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Eine landesweite Potenzialanalyse zeigt, dass in Niedersachsen die geplante Flächenausweitung für die Windenergienutzung kein Problem ist.
Niedersachsens Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD) kann sich bestätigt fühlen: Der künftige Windkraftausbau im bundesweiten Windland Nummer eins wird nicht an fehlenden Flächen scheitern. Rechtzeitig vor Beginn der weiteren Beratungen über den neuen Windenergieerlass Niedersachsens bestätigte ein Gutachten die von Lies ab 2030 angestrebte Ausweitung der Landesfläche für die Windenergienutzung auf 2,1 Prozent.
„Das ist ein gut gewähltes Ziel“, fasste Jan-Hendrik Piel von der Nefino GmbH während einer Hybrid-Pressekonferenz das wichtigste Ergebnis einer landkreisscharfen Analyse der vorhandenen Flächenpotenziale zusammen. In dem Gutachten für den Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen-Bremen (LEE) hatten Piel und sein Team alle vorhandenen Tabuflächen und gesetzlichen Ausschlusskriterien für den Bau weiterer Windturbinen berücksichtigt.
Neben einem ausreichenden Flächenpotenzial im sogenannten „Offenland“ ermittelte Nefino weitere Ausbaubaumöglichkeiten in den landesweiten Nutzwäldern. Die rot-schwarze Regierungskoalition an der Leine hatte sich intern für den Windenergieerlass auf eine „behutsame“ Öffnung der Nutzforste für die Windenergie verständigt. „Selbst wenn ich die im Nefino-Gutachten angesprochenen Landschaftsschutzgebiete unberücksichtigt lasse, gewinnen wir mit den Nutzwäldern weitere Flächen, die wir für den weiteren Windenergieausbau brauchen“, betonte Lies.
Er zeigte kein Verständnis, dass sich das Land Thüringen jüngst gegen eine weitere Waldwindnutzung ausgesprochen hatte. Auch Nordrhein-Westfalen, Heimatland des möglichen CDU-Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl im Herbst, Armin Laschet, will keine Windturbinen mehr in Nutzwäldern sehen.
Dass die LEE-Vorsitzende Bärbel Heidebroek in der von Niedersachsen angestrebten Nutzwald-Öffnung einen richtigen Schritt für den weiteren landesweiten Windkraftausbau sieht, überrascht nicht: „Das hilft nicht nur dem Klimaschutz. Ãœber die Pachteinnahmen verschaffen wir den Waldbauern Einnahmen, die sie für die Aufforstung und den klimagerechten Umbau ihrer Wälder brauchen.“ Nach einer Untersuchung der Fachagentur Windenergie an Land gibt es bundesweit bislang rund 2.000 „Wald-Anlagen“ mit einer Gesamtleistung von gut 5.450 MW, was etwa 10 % der bundesweit installierten Windenergieleistung entspricht.
Niedersachsen kommt an der Wald-Öffnung für die Windenergie gar nicht vorbei, um die eigenen, im vergangenen Jahr beschlossenen Klimaziele zu erreichen. Auf dem Weg zur Klimaneutralität 2050 will die Landesregierung die Stromversorgung bereits bis 2040 komplett auf erneuerbare Energien umgestellt haben. Möglich wird das, wenn es bis dahin unter anderem eine installierte Windkraftleistung von 25.000 MW sowie eine Photovoltaikleistung von 65.000 MW gibt. Zum Vergleich: In Niedersachsen gab es rund um den zurückliegenden Jahreswechsel eine installierte Windkraftleistung von rund 11.400 MW.
Angesichts der vielen Ü-20-Windturbinen, von denen immer mehr in den kommenden Jahren aus der EEG-Vergütung fallen und wohl peu a peu abgebaut werden, braucht Niedersachsen einen jährlichen Windkraftausbau zwischen 1.500 und 1.700 MW, rechnete Lies auf der Pressekonferenz vor. Seit Bestehen des EEG im Jahr 2000 hat es aber bislang kein Bundesland geschafft, eine solch hohe Windleistung in einem einzelnen Jahr neu zu installieren.
Mit dem neuen, seit Beginn dieses Jahres gültigen EEG wird Niedersachsen sein neues Ausbauziel an Land aber nicht erreichen, daran ließ Lies in bekannter Klarheit keine Zweifel: „Für den dynamischen Ausbau der erneuerbaren Energien, so wie wir ihn brauchen, bietet das neue EEG zu wenig.“
Montag, 22.03.2021, 16:57 Uhr
Ralf Köpke
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