Der Masterplan Geothermie für NRW liegt vor. Quelle: Volker Stephan
Nordrhein-Westfalen will bis 2045 den Wärmebedarf zu einem Fünftel über Erdwärme decken. Dieses ehrgeizige Ziel stellte Wirtschaftsministerin Mona Neubaur am 8. April in Düsseldorf vor.
In der Landeshauptstadt Düsseldorf hat Nordrhein-Westfalens schwarz-grüne Landesregierung den „Masterplan Geothermie“ vorgelegt. Mit der darin skizzierten Strategie soll das bevölkerungsreichste Bundesland bis zum Jahr 2045 bis zu 20
Prozent des Wärmebedarfs klimaneutral über Erdwärme decken. Möglich hält die Regierung ein Potenzial von 24,1 bis 33,1
Millionen MWh.
Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne) sieht NRW
mit der nun vorgelegten Strategie gegenüber dem Bund und den Ländern als Vorreiter. Sie präsentierte den Plan nicht ohne Grund in den Räumlichkeiten der NRW-Bank: Das landeseigene Förderkreditinstitut soll dabei helfen, die Entwicklung der Geothermie zu unterstützen und bestehende Risiken abzupuffern.
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Legen den „Masterplan Geothermie“ in Düsseldorf vor: (v.l.) Ralf Kuder, Ministerin Mona Neubaur und Andrea Hoppe vom NRW-Wirtschaftsressort. Quelle: Volker Stephan |
Dies gilt etwa für mitteltiefe (400 bis 1.500
Meter) und tiefe Bohrungen (ab 1.500
Metern Tiefe). Hier ist die Gefahr gegeben, dass teure Bohrungen zu keinem Ergebnis führen. 45
Prozent der Kosten sind über die NRW-Bank förderfähig − bei einem Fehlschlag ist der Zuschuss nicht, bei teilweisem Vorkommen von nutzbarem Wasser ist er graduell zurückzuzahlen. Um das Fündigkeitsrisiko abzufedern, stehen allein 20
Millionen Euro bereit.
Die Risikoabsicherung von 45 Prozent bezieht sich auf maximale Projektkosten von 10
Millionen Euro. Das ließe rechnerisch vier komplette Fehlbohrungen zu (18 Millionen
Euro), dann wäre der Topf nahezu leer. Das Land glaubt aber, dass vier von fünf Suchen erfolgreich sein werden.
Land steckt weitere 50 Millionen Euro in eigene ErkundungMona Neubaur hat mit dem Förderprogramm, für das Düsseldorf ab sofort Anträge entgegennimmt, vor allem regionale Energieversorger im Blick. Die Ministerin glaubt, dass zum Beispiel die Stadtwerke Münster nach umfangreichen Voruntersuchungen von dem Förderprogramm Gebrauch machen könnten. Auch für oberflächennahe Geothermie (bis 400 Meter) gibt es Unterstützung, aber nicht in dem Ausmaß wie bei den abgesicherten tiefen Bohrungen.
Geld ist die eine Hilfsmaßnahme des Landes, ein besserer Datensatz eine andere. Konkret soll der Geologische Dienst des Landes bis 2028 die Ergebnisse landeseigener Erkundungs- und Probebohrungen zur Verfügung stellen, die vielversprechende Areale bereits kenntlich machen sollen. 50
Millionen Euro will das Land in den kommenden fünf Jahren in die eigene seismische Forschung stecken.
Lob für den Plan kommt von der Branche. Als „wegweisendes Positionspapier“ bezeichnet Hans-Josef Vogel den Masterplan. Der Vorsitzende des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW) sagt in einer Reaktion, das Ziel von 20
Prozent des Wärmebedarfs über Geothermie zu decken sei „ambitioniert und erfreulich zugleich“. Ohne eine massive Steigerung der Erdwärmenutzung sei eine klimaneutrale Wärmeversorgung nicht zu erreichen.
Der „
Masterplan Geothermie“ für NRW
ist im Internet verfügbar.
Montag, 8.04.2024, 17:27 Uhr
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