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Energie & Management > Windkraft - Onshore wieder im Aufwind - Branche fordert Sofortmaßnahmen
Quelle: Stadtwerke Husum
Windkraft

Onshore wieder im Aufwind - Branche fordert Sofortmaßnahmen

"Die Talsohle ist durchschritten." So kommentiert Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, den Zubau im ersten Halbjahr. Und stellt konkrete Forderungen auf.
Die deutsche Windenergiebranche hat inmitten höherer Zubauzahlen an Land im ersten Halbjahr konkrete Beschleunigungsmaßnahmen gefordert, die noch vor der Regierungsbildung greifen. Konkret forderte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), schnellere Flächenausweisungen und Genehmigungsverfahren durch den im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2021 vorgesehenen Bund-Länder-Kooperationsausschuss. Dies geht aus einer Pressemitteilung sowie aus einer Pressekonferenz des BWE und des Anlagenbauerverbands VDMA Power Systems vom 27. Juli hervor. Die Verbände berufen sich dabei auf Zahlen der Deutschen Windguard.

Demnach wuchs der Bestand im ersten Halbjahr bundesweit netto um 105 Onshore-Windräder mit einer Gesamtleistung von 831 MW auf 29.715 mit einer Gesamtleistung von 55.772 MW. Die 135 zeitgleich abgebauten Windenergieanlagen mit insgesamt 140 MW sind davon schon abgezogen. Brutto war der Zubau um 62 % größer als von Januar bis Juni 2020.

Hermann Albers las aus den jüngsten Windenergieausschreibungen eine weitere Verbesserung der Genehmigungslage heraus. Allerdings reicht sie dem BWE und dem VDMA Power Systems bei Weitem nicht. Selbst die Vorgabe von knapp 4.000 MW pro Jahr aus dem EEG 2021 werde gerissen. Die beiden Verbände erhöhten ihre Prognose für ganz 2021 nicht, die am Jahresanfang bei 2.000 bis 2.500 MW gelegen hatte. Sie engten sie lediglich auf 2.200 bis 2.400 MW ein − reibungslose Lieferketten und Bautätigkeiten vorausgesetzt.

 
Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, am 27. Juli 2021 auf der Halbjahres-Pressekonferenz zusammen mit dem VDMA Power Systems.
Quelle: BWE

Künftige Regierung soll sofort 6.000 MW anschieben

Die nach der Bundestagswahl am 26. September zu bildende Regierung muss vielmehr laut Albers in den ersten 60 Tagen Genehmigungen für grob 6.000 MW Bruttozubau pro Jahr an Land in die Wege leiten, um die seit 2018 anhaltende Neuerrichtungsflaute ganz zu beenden und das "flächeneffiziente" Repowering voranzutreiben. Hermann Albers forderte ein 100-Tage-Programm als "schnelles Zeichen", um die sonst bis 2025 zu erwartende Zubaudelle von grob 3.000 MW pro Jahr zu korrigieren. Erforderlich seien brutto gleichmäßig mindestens 5.000 MW von 2022 bis 2030, um das neue nationale CO2-Minderungsziel von 65 % bis 2030 zu erreichen und gleichzeitig den nun offiziell erwarteten höheren Stromverbrauch abzudecken. Nationales Ziel müssten am Ende der Dekade 95.000 MW sein, aus energie- und industriepolitischen Gründen, sagte Matthias Zelinger vom VDMA Power Systems: "Wir sind ungefähr bei der Hälfte von dem, was wir (an Tempo) brauchen." Die EU-Kommission schlägt in ihrem Fit-for-55-Paket eine Verdopplung des unionsweiten Zubaus auf 30.000 MW pro Jahr vor.

"Flankierend" forderte BWE-Präsident Albers erneut eine durchgängige Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen auf Energie, die eine Lenkungswirkung zugunsten der Erneuerbaren entfaltet, inklusive einer entsprechenden Höhe des CO2-Preises.

"Transporte und Nachtlicht entbürokratisieren"

Ferner forderten BWE und VDMA Power Systems eine Entbürokratisierung rund um Errichtung und Betrieb von Windrädern:
  • eine bundesweite Vereinheitlichung und Digitalisierung der Transportgenehmigungen für Anlagenkomponenten. Derzeit seien die Transportkosten wegen der "Kleinteiligkeit" und der Dauer der Verfahren "kaum verlässlich zu kalkulieren".
  • einen Übergang der Genehmigungsgrundlagen von Baurechtsnormen zu europaweit allgemein anerkannten Maschinensicherheitsvorschriften
  • eine bundeseinheitliche und einfache Baumusterprüfung sowie Genehmigungsverfahren für die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung (BNK) der Windräder. Die BNK muss die bis Ende 2022 umgesetzt werden, um Lichtemissionen auf das notwendige Maß zu beschränken. Die Verbände sprechen von einem "überbordenden" Prüfungsaufwand und "unzureichend ausgerüsteten Behörden" und bieten der Politik einen "Branchendialog" an. Matthias Zelinger vom VDMA Power Systems drohte: "Wenn das so weitergeht, werden wir scheitern!" Die Akzeptanz von Windenergieanlagen ist nach Zelingers Ansicht "nicht das determinierende Problem" für lange Genehmigungsverfahren: "Wir würden ja gerne die Blinker abstellen." Tendenziell gelte, wo Windparks bereits existierten, sei die Akzeptanz höher.
  • die ausschreibungsfreie Errichtung technologisch neuer Pilotanlagen auch über den beihilferechtlichen Deckel von 6 MW pro Windrad hinaus

Dienstag, 27.07.2021, 10:44 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft - Onshore wieder im Aufwind - Branche fordert Sofortmaßnahmen
Quelle: Stadtwerke Husum
Windkraft
Onshore wieder im Aufwind - Branche fordert Sofortmaßnahmen
"Die Talsohle ist durchschritten." So kommentiert Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, den Zubau im ersten Halbjahr. Und stellt konkrete Forderungen auf.
Die deutsche Windenergiebranche hat inmitten höherer Zubauzahlen an Land im ersten Halbjahr konkrete Beschleunigungsmaßnahmen gefordert, die noch vor der Regierungsbildung greifen. Konkret forderte Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), schnellere Flächenausweisungen und Genehmigungsverfahren durch den im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2021 vorgesehenen Bund-Länder-Kooperationsausschuss. Dies geht aus einer Pressemitteilung sowie aus einer Pressekonferenz des BWE und des Anlagenbauerverbands VDMA Power Systems vom 27. Juli hervor. Die Verbände berufen sich dabei auf Zahlen der Deutschen Windguard.

Demnach wuchs der Bestand im ersten Halbjahr bundesweit netto um 105 Onshore-Windräder mit einer Gesamtleistung von 831 MW auf 29.715 mit einer Gesamtleistung von 55.772 MW. Die 135 zeitgleich abgebauten Windenergieanlagen mit insgesamt 140 MW sind davon schon abgezogen. Brutto war der Zubau um 62 % größer als von Januar bis Juni 2020.

Hermann Albers las aus den jüngsten Windenergieausschreibungen eine weitere Verbesserung der Genehmigungslage heraus. Allerdings reicht sie dem BWE und dem VDMA Power Systems bei Weitem nicht. Selbst die Vorgabe von knapp 4.000 MW pro Jahr aus dem EEG 2021 werde gerissen. Die beiden Verbände erhöhten ihre Prognose für ganz 2021 nicht, die am Jahresanfang bei 2.000 bis 2.500 MW gelegen hatte. Sie engten sie lediglich auf 2.200 bis 2.400 MW ein − reibungslose Lieferketten und Bautätigkeiten vorausgesetzt.

 
Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie, am 27. Juli 2021 auf der Halbjahres-Pressekonferenz zusammen mit dem VDMA Power Systems.
Quelle: BWE

Künftige Regierung soll sofort 6.000 MW anschieben

Die nach der Bundestagswahl am 26. September zu bildende Regierung muss vielmehr laut Albers in den ersten 60 Tagen Genehmigungen für grob 6.000 MW Bruttozubau pro Jahr an Land in die Wege leiten, um die seit 2018 anhaltende Neuerrichtungsflaute ganz zu beenden und das "flächeneffiziente" Repowering voranzutreiben. Hermann Albers forderte ein 100-Tage-Programm als "schnelles Zeichen", um die sonst bis 2025 zu erwartende Zubaudelle von grob 3.000 MW pro Jahr zu korrigieren. Erforderlich seien brutto gleichmäßig mindestens 5.000 MW von 2022 bis 2030, um das neue nationale CO2-Minderungsziel von 65 % bis 2030 zu erreichen und gleichzeitig den nun offiziell erwarteten höheren Stromverbrauch abzudecken. Nationales Ziel müssten am Ende der Dekade 95.000 MW sein, aus energie- und industriepolitischen Gründen, sagte Matthias Zelinger vom VDMA Power Systems: "Wir sind ungefähr bei der Hälfte von dem, was wir (an Tempo) brauchen." Die EU-Kommission schlägt in ihrem Fit-for-55-Paket eine Verdopplung des unionsweiten Zubaus auf 30.000 MW pro Jahr vor.

"Flankierend" forderte BWE-Präsident Albers erneut eine durchgängige Reform der Steuern, Abgaben und Umlagen auf Energie, die eine Lenkungswirkung zugunsten der Erneuerbaren entfaltet, inklusive einer entsprechenden Höhe des CO2-Preises.

"Transporte und Nachtlicht entbürokratisieren"

Ferner forderten BWE und VDMA Power Systems eine Entbürokratisierung rund um Errichtung und Betrieb von Windrädern:
  • eine bundesweite Vereinheitlichung und Digitalisierung der Transportgenehmigungen für Anlagenkomponenten. Derzeit seien die Transportkosten wegen der "Kleinteiligkeit" und der Dauer der Verfahren "kaum verlässlich zu kalkulieren".
  • einen Übergang der Genehmigungsgrundlagen von Baurechtsnormen zu europaweit allgemein anerkannten Maschinensicherheitsvorschriften
  • eine bundeseinheitliche und einfache Baumusterprüfung sowie Genehmigungsverfahren für die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung (BNK) der Windräder. Die BNK muss die bis Ende 2022 umgesetzt werden, um Lichtemissionen auf das notwendige Maß zu beschränken. Die Verbände sprechen von einem "überbordenden" Prüfungsaufwand und "unzureichend ausgerüsteten Behörden" und bieten der Politik einen "Branchendialog" an. Matthias Zelinger vom VDMA Power Systems drohte: "Wenn das so weitergeht, werden wir scheitern!" Die Akzeptanz von Windenergieanlagen ist nach Zelingers Ansicht "nicht das determinierende Problem" für lange Genehmigungsverfahren: "Wir würden ja gerne die Blinker abstellen." Tendenziell gelte, wo Windparks bereits existierten, sei die Akzeptanz höher.
  • die ausschreibungsfreie Errichtung technologisch neuer Pilotanlagen auch über den beihilferechtlichen Deckel von 6 MW pro Windrad hinaus

Dienstag, 27.07.2021, 10:44 Uhr
Georg Eble

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