträger, so Reinhard Reiter, habe die Anlage längst ihre Funktion erfüllt. Mehr Ausgaben seien nicht zu rechtfertigen.
Der kommunale Betrieb wird so schnell wohl nicht wieder im Windkraftsegment tätig. Dafür fehlt dem Stadtwerk, das für Wasser, Freizeitbad und Bauhof zuständig ist, schlicht das Geld. Und eine Energiesparte. Allerdings ist Unterschleißheim im Erneuerbaren-Bereich kein ganz unbeschriebenes Blatt. Die Stadtwerke betreiben zur Selbstversorgung eine Freiflächen-Solaranlage und weitere Dachmodule.
Für Windkraftprojekte, die aktuell in Unterschleißheim in der Diskussion sind, ist eine unbedingte Beteiligung des städtischen Betriebs kaum vorstellbar. Allerdings sucht die Kommune noch nach Standorten, die aufgrund eines kleinen Flugplatzes auf dem Terrain des benachbarten Oberschleißheims wohl nicht in den eigenen Stadtgrenzen realisierbar sind. Stattdessen sondiert die Kommune im weiteren Umland Projekte, die sich in Kooperation mit anderen Kommunen umsetzen lassen, etwa im Dachauer Hinterland oder im Landkreis Freising
Reinhard Reiter will nicht ausschließen, dass es für das Stadtwerk hier doch einmal Anknüpfungspunkte geben kann. Einen eigenen Stromvertrieb hatte er einst angedacht. Und dann wieder zu den Akten gelegt, weil Russlands Krieg gegen die Ukraine die wirtschaftlichen Grundlagen schlagartig zum
Schlechten verändert hatte.
Donnerstag, 12.12.2024, 16:52 Uhr
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