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Die Bioenergie spielt nach Ansicht der Branche eine zu geringe Rolle in der europäischen Energiepolitik.
In einem gemeinsamen Brief an die Bundesregierung und die Abgeordneten des Europäischen Parlamentes werfen 16 Verbände der deutschen Land- und Forstwirtschaft sowie der Hersteller von Bioenergieprodukten der EU-Kommission vor, den potentiellen Beitrag der Bioenergie bei der Sicherung der Energieversorgung zu unterschätzen. Man sei „irritiert und besorgt“, dass die Kommission das „Potential zur Erhöhung des Selbstversorgungsgrades“ in ihrer Reaktion auf die Ukraine-Krise „REPowerEU“ nicht erfasst habe. Das gelte besonders für den Verkehr und die Wärmeversorgung.
Gleichzeitig wolle die Kommission mehr Öl und Gas einführen, das durch Fracking gewonnen wird. Über die Folgen für das Klima schweige sich die Kommission weitgehend aus. Dabei könnten beispielsweise Biokraftstoffe dort einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, wo andere, erneuerbare Energien nicht verfügbar seien, nämlich im Güterverkehr. Es sei nicht ausreichend auf eine beispiellose Krise wie den Krieg in der Ukraine nur mit einer Diversifizierung der Gasversorgung und einer verstärkten Elektrifizierung zu antworten. Notwendig sei vielmehr ein neuer „ganzheitlicher Ansatz“, der auch die Potentiale und möglichen Ausbaupfade der Bioenergie einbeziehe.
Bereits heute decke die Bioenergie 13 % des europäischen Energiebedarfs (60 % der erneuerbaren Energien), in Deutschland seien es 8 %. Sie ersetze dabei nicht nur „nennenswerte Energieimporte“, sondern spare jährlich 79 Mio. Tonnen CO2. Es sei „grob fahrlässig“ weiter auf Importe aus instabilen Weltregionen zu setzen und das Potential der Bioenergie nicht angemessen zu berücksichtigen.
Positiv sehen die Verbände, dass die Kommission die Produktion von Biomethan bis 2030 auf 35 Mrd. Kubikmeter ausweiten will. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse jetzt zügig und konkret gehandelt werden.
Freitag, 6.05.2022, 14:07 Uhr
Tom Weing�rtner
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