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Wärme aus der Tiefe gilt als umweltfreundliche Energie, doch Aufwand und Kosten sind groß. Außenministerin Baerbock besuchte ein Projekt in Potsdam, das für sie Modellcharakter hat.
(dpa) − Außenministerin Annalena Baerbock sieht in der Erdwärme ein großes Potenzial zur Energiegewinnung und hält mehr Förderung für notwendig. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete besuchte am 13. März ein Geothermieprojekt in Potsdam mit Bohrungen von mehr als 2000 Metern Tiefe, das später ein Wohngebiet mit Wärme versorgen soll. Das Projekt sei für Deutschland vorbildhaft, sagte Baerbock. "Die Wärme, die man gewinnen kann, kann nicht nur genutzt werden für Wohnungen direkt daneben, sondern kann auch in das Fernwärmenetz eingespeist werden." Sie sagte mit Blick auf den Klimawandel: "Die Zeit drängt."
Die Politikerin verwies auf die Notwendigkeit staatlicher Unterstützung. "Es gibt von Bundesseite auch für dieses Projekt eine Förderung, die mit auf den Weg gebracht wurde", sagte Baerbock. Diese Anschubfinanzierung sei wichtig und dürfe nicht plötzlich abbrechen. "Damit andere Stadtwerke folgen können, die nicht so finanzstark sind wie wir das hier in Potsdam haben, müssen wir sicherstellen, dass die Förderung auch für andere bereitgestellt wird." Baerbock sieht für Geothermie in Ostdeutschland beste Voraussetzungen, weil es dort ein starkes Fernwärmenetz gebe.
Nach Angaben des Bundesverbands Geothermie waren Anfang dieses Jahres 42 Anlagen mit mehr als 400
Meter Bohrtiefe deutschlandweit in Betrieb. 40 davon stellten Wärme bereit. Das kommunale Wohnungsbauunternehmen Pro Potsdam will auf dem Gelände eines früheren Straßenbahndepots bis 2025 bis zu 750 Wohnungen errichten. Der städtische Versorger EWP will mit dem Geothermie-Projekt dafür Wärme bereitstellen.
Eine Bohrung, die nach Angaben von EWP bis in 2157 Meter Tiefe ging, ist abgeschlossen. Eine zweite Bohrung ist für Mitte März bis Mitte Mai geplant. Aus der Tiefe soll künftig Thermalwasser kommen, dessen Wärme gewonnen und das über die zweite Bohrung zurückgeleitet wird. Die Kosten des Projekts liegen bei 20 Millionen Euro.
Oberbürgermeister Mike Schubert sagte: "Wir hoffen, weitere Projekte in der Stadt Potsdam mit ähnlichen Anlagen zu realisieren, um unsere Energieversorgung Schritt für Schritt umzustellen." Projektleiter Andre Gerstenberg sagte auf die Frage, ob das Projekt scheitern könne: "Ausgeschlossen ist es nicht." Die EWP sei aber nach den aktuellen Tests sehr zuversichtlich. EWP-Geschäftsführer Eckard Veil sprach von vielen Risiken. «Aber wir sind guter Dinge, dass es funktioniert."
Montag, 13.03.2023, 17:36 Uhr
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