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Das Konjunkturprogramm IRA erweist sich als Wachstumsmotor für Meereswindpark-Projekte in Amerika. Das ohnehin vorhandene Auftragsplus sowie die Investitionen steigen noch schneller.
Meerblick mit Aussicht auf fette Gewinne: Die Offshore-Branche in den USA bekommt angesichts der glänzenden Perspektiven für Meereswindpark-Projekte und die davon lebenden Zulieferfirmen leuchtende Augen. Besonders gut in der Betrachtung kommt dabei der von der Biden-Administration verabschiedete Inflation Reduction Act (IRA) weg.
Laut Business Network for Offshore Wind ist das Programm zur Förderung der US-Wirtschaft wesentlich dafür verantwortlich, dass der Aufbau der Meereswindpark-Industrie sich noch einmal beschleunige. Das Netzwerk ist der Verband, der den Ausbau der Lieferkette im Offshore-Bereich vorantreibt. Es legt quartalsweise einen Marktbericht vor. Nach den jüngsten Berechnungen hat der IRA, der im August 2022 in Kraft trat, bereits in seinem ersten Jahr starken Einfluss auf wesentliche Kennzahlen der Branche genommen:
- So verzeichnet das Netzwerk für die vergangenen zwölf Monate umgerechnet 7,1 Milliarden Euro an Offshore-Investitionen, die auf Projektentwicklung, Fertigung und auch den Schiffbau entfallen. Seit 2021 sind es insgesamt 15,3 Milliarden Euro.
- Der Auftragsbestand in der Zulieferindustrie auf dem US-Markt ist seit 2021 um 272 Prozent angewachsen, von diesem Wachstum entfällt rund die Hälfte (47 Prozent) auf das IRA-Jahr.
- Die Anzahl der offshore tätigen Betriebe, die im Netzwerk registriert sind, hat sich binnen zwei Jahren um 169 Prozent erhöht, die jüngsten zwölf Monate sind für mehr als die Hälfte dieses Plus’ (54 Prozent) verantwortlich.
Die Chefin des Offshore-Zuliefernetzwerks, Liz Burdock, hält sich mit Lobeshymnen auf die Regierung von Joe Biden (Demokraten) nicht zurück: Der IRA sei „das wichtigste Gesetz, das bisher verabschiedet wurde, um die Einführung der Offshore-Windenergie in den USA zu beschleunigen“. Produktion und Zulieferer würden sich zunehmend in den Staaten ansiedeln, weil sie zum Beispiel von den Steuervergünstigungen des IRA profitierten.
Deutsche Windmüller investieren eher in heimische ProduktionEuropa blickt mit Sorge auf die finanziellen Anreize, die zum Abwandern von Spitzentechnologie führen kann. Und dies auch tut: Als jüngster Konzern hat der Solarmodul-Produzent Meyer Burger aus der Schweiz den Aufbau einer Produktionskette in den USA angekündigt und im gleichen Zug den Ausbau seiner Kapazitäten in Europa vorerst auf Eis gelegt (siehe weiteren Bericht). Als Begründung nennt das Unternehmen neben „unfairer“ Marktbedingungen in Europa durch eine „Flut“ an chinesischen Dumpingpreis-Modulen die steuerlichen Vorteile in den USA.
Die Antwort der EU, der „Green Deal Industrial Plan“ (GDIP), weise trotz aller richtigen Weichenstellungen „eine deutliche Lücke“ gegenüber dem IRA auf, hatte der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) in Deutschland kritisiert. Gemeint ist die Betriebskostenförderung. Dies ist aus Sicht des BEE das besonders attraktive Element des IRA, um Investoren und Unternehmen aus aller Welt anzulocken.
Die deutsche Windbranche kann derweil noch keine Auswirkungen durch den IRA auf die heimische Industrie erkennen. Die Produktionskapazitäten in Deutschland seien aktuell noch nicht ausgeschöpft, sagte ein Sprecher des Bundesverbands Windenergie (BWE) auf Anfrage unserer Redaktion. Die günstigen gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Ausbau und die steigenden Genehmigungszahlen deuteten eher darauf hin, dass die Branche ihre Investitionen hier vornehmen wird.
Wer in den USA vom IRA profitieren will, muss die gesamte Wertschöpfungsungskette dorthin verlagern. Den Bau neuer Werke für den Offshore-Ausbau in den USA durch deutsche Windanlagenbauer erwartet der Verband laut seinem Sprecher nicht.
Donnerstag, 17.08.2023, 14:04 Uhr
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