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Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) sieht in den anhaltend hohen Energiepreisen ein "ernstes Problem" für Unternehmen.
Für April meldet der Energiepreisindex der VBW einen Stand von 231,8
Punkten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist dies ein leichter Rückgang von 9,9
Punkten, bedeutet aber laut der Wirtschaftsvertretung keine Entspannung. Denn mit über 104
% liegt der Wert deutlich über dem des Vorjahresmonats. Bertram Brossardt verdeutlicht: "Der leichte Rückgang des Energiepreisindex darf nicht mit einer Entspannung der Lage verwechselt werden. Die Preise für fossile Energie sind weiterhin historisch hoch und stellen Unternehmen vor ernste Probleme." Der Hauptgeschäftsführer des VBW hält zudem einen weiteren Preisanstieg von Erdöl aufgrund des inzwischen beschlossenen Embargos der EU-Staaten für wahrscheinlich.
In den monatlich erhobenen Energiepreisindex der VBW fließen insgesamt 14 Einzelpreisindikatoren zu neun unterschiedlichen Energiearten ein. Die Gewichtung der einzelnen Energiearten erfolgt entsprechend ihres jeweiligen Verbrauchs in Bayern.
Laut VBW stieg der Index für Primärenergie
von März auf April leicht auf ein neues Allzeithoch (266,2
Punkte). Das sind rund 143
% über dem Wert vom Vorjahresmonat. Dazu beigetragen haben vor allem der weiter gestiegene Einfuhrpreis für Steinkohle (+7,9
%) und der wachsende Erzeugerpreis für Erdgas in der Industrie (+19,6
%). Auch der Einfuhrpreis für Erdgas kletterte um 2,1
% nach oben.
Der VBW sieht den Ball nun bei der Politik. Brossardt:
"Angesichts der Preisentwicklung braucht es dringend weitere Entlastungsmaßnahmen für die Wirtschaft. Insbesondere beim Erdgas müssen wir unsere Bezugsquellen diversifizieren, was zwangsläufig längerfristig zu höheren Kosten führt." Der VBW fordere daher ein "umfangreiches Belastungsmoratorium". Dazu gehöre eine vorübergehende Aussetzung oder zumindest deutliche Absenkung der Energiesteuer für alle fossilen Energieträger. Zudem müsse die Stromsteuer dauerhaft auf das europarechtliche Minimum abgesenkt werden. Und auch beim nationalen Emissionshandelssystem brauche es laut Brossardt ein Moratorium.
Stromnetz "im Gleichschritt" mit Erneuerbaren ausbauenZum
Sekundärenergieindex: Im Vergleich zum März ist dieser im April – von sehr hohem Niveau kommend – um 9,2
% gefallen. Der
Strompreisindex ist 9,8
% nach unten gesackt.
Beide liegen laut VBW um 68
Prozentpunkte
höher als im Vorjahr. Brossardt rechnet bei Heizöl oder Diesel, die zur Sekundärenergie gehören, mit weiteren Preisanstiegen. "Von einer spürbaren Entspannung in den nächsten Monaten gehen wir nicht aus". Er ergänzt: "Die Strompreise am Standort sind schon seit langem zu hoch im Vergleich zu unseren Wettbewerbern. Die erneuerbaren Energien dämpfen die Strompreise: Die Produktion erneuerbaren Stroms ist besonders günstig und es fallen auch keine CO2-Kosten an."
Entsprechend wichtig sei es, deutlich mehr an Tempo beim weiteren Ausbau der Erneuerbaren zuzulegen und im Gleichschritt auch das Stromnetz zukunftstauglich zu machen. "Ganz besonders die großen Trassen von Nord nach Süd müssen rasch vorangetrieben werden", betonte Brossardt.
Montag, 13.06.2022, 16:13 Uhr
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