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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Die Altmaier-Delle wirkt nach
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Ausgabe

Die Altmaier-Delle wirkt nach

Der Zubau der Windkraft an Land im ersten Halbjahr ist so schwach wie unter dem ehemaligen CDU-Wirtschaftsminister. Außerdem verfestigt sich das Nord-Süd-Gefälle. Eine Analyse.

Drei, drei, drei − bei Issos Keilerei. Den älteren unter den E&M-Leserinnen und -Lesern mit humanistischer Grundausbildung, sprich Altgriechisch und Latein als Pflichtsprachen, dürfte dieser Merksatz aus ihren Schultagen nicht unbekannt sein. Dieser Knüppelreim, vulgo Eselsbrücke, erinnert an die Schlacht zwischen Alexander dem Großen auf griechischer und Dareios III. auf persischer Seite im Jahre 333 vor Christi Geburt irgendwo auf einem Acker am (heute zum türkischen Staatsgebiet zählenden) Golf von Iskenderun.

Drei Dreien enthält auch die Zahl, die bis heute für den Jahresrekordwert beim Ausbau der Windenergie an Land steht: nämlich 5.333 MW brutto. 1.792 neue Windturbinen, die nach der damaligen Zählung der Deutschen Windguard GmbH im Jahr 2017 erstmals in Betrieb gegangen waren, schufen die Basis für das „zubaustärkste Jahr seit Beginn der Windenergieentwicklung in Deutschland“. Dass im selben Jahr zusätzlich einige Offshore-Windparks mit zusammen 1.250 MW Leistung ans Netz gingen, rundete das Rekordjahr ab.

Wann die 2017er-Rekordmarke getoppt wird, ist nicht absehbar. In diesem Jahr sicherlich nicht. Und auch für 2023 gibt es niemanden in der heimischen Windbranche, der ernsthaft davon ausgeht. Denn 976 MW Bruttoleistung umfasste das Plus bei der Windkraft an Land in den ersten sechs Monaten 2022, exakt so wenig wie im Vorjahreszeitraum. Das besagt die Anfang August veröffentlichte, wie immer detailliert aufbereitete Halbjahresbilanz der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind). Für das Gesamtjahr rechnet deren Experte Jürgen Quentin mit einem Ausbau in der Größenordnung von 2.500 MW. Womit nicht einmal die Hälfte des Rekordausbaujahrs 2017 erreicht würde − traurig, aber wahr.

Tendenziell optimistischer zeigte sich drei Wochen zuvor Windguard-Fachfrau Anna Kathrin Wallasch, die Mitte Juli das Zahlenwerk der Windkraftverbände BWE und VDMA Power Systems vorgestellt hatte: „Wir halten einen Zubau zwischen 2.400 und 3.000 Megawatt für möglich.“ Damit wäre − bestenfalls − das Niveau des Jahres 2013 erreicht, für das die FA Wind ein Ausbauplus von 3.027 MW brutto ermittelt hat.
Noch eine Zahl aus der FA-Analyse stimmt bedenklich: 334 neue Windturbinen mit 1.707 MW Leistung sind in den ersten sechs Monaten bundesweit genehmigt worden − ein Plus von 9 %, bezogen auf die Leistung, bei nahezu derselben Anlagenzahl wie im ersten Halbjahr 2021. Deshalb fiel der Kommentar von FA-Fachmann Quentin richtig ernüchternd aus: „Wie bei der neu installierten Leistung gibt es auch bei der Entwicklung der Genehmigungslage im ersten Halbjahr eher eine Seitwärtsbewegung gegenüber dem letztjährigen Vergleichszeitraum.“

Aufbruch sieht anders aus. Daran ändert auch nichts, dass die Bundesnetzagentur im kommenden Jahr in mehreren Runden ein Volumen von 12.840 MW für die Förderung ausschreiben wird. In diesem Jahr sollen es mitsamt der dritten und vierten Ausschreibung im September und Dezember noch 5.189 MW sein, aber die zweite im Mai war mit Zuschlägen über 931 MW von ausgeschriebenen 1.380 MW extrem unterzeichnet. Schon heute ist klar: Bleibt es bei der bestehenden Gesetzeslage, kann jeder Auktionsteilnehmer mit dem Höchstpreis nach Hause gehen.

Die Musik spielt in einem Länderquartett

Dass die Ausbauzahlen so unbefriedigend ausgefallen sind, hängt eng damit zusammen, dass Deutschland längst kein geeintes Windland ist. Der Ausbau konzentriert sich weitestgehend mit Schleswig-Holstein, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf vier Bundesländer. Auf dieses Quartett entfielen 80 % der Zubauleistung in den ersten sechs Monaten.

Mehr oder weniger ein Ausfall ist die sogenannte Südregion. Sie umfasst das komplette Baden-Württemberg und Saarland, Bayern bis auf wenige Landkreise im äußersten Norden sowie Rheinland-Pfalz und fünf Landkreise in Hessen unterhalb der Mainlinie. Ihr Anteil am Ausbau sackte im ersten Halbjahr auf 7 % ab − die niedrigste Quote seit 2009! Bei den Genehmigungen lag der Anteil sogar nur bei 5 % der bundesweit genehmigten Windenergiekapazität. Ketzerisch ließe sich sagen: Allen voran hat Markus Söder (CSU) ganze Arbeit geleistet, die 10H-Regelung hat den Windkraftausbau abgewürgt und zudem diese Energietechnologie diskreditiert. Dass die grün geführte Landesregierung in Baden-Württemberg ihren eigenen Zielen im Windsektor seit über zehn Jahren weit hinterherhechelt, gehört aber auch zur Wahrheit.

Genauso wenig tut sich im Osten der Republik: Auf Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, in den Nullerjahren so etwas wie ein Hoffnungsträger der heimischen Windbranche, entfielen bis Mitte des Jahres nur 8 % der Neubauleistung. Besonders krass die Situation im Sachsenland, wo lediglich zwei Windturbinen in Betrieb gegangen sind. Was nicht verwundert: Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte unlängst die Energiewende für gescheitert.

Branchenverbände butterweich

Die Windbranche hierzulande will über das Osterpaket und all die Gesetze, die im Herbst noch kommen, keine allzu große Kritik laut werden lassen, ist sie doch froh darüber, dass sich im Gegensatz zu den Peter-Altmaier-Jahren von 2018 bis 2021 der Wind gedreht hat. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail: „Um den Ausbau auf das notwendige Niveau anzuheben, kommt es darauf an, dass die beschlossenen Maßnahmen möglichst schnell ihre Wirkung entfalten können“, kommentieren BWE und VDMA eher butterweich die Schwächen im Wind-an-Land-Gesetz oder auch im überarbeiteten Bundesnaturschutzgesetz. Und dann gibt es noch eine große Baustelle. „Die altbekannten Hindernisse bestehen (…) fort. Die durchschnittliche Dauer der Genehmigungsverfahren hat sich in den vergangenen fünf Jahren um fast 60 Prozent erhöht“, heißt es in der gemeinsamen Verbändemitteilung. Klar ist schon heute, dass es noch Jahre dauern wird, bis die Altmaier-Delle beim Windenergieausbau überwunden wird und wirklich jährlich mehrere 1.000 MW in Betrieb gehen.

Wie lange es dauert kann, zeigt ein Blick zurück nach Nordrhein-Westfalen: Erst wenige Wochen im Amt, ließ sich Nordrhein-Westfalens Bau- und Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) von einem Reporter der Zeit auf dem Weg nach Düsseldorf begleiten. Als die Dienstlimousine an einem Windpark vorbeifuhr, notierte der Journalist folgenden Ausspruch von Wittke, dem Jungstar der im Frühjahr 2005 neu gewählten CDU/FDP-Landesregierung unter Jürgen Rüttgers (CDU): „Das ist das Erste, was wir kaputtmachen werden.“

Der CDU-Mann hielt Wort: Mit einem sehr restriktiven Abstandserlass verschärfte Wittke wenige Monate später die Rahmenbedingungen für die Errichtung von Windturbinen. Im Jahr 2010, zum Ende der schwarz-gelben Koalition, lag der jährliche Windkraftzubau in NRW nur noch bei 90 MW. Dabei waren es 2002 bereits 426 MW gewesen. Für 2017, also am Ende der rot-grünen Regierungszeit in Düsseldorf, hatten die Statistiker einen Bruttozubau von gut 890 MW registriert − der landesweite Rekordwert bis heute. Sieben Jahre bis zum neuen Ausbaurekord will und kann Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sicherlich nicht warten.

Die Onshore-Windenergieanlagen waren im Vergleich der deutschen Flächenländer im ersten Halbjahr 2022 unterschiedlich alt: Je mehr Grün und Hellblau, desto jünger ist der Anlagenpark, je mehr Gelb und Schwarz, desto älter. Die Unterschiede in der installierten Leistung zeigt diese Grafik nicht
Quelle: FA Wind


Der Flächenbedarf in Sachsen
Auch wenn das neue Wind-an-Land-Gesetz die Sachsen beim Windkraftausbau mehr oder weniger wie die Hunde zum Jagen tragen soll, erwartet FA-Wind-Fachmann Jürgen Quentin keine durchschlagende Wende. Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk hat er Anfang August folgende Rechnung aufgemacht: „In Sachsen sind heute etwa 0,2 Prozent der Landesfläche für die Windenergienutzung ausgewiesen. Nach der neuen bundesgesetzlichen Zielvorgabe muss das Bundesland schon bis Ende 2027 1,3 Prozent seines Landes für die Windenergie zur Verfügung stellen. Das heißt, in fünf Jahren muss sich das bisherige Flächenangebot für die Windenergie versechsfachen. Bis Ende 2032 steigt dieser Wert auf zwei Prozent. Im Vergleich zu heute bedeutet das eine Verzehnfachung der momentanen Windenergieflächen.“ Genau solche Feinheiten stehen aber nicht in den Gesetzen aus dem Hause Habeck.


Montag, 26.09.2022, 09:03 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Ausgabe - Die Altmaier-Delle wirkt nach
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Ausgabe
Die Altmaier-Delle wirkt nach
Der Zubau der Windkraft an Land im ersten Halbjahr ist so schwach wie unter dem ehemaligen CDU-Wirtschaftsminister. Außerdem verfestigt sich das Nord-Süd-Gefälle. Eine Analyse.

Drei, drei, drei − bei Issos Keilerei. Den älteren unter den E&M-Leserinnen und -Lesern mit humanistischer Grundausbildung, sprich Altgriechisch und Latein als Pflichtsprachen, dürfte dieser Merksatz aus ihren Schultagen nicht unbekannt sein. Dieser Knüppelreim, vulgo Eselsbrücke, erinnert an die Schlacht zwischen Alexander dem Großen auf griechischer und Dareios III. auf persischer Seite im Jahre 333 vor Christi Geburt irgendwo auf einem Acker am (heute zum türkischen Staatsgebiet zählenden) Golf von Iskenderun.

Drei Dreien enthält auch die Zahl, die bis heute für den Jahresrekordwert beim Ausbau der Windenergie an Land steht: nämlich 5.333 MW brutto. 1.792 neue Windturbinen, die nach der damaligen Zählung der Deutschen Windguard GmbH im Jahr 2017 erstmals in Betrieb gegangen waren, schufen die Basis für das „zubaustärkste Jahr seit Beginn der Windenergieentwicklung in Deutschland“. Dass im selben Jahr zusätzlich einige Offshore-Windparks mit zusammen 1.250 MW Leistung ans Netz gingen, rundete das Rekordjahr ab.

Wann die 2017er-Rekordmarke getoppt wird, ist nicht absehbar. In diesem Jahr sicherlich nicht. Und auch für 2023 gibt es niemanden in der heimischen Windbranche, der ernsthaft davon ausgeht. Denn 976 MW Bruttoleistung umfasste das Plus bei der Windkraft an Land in den ersten sechs Monaten 2022, exakt so wenig wie im Vorjahreszeitraum. Das besagt die Anfang August veröffentlichte, wie immer detailliert aufbereitete Halbjahresbilanz der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind). Für das Gesamtjahr rechnet deren Experte Jürgen Quentin mit einem Ausbau in der Größenordnung von 2.500 MW. Womit nicht einmal die Hälfte des Rekordausbaujahrs 2017 erreicht würde − traurig, aber wahr.

Tendenziell optimistischer zeigte sich drei Wochen zuvor Windguard-Fachfrau Anna Kathrin Wallasch, die Mitte Juli das Zahlenwerk der Windkraftverbände BWE und VDMA Power Systems vorgestellt hatte: „Wir halten einen Zubau zwischen 2.400 und 3.000 Megawatt für möglich.“ Damit wäre − bestenfalls − das Niveau des Jahres 2013 erreicht, für das die FA Wind ein Ausbauplus von 3.027 MW brutto ermittelt hat.
Noch eine Zahl aus der FA-Analyse stimmt bedenklich: 334 neue Windturbinen mit 1.707 MW Leistung sind in den ersten sechs Monaten bundesweit genehmigt worden − ein Plus von 9 %, bezogen auf die Leistung, bei nahezu derselben Anlagenzahl wie im ersten Halbjahr 2021. Deshalb fiel der Kommentar von FA-Fachmann Quentin richtig ernüchternd aus: „Wie bei der neu installierten Leistung gibt es auch bei der Entwicklung der Genehmigungslage im ersten Halbjahr eher eine Seitwärtsbewegung gegenüber dem letztjährigen Vergleichszeitraum.“

Aufbruch sieht anders aus. Daran ändert auch nichts, dass die Bundesnetzagentur im kommenden Jahr in mehreren Runden ein Volumen von 12.840 MW für die Förderung ausschreiben wird. In diesem Jahr sollen es mitsamt der dritten und vierten Ausschreibung im September und Dezember noch 5.189 MW sein, aber die zweite im Mai war mit Zuschlägen über 931 MW von ausgeschriebenen 1.380 MW extrem unterzeichnet. Schon heute ist klar: Bleibt es bei der bestehenden Gesetzeslage, kann jeder Auktionsteilnehmer mit dem Höchstpreis nach Hause gehen.

Die Musik spielt in einem Länderquartett

Dass die Ausbauzahlen so unbefriedigend ausgefallen sind, hängt eng damit zusammen, dass Deutschland längst kein geeintes Windland ist. Der Ausbau konzentriert sich weitestgehend mit Schleswig-Holstein, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf vier Bundesländer. Auf dieses Quartett entfielen 80 % der Zubauleistung in den ersten sechs Monaten.

Mehr oder weniger ein Ausfall ist die sogenannte Südregion. Sie umfasst das komplette Baden-Württemberg und Saarland, Bayern bis auf wenige Landkreise im äußersten Norden sowie Rheinland-Pfalz und fünf Landkreise in Hessen unterhalb der Mainlinie. Ihr Anteil am Ausbau sackte im ersten Halbjahr auf 7 % ab − die niedrigste Quote seit 2009! Bei den Genehmigungen lag der Anteil sogar nur bei 5 % der bundesweit genehmigten Windenergiekapazität. Ketzerisch ließe sich sagen: Allen voran hat Markus Söder (CSU) ganze Arbeit geleistet, die 10H-Regelung hat den Windkraftausbau abgewürgt und zudem diese Energietechnologie diskreditiert. Dass die grün geführte Landesregierung in Baden-Württemberg ihren eigenen Zielen im Windsektor seit über zehn Jahren weit hinterherhechelt, gehört aber auch zur Wahrheit.

Genauso wenig tut sich im Osten der Republik: Auf Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, in den Nullerjahren so etwas wie ein Hoffnungsträger der heimischen Windbranche, entfielen bis Mitte des Jahres nur 8 % der Neubauleistung. Besonders krass die Situation im Sachsenland, wo lediglich zwei Windturbinen in Betrieb gegangen sind. Was nicht verwundert: Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte unlängst die Energiewende für gescheitert.

Branchenverbände butterweich

Die Windbranche hierzulande will über das Osterpaket und all die Gesetze, die im Herbst noch kommen, keine allzu große Kritik laut werden lassen, ist sie doch froh darüber, dass sich im Gegensatz zu den Peter-Altmaier-Jahren von 2018 bis 2021 der Wind gedreht hat. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail: „Um den Ausbau auf das notwendige Niveau anzuheben, kommt es darauf an, dass die beschlossenen Maßnahmen möglichst schnell ihre Wirkung entfalten können“, kommentieren BWE und VDMA eher butterweich die Schwächen im Wind-an-Land-Gesetz oder auch im überarbeiteten Bundesnaturschutzgesetz. Und dann gibt es noch eine große Baustelle. „Die altbekannten Hindernisse bestehen (…) fort. Die durchschnittliche Dauer der Genehmigungsverfahren hat sich in den vergangenen fünf Jahren um fast 60 Prozent erhöht“, heißt es in der gemeinsamen Verbändemitteilung. Klar ist schon heute, dass es noch Jahre dauern wird, bis die Altmaier-Delle beim Windenergieausbau überwunden wird und wirklich jährlich mehrere 1.000 MW in Betrieb gehen.

Wie lange es dauert kann, zeigt ein Blick zurück nach Nordrhein-Westfalen: Erst wenige Wochen im Amt, ließ sich Nordrhein-Westfalens Bau- und Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU) von einem Reporter der Zeit auf dem Weg nach Düsseldorf begleiten. Als die Dienstlimousine an einem Windpark vorbeifuhr, notierte der Journalist folgenden Ausspruch von Wittke, dem Jungstar der im Frühjahr 2005 neu gewählten CDU/FDP-Landesregierung unter Jürgen Rüttgers (CDU): „Das ist das Erste, was wir kaputtmachen werden.“

Der CDU-Mann hielt Wort: Mit einem sehr restriktiven Abstandserlass verschärfte Wittke wenige Monate später die Rahmenbedingungen für die Errichtung von Windturbinen. Im Jahr 2010, zum Ende der schwarz-gelben Koalition, lag der jährliche Windkraftzubau in NRW nur noch bei 90 MW. Dabei waren es 2002 bereits 426 MW gewesen. Für 2017, also am Ende der rot-grünen Regierungszeit in Düsseldorf, hatten die Statistiker einen Bruttozubau von gut 890 MW registriert − der landesweite Rekordwert bis heute. Sieben Jahre bis zum neuen Ausbaurekord will und kann Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sicherlich nicht warten.

Die Onshore-Windenergieanlagen waren im Vergleich der deutschen Flächenländer im ersten Halbjahr 2022 unterschiedlich alt: Je mehr Grün und Hellblau, desto jünger ist der Anlagenpark, je mehr Gelb und Schwarz, desto älter. Die Unterschiede in der installierten Leistung zeigt diese Grafik nicht
Quelle: FA Wind


Der Flächenbedarf in Sachsen
Auch wenn das neue Wind-an-Land-Gesetz die Sachsen beim Windkraftausbau mehr oder weniger wie die Hunde zum Jagen tragen soll, erwartet FA-Wind-Fachmann Jürgen Quentin keine durchschlagende Wende. Gegenüber dem Mitteldeutschen Rundfunk hat er Anfang August folgende Rechnung aufgemacht: „In Sachsen sind heute etwa 0,2 Prozent der Landesfläche für die Windenergienutzung ausgewiesen. Nach der neuen bundesgesetzlichen Zielvorgabe muss das Bundesland schon bis Ende 2027 1,3 Prozent seines Landes für die Windenergie zur Verfügung stellen. Das heißt, in fünf Jahren muss sich das bisherige Flächenangebot für die Windenergie versechsfachen. Bis Ende 2032 steigt dieser Wert auf zwei Prozent. Im Vergleich zu heute bedeutet das eine Verzehnfachung der momentanen Windenergieflächen.“ Genau solche Feinheiten stehen aber nicht in den Gesetzen aus dem Hause Habeck.


Montag, 26.09.2022, 09:03 Uhr
Ralf Köpke

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