Eines der letzten drei Atomkraftwerke, die in Deutschland noch am Netz sind: der Meiler Neckarwestheim in Baden-Württemberg (GKN II), Quelle: E&M / Volker Stephan
Der Block II des Kernkraftwerks Neckarwestheim ist für die jährliche Revision planmäßig vom Netz gegangen. Es ist die letzte vor der endgültigen Abschaltung Ende des Jahres.
Während der Revision werden in der Anlage Prüf- und Instandhaltungstätigkeiten durchgeführt sowie mehrere technische Projekte umgesetzt, teilt der Betreiber EnBW mit. "GKN II ist das letzte Kernkraftwerk in Baden-Württemberg, mit dem noch Strom produziert werden kann und das damit einen Beitrag zur Versorgungssicherheit und Netzstabilität leistet. Uns ist wichtig, dass diese Stromproduktion jederzeit sicher erfolgt", betonte Christoph Heil, Geschäftsführer der EnBW Kernkraft GmbH.
Deshalb seien die vielen einzelnen Revisionstätigkeiten gerechtfertigt, auch wenn der Leistungsbetrieb in wenigen Monaten für immer eingestellt werde. Die Sicherheit stehe auch über den Tag der Abschaltung hinaus an erster Stelle. Man gehe davon aus, die Genehmigung für den Rückbau der Anlage noch in diesem Jahr zu erhalten. Ziel sei es, nach der endgültigen Abschaltung so schnell wie möglich damit zu beginnen.
"Wir werden das umfangreiche Revisionsprogramm, das alle sicherheitstechnisch gebotenen Wartungsarbeiten umfasst, mit unserem unverändert hohen Qualitätsanspruch durchführen. Die rund 2.000 Tätigkeiten können überwiegend nur bei abgeschalteter Anlage erfolgen", erklärte Andre Knapp, Leiter der Anlage GKN II. Neben den Routinearbeiten an diversen maschinen- und elektrotechnischen Systemen gehörten auch mehrere Instandhaltungsmaßnahmen an Großkomponenten zu den geplanten Tätigkeiten. So etwa Prüfungen an Turbine, Generator und einem Hochdruck-Vorwärmer im Maschinenhaus sowie an mehreren Transformatoren.
Darüber hinaus würden in diesem Jahr erneut umfangreiche Untersuchungen an allen rund 16.400 Heizrohren der vier Dampferzeuger durchgeführt. Hier waren seit 2017 Korrosionsschäden festgestellt worden, die mit einer teils erheblichen Schwächung der Wandstärken einhergingen. "Bereits in den vergangenen Jahren haben die entsprechenden Untersuchungsergebnisse bestätigt, dass die Maßnahmen, die die EnBW schon im Jahr 2018 eingeleitet hat, wirksam sind und an der Dichtheit der Heizrohre kein Zweifel besteht", heißt es dazu jetzt.
Während der Revision werden – anders als in den Vorjahren – keine neuen Brennelemente mehr in den Reaktordruckbehälter eingesetzt. Rund 450 zusätzliche Fachkräfte von Hersteller- und Spezialfirmen unterstützen das Neckarwestheimer Revisionsseam bei den Arbeiten.
GKN II ist ein Druckwasserreaktor mit einer elektrischen Leistung von 1.400 MW. Die Anlage ist 1989 in Betrieb gegangen und hat im Jahr 2021 mehr als 11 Mrd. kWh Strom produziert. Spätestens Ende 2022 endet der Leistungsbetrieb von GKN II. Der Block I am Standort Neckarwestheim (GKN I) ist seit 2011 abgeschaltet und wird seit 2017 zurückgebaut.
Dienstag, 7.06.2022, 10:53 Uhr
Günter Drewnitzky
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