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Geförderter Wind- und Solarstrom hat im Juli so viel am Markt erlöst, dass es für sie keine "Marktprämie" gibt. Und im August nähert sich die Direktvermarktungs-Leistung den 100.000 MW.
Die Strom-Day-ahead-Preise haben im deutschen Juli-Durchschnitt mit mehr als 30
Ct/kWh einen Allzeitrekord hingelegt und entsprechend die Marktwerte geförderter Erneuerbarer durchgehend auf ein neues Niveau gehoben. Die für August angemeldete Direktvermarktungs-Leistung ist ebenfalls eine Rekordzahl.
Aus einer Veröffentlichung der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) vom 5.
August geht hervor, dass eine Stundenlieferung am Day-ahead-Graustrommarkt der Börse Epex Spot im Monatsschnitt 31,5
Ct/kWh erlöste. Im Juni-Mittel waren es noch 21,8
Ct/kWh gewesen. Die Entwicklung ist Ausdruck der verschärften Energiekrise.
Die Technologien im EinzelnenDa die ÜNB den geförderten Ökostrom aus Anlagen bis 100
kW am Day ahead vermarkten müssen, profitierten sie von der drastischen Anhebung der Notierungen. Erstmals lagen die Marktwerte von Wind- und Solarstrom durchgehend über 20
Ct/kWh, und zwar deutlich:
- Am erlösträchtigsten war wie im Juni die Windkraft auf See mit 28,69 Ct/kWh - ein Plus von 8,13 Ct/kWh gegenüber dem Vormonat.
- Es folgte die Windkraft an Land mit 27,82 Ct/kWh. Das sind 8,13 Ct/kWh mehr als im Juni.
- Das Gros der 1,5 Mio. PV-Anlagen auf den Dächern von Einfamilienhäusern, die weniger als 100 kW leisten, spielten den ÜNB im Juli 26,09 Ct/kWh ein. Das ist zwar gegenüber Dezember 2021 kein neuer Rekord, aber ein weiteres Indiz für die Auflösung des Kannibalisierungseffekts, den sich die PV in früheren Sommern immer lieferte und damit das EEG-Konto belastete.
- Die Abschläge der verschiedenen Erneuerbaren-Technologien ergeben sich aus deren jeweiligem Einspeiseprofil, genauer gesagt aus den Einspeiseprognosen, die den ÜNB am Vortag zur Verfügung stehen und nach denen sie die Prognosemengen zur Day-ahead-Auktion auf die verschiedenen Stundenprodukte verteilen.
- Von weiteren grünen Technologien werden keine Marktwerte erhoben, da sie angeblich eine geringe Rolle spielen.
Insgesamt darf bei den Erlösen der ÜNB fürs EEG-Konto davon ausgegangen werden, dass Direktvermarkter ähnlich hohe oder im Zweifel sogar höhere Umsätze pro kWh gemacht haben. Damit liegen sie über ihren jeweiligen garantierten Abnahmepreisen und bekommen daher auch keine Marktprämie, die die Differenz hätte decken sollen. Sie dürfen ihre Mehrerlöse allerdings genauso behalten wie ihr weiteres Anrecht auf bis zu 20
Jahre Marktprämie.
Die Betreiber von Anlagen unter 100
kW, also vor allem die Besitzer von PV-Dachanlagen, bekommen ohnehin genau ihren jeweiligen garantierten Abnahmepreis.
Schon die Differenzbeträge gegenüber Juni sind höher als die gesamten Marktwerte, die bis August 2021 vor der Energiepreisrallye geherrscht haben.
Immer noch negative StundenpreiseUnd dennoch gab es auch im Hochpreismonat Juli auf dem Graustrommarkt mindestens eine Lieferstunde mit negativen Preisen, so die ÜNB. Ab sechs Stunden hintereinander entfällt die Förderung "Marktprämie" bei direktvermarkteten Anlagen, die trotzdem zeitgleich Strom einspeisen.
Fast 1 GW mehr DirektvermarktungDer Zubau-Logik der Energiewende entsprechend, ist für August so viel Grünstrom-Leistung zur Direktvermarktung angemeldet worden wie nie zuvor: 96.248
MW. Das sind 976
MW mehr als für Juli. 84.612
MW entfielen auf die geförderte Direktvermarktung mit "Marktprämie". Das war ein Plus von 247
MW gegenüber dem Vormonat.
Ungleich stärker, nämlich um 729
MW, stieg die Leistung, die zur ungeförderten "sonstigen Direktvermarktung" angemeldet wurde. Hauptsächlich war das darauf zurückzuführen, dass der 400-MW-Offshore-Windpark "Global Tech" die Marktprämie, in der er noch im Juli steckte, für August verlassen hat. Sein Direktvermarkter Axpo wechselt ständig zwischen den beiden Direktvermarktungs-Spielarten. Endgültig in der förderfreien Direktvermarktung ist seit April der Windpark "Riffgat" mit seinen 113
MW. Weitere 31
MW ließen sich zunächst nicht lokalisieren.
Zweitgrößte Bewegung in der sonstigen Direktvermarktung war ein Plus von 119
MW auf 3.141
MW bei PV. Die Windkraft an Land legte nur um 36
MW auf 6.940
MW zu.
Onshore, PV und Biomasse in der MarktprämieIn der Marktprämie legten Windkraft an Land und PV leicht um 74 respektive 69
MW auf 48.799
MW und 20.534
MW zu. Biomasse schrumpfte um 2
MW auf 6.997
MW, steigerte sich dafür aber bei der ungeförderten Direktvermarktung um 24
MW auf 474
MW. Die anderen Technologien verharren in beiden Segmenten bestenfalls im niedrigen dreistelligen MW-Bereich.
Die ÜNB haben
auf ihrer Transparenzseite die Direktvermarktungsleistung auf einzelne Anlagen heruntergebrochen.
Montag, 8.08.2022, 11:37 Uhr
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