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Die Energieminister der Nordsee-Staaten vereinbarten am 12. September in Dublin einen ambitionierteren Offshore-Windausbau. Dieser soll durch mehr Kooperation beschleunigt werden.
In einer gemeinsamen Erklärung der Energieministerinnen und -minister mit der Europäischen Energiekommissarin wurden heute höhere Ausbauziele für die Nordsee-Region vereinbart. Demnach soll bis 2030 eine Leistung von 76.000 MW, bis 2040 von 193.000 MW und bis 2050 von 260.000 MW errichtet werden. Das entspreche mehr als 85% des EU-weit erforderlichen Offshore-Ausbaus bis 2050 für das Ziel der Klimaneutralität. Das Ministertreffen fand im Rahmen der Nordsee-Energiekooperation (North Sea Energy Cooperation, NSEC) statt.
Die Regierungsvertreter kündigten zugleich an, künftig verstärkt hybride Offshore-Projekte zu entwickeln, die Windparks und Interkonnektoren vereinen und an mehrere Mitgliedstaaten angebunden sind. Zusammen mit einer besseren Koordinierung von Flächen- und Netzplanung soll so künftig ein eng verbundenes Offshore-Stromnetz entstehen. Auch die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren auf nationaler und EU-Ebene wurde vereinbart.
Schnell erneuerbare statt fossiler Energie erschließen
Der parlamentarische Staatssekretär Stefan Wenzel sagte, die Nordsee sei der Zukunftsmotor für sauberen und verlässlichen Grünstrom aus Offshore-Windenergie. „Die riesigen Potentiale können wir aber nur gemeinsam mit unseren Partnern heben“, erläuterte Wenzel. Die heutige Erklärung mit den Nachbarn und der Europäischen Kommission zeige, dass hierfür Kooperationsprojekte und ein stärker verbundenes Offshore-Netz entscheidend seien.
„Deshalb haben wir bereits im Juli mit Dänemark das erste Projekt vor Bornholm vereinbart, das bis 2030 drei Gigawatt Grünstrom aus Offshore-Wind erzeugen soll“, ergänzte Wenzel. Offshore-Kooperationsprojekte sollen künftig eine zentrale Rolle für die Deckung des zunehmenden Bedarfs an erneuerbaren Stromimporten nach Deutschland spielen.
Die verstärkten Bemühungen um die Diversifizierung der Energieimporte seien in diesen Tagen des Ukrainekrieges und der reduzierten Lieferung fossiler Energieträger aus Russland wichtiger denn je. „Es ist daher das Ziel der Bundesregierung, die Abhängigkeit insbesondere von fossilen russischen Importen so schnell wie möglich zu beenden und den Blick nach vorn zu richten und neue, saubere Energiequellen zu erschließen“, sagte Wenzel.
Hintergrund zum NSEC-Treffen
Das NSEC-Ministertreffen in Dublin folgt auf den hochrangigen „North Sea Energy Summit“, der von Dänemark unter Beteiligung von Deutschland, den Niederlanden und Belgien und der EU-Kommission ausgerichtet wurde. Er hatte am 18.Mai in Esbjerg mit Bundeskanzler Scholz und Bundesminister Habeck stattgefunden. Das NSEC-Ministertreffen erweitert nun diesen Kreis auf die gesamte Nordseeregion.
In der in 2016 gegründeten North Sea Energy Cooperation arbeiten aktuell insgesamt neun Staaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden) sowie die EU-Kommission zusammen. Im Fokus der Kooperation stehen der Ausbau der Offshore-Windenergie sowie der Netzinfrastruktur auf See. Im Jahr 2022 hat Irland die Präsidentschaft der NSEC übernommen.
Montag, 12.09.2022, 14:44 Uhr
Susanne Harmsen
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