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Energie & Management > Österreich - OMV-Gewinn steigt um 112 Prozent
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

OMV-Gewinn steigt um 112 Prozent

Die gestiegenen Öl- und Gaspreise ließen die Erträge in die Höhe schnellen. Geplant ist nun eine Sonderdividende. Eine Sondersteuer lehnt Generaldirektor Alfred Stern ab.
Der österreichische Chemie-, Öl- und Gaskonzern erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2022 einen Umsatz von 47,79 Milliarden Euro, um 115 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2021. Der Gewinn (Periodenüberschuss) wuchs um 122 Prozent auf 4,72 Milliarden Euro. Bedingt war dies nicht zuletzt durch die erheblich gestiegenen Öl und Gaspreise: Im Zeitraum Januar bis einschließlich September 2022 erzielte die OMV einen durchschnittlichen Rohölpreis von 98,06 US-Dollar je Fass, in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 waren es 61,91 US-Dollar gewesen. Der durchschnittlich erzielte Gaspreis wiederum war mit 56,03 Euro/MWh mehr als viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum (12,74 Euro/MWh).

OMV-Generaldirektor Alfred Stern sprach von einer „außerordentlich starken Finanzkraft“ seines Unternehmens. Diese bilde die Grundlage für die weitere Geschäftsentwicklung sowie für die „progressive Dividendenpolitik“ des Konzerns. Stern zufolge plant der Vorstand, der Hauptversammlung 2023 für das Geschäftsjahr 2022 eine Sonderdividende von 2,25 je Aktie vorzuschlagen. Zur Einordnung: Für 2021 hatte die OMV eine Dividende von 2,30 Euro je Aktie bezahlt.

Stern ergänzte, die OMV habe sich ausreichende Erdgasmengen gesichert, um ihre Kunden im laufenden Gasjahr (1. Oktober 2022 bis einschließlich 30. September 2023) notfalls vollständig aus anderen Quellen als Russland versorgen zu können. Dabei handle es sich um Gas aus der eigenen Förderung in Norwegen ebenso wie um LNG, das über den Terminal Rotterdam sowie über italienische Anlandehäfen nach Österreich transportiert werden könnte. Zurzeit liefere der russische Gaskonzern Gazprom aber wie vorgesehen. Überdies habe die OMV ihre Gasspeicher zu 100 Prozent befüllt.

Investitionen statt Sondersteuern

Nicht sinnvoll wäre Stern zufolge, die OMV mit der Sicherstellung der Gasversorgung für alle österreichischen Kunden zu beauftragen. Haushalte beliefere sie ohnehin nicht. Ihr Anteil am Markt für andere Kunden, insbesondere Kraftwerksbetreiber und Industrieunternehmen, liege bei rund 45 Prozent. Eine Versorgung sämtlicher österreichischen Kunden lasse sich für die OMV nicht wirtschaftlich sinnvoll darstellen.

Ebenso abzulehnen ist laut Stern eine „Sondersteuer“ für Energieunternehmen, wie sie Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) kürzlich angekündigt hatte. Stern argumentierte, die Energiepreise seien wegen der Unausgeglichenheit zwischen Angebot und Nachfrage sehr hoch. Daher müsse das Angebot ausgeweitet werden, was Investitionen der Energieunternehmen bedinge. Noch heuer wolle die OMV eine Probebohrung zur Erschließung eines Gasfelds im Weinviertel nordöstlich von Wien abteufen. Für Mitte 2023 sei die finale Investitionsentscheidung hinsichtlich des Offshore-Gasfelds Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres vorgesehen. Von der angekündigten Sonderdividende wiederum profitiere vor allem die staatliche Österreichische Beteiligungs-AG (ÖBAG), der 31,5 Prozent der OMV gehören. Hinzu komme, dass die OMV nicht nur Dividenden und Steuern bezahle, sondern auch Förderzinsen für die Ausbeutung ihrer Öl- und Gasfelder in Österreich. Und diese Zinsen hätten sich wegen der gestiegenen Preise für fossile Energieträger kräftig erhöht.

Portfoliodebatten

Offen ließ Stern, ob eine Abspaltung des Geschäftsbereichs Exploration & Production geplant ist. Gerüchten zufolge ist ein norwegisches Konsortium an der Übernahme dieses Bereichs interessiert. Stern zufolge gibt es in dieser Hinsicht „nichts Konkretes“. Die Strategie der OMV sehe vor, diese langfristig in Richtung Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit auszurichten. Grundsätzlich seien daher „Portfoliomaßnahmen, die diese Transformation beschleunigen“, interessant. Stichwort Portfoliomaßnahmen: Stern bestätigte, dass sich die Eigentümerstruktur des Kunststoff- und Düngerkonzerns Borealis ändern könnte, an dem die OMV 75 Prozent hält. Der Minderheitseigentümer, die staatliche Investitionsgesellschaft Abu Dhabis, Mubadala, plant, ihren Anteil von 25 Prozent zu veräußern. Hinsichtlich des vorgesehenen neuen Eigentümers machte Stern keine Angaben.

Änderungen gibt es unterdessen im OMV-Vorstand. Die zurzeit für den Bereich Marketing & Trading verantwortliche Elena Skvortsova verlässt den Konzern mit Monatsende. Ihre Agenden übernimmt Martijn van Koten, dem bereits derzeit der Bereich Refining untersteht. Unter der Leitung Van Kotens werden die beiden Bereiche bis Jahresende unter der Bezeichnung „Fuels & Feedstock“ fusioniert und in dieser Form ab Januar 2023 von ihm geführt.


Freitag, 28.10.2022, 14:29 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - OMV-Gewinn steigt um 112 Prozent
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Österreich
OMV-Gewinn steigt um 112 Prozent
Die gestiegenen Öl- und Gaspreise ließen die Erträge in die Höhe schnellen. Geplant ist nun eine Sonderdividende. Eine Sondersteuer lehnt Generaldirektor Alfred Stern ab.
Der österreichische Chemie-, Öl- und Gaskonzern erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2022 einen Umsatz von 47,79 Milliarden Euro, um 115 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2021. Der Gewinn (Periodenüberschuss) wuchs um 122 Prozent auf 4,72 Milliarden Euro. Bedingt war dies nicht zuletzt durch die erheblich gestiegenen Öl und Gaspreise: Im Zeitraum Januar bis einschließlich September 2022 erzielte die OMV einen durchschnittlichen Rohölpreis von 98,06 US-Dollar je Fass, in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 waren es 61,91 US-Dollar gewesen. Der durchschnittlich erzielte Gaspreis wiederum war mit 56,03 Euro/MWh mehr als viermal so hoch wie im Vorjahreszeitraum (12,74 Euro/MWh).

OMV-Generaldirektor Alfred Stern sprach von einer „außerordentlich starken Finanzkraft“ seines Unternehmens. Diese bilde die Grundlage für die weitere Geschäftsentwicklung sowie für die „progressive Dividendenpolitik“ des Konzerns. Stern zufolge plant der Vorstand, der Hauptversammlung 2023 für das Geschäftsjahr 2022 eine Sonderdividende von 2,25 je Aktie vorzuschlagen. Zur Einordnung: Für 2021 hatte die OMV eine Dividende von 2,30 Euro je Aktie bezahlt.

Stern ergänzte, die OMV habe sich ausreichende Erdgasmengen gesichert, um ihre Kunden im laufenden Gasjahr (1. Oktober 2022 bis einschließlich 30. September 2023) notfalls vollständig aus anderen Quellen als Russland versorgen zu können. Dabei handle es sich um Gas aus der eigenen Förderung in Norwegen ebenso wie um LNG, das über den Terminal Rotterdam sowie über italienische Anlandehäfen nach Österreich transportiert werden könnte. Zurzeit liefere der russische Gaskonzern Gazprom aber wie vorgesehen. Überdies habe die OMV ihre Gasspeicher zu 100 Prozent befüllt.

Investitionen statt Sondersteuern

Nicht sinnvoll wäre Stern zufolge, die OMV mit der Sicherstellung der Gasversorgung für alle österreichischen Kunden zu beauftragen. Haushalte beliefere sie ohnehin nicht. Ihr Anteil am Markt für andere Kunden, insbesondere Kraftwerksbetreiber und Industrieunternehmen, liege bei rund 45 Prozent. Eine Versorgung sämtlicher österreichischen Kunden lasse sich für die OMV nicht wirtschaftlich sinnvoll darstellen.

Ebenso abzulehnen ist laut Stern eine „Sondersteuer“ für Energieunternehmen, wie sie Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) kürzlich angekündigt hatte. Stern argumentierte, die Energiepreise seien wegen der Unausgeglichenheit zwischen Angebot und Nachfrage sehr hoch. Daher müsse das Angebot ausgeweitet werden, was Investitionen der Energieunternehmen bedinge. Noch heuer wolle die OMV eine Probebohrung zur Erschließung eines Gasfelds im Weinviertel nordöstlich von Wien abteufen. Für Mitte 2023 sei die finale Investitionsentscheidung hinsichtlich des Offshore-Gasfelds Neptun Deep im rumänischen Teil des Schwarzen Meeres vorgesehen. Von der angekündigten Sonderdividende wiederum profitiere vor allem die staatliche Österreichische Beteiligungs-AG (ÖBAG), der 31,5 Prozent der OMV gehören. Hinzu komme, dass die OMV nicht nur Dividenden und Steuern bezahle, sondern auch Förderzinsen für die Ausbeutung ihrer Öl- und Gasfelder in Österreich. Und diese Zinsen hätten sich wegen der gestiegenen Preise für fossile Energieträger kräftig erhöht.

Portfoliodebatten

Offen ließ Stern, ob eine Abspaltung des Geschäftsbereichs Exploration & Production geplant ist. Gerüchten zufolge ist ein norwegisches Konsortium an der Übernahme dieses Bereichs interessiert. Stern zufolge gibt es in dieser Hinsicht „nichts Konkretes“. Die Strategie der OMV sehe vor, diese langfristig in Richtung Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit auszurichten. Grundsätzlich seien daher „Portfoliomaßnahmen, die diese Transformation beschleunigen“, interessant. Stichwort Portfoliomaßnahmen: Stern bestätigte, dass sich die Eigentümerstruktur des Kunststoff- und Düngerkonzerns Borealis ändern könnte, an dem die OMV 75 Prozent hält. Der Minderheitseigentümer, die staatliche Investitionsgesellschaft Abu Dhabis, Mubadala, plant, ihren Anteil von 25 Prozent zu veräußern. Hinsichtlich des vorgesehenen neuen Eigentümers machte Stern keine Angaben.

Änderungen gibt es unterdessen im OMV-Vorstand. Die zurzeit für den Bereich Marketing & Trading verantwortliche Elena Skvortsova verlässt den Konzern mit Monatsende. Ihre Agenden übernimmt Martijn van Koten, dem bereits derzeit der Bereich Refining untersteht. Unter der Leitung Van Kotens werden die beiden Bereiche bis Jahresende unter der Bezeichnung „Fuels & Feedstock“ fusioniert und in dieser Form ab Januar 2023 von ihm geführt.


Freitag, 28.10.2022, 14:29 Uhr
Klaus Fischer

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