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Energie & Management > Windkraft Onshore - Schleswig-Holstein genehmigt 100 abschaltbare Blinklichter
Quelle: Pixabay/Holger Schuea
Windkraft Onshore

Schleswig-Holstein genehmigt 100 abschaltbare Blinklichter

Weitere knapp 100 Windenergieanlagen in Schleswig-Holstein dürfen in diesem Jahr nachts ihre rote Befeuerung abschalten - zum Teil erstmals mit Transpondertechnik.
Schleswig-Holstein hat im ersten Halbjahr bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnungen (BNK) an 98 Windenergieanlagen genehmigt, dabei an elf Systemen mit der erst seit 2020 erlaubten Transpondertechnik. Dies und weitere Einzelheiten teilte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr am 28. Juli auf Anfrage mit. Einen historischen Vergleich gibt es nicht, da die Luftverkehrsbehörde im Landesbetrieb die Zahlen erst seit diesem Jahr erhebt. Im nördlichsten Bundesland stehen je nach Statistik 3.000 bis 3.600 der 29.000 deutschen Windräder.

Nach Schätzungen des Bundesverbands Windenergie (BWE) benötigen mehr als 10.000 der 29.000 deutschen Anlagen eine Aufrüstung. Betreiber bleiben nur in der Marktprämie, wenn sie die BNK bis Ende 2022 nachweisen, offshore bis Ende 2023. Der Anbietermarkt ist übersichtlich, die Geschäftsprozesse zwischen Turbinenherstellern, Betreibern, BNK-Anbietern und unterschiedlichen Landesbehörden sind kleinteilig und langwierig.

Verschiedene Behördengänge

Durch eine BNK-Steuerung bleiben die roten Blinklichter an den Gondeln am Abend abgeschaltet. Sie blinken dann nur noch auf, wenn sich ein Flugzeug nähert. Dies soll die Lichtemissionen senken und die Akzeptanz der Windkraft erhöhen. Windparks müssen hierfür allerdings eine Flugobjekterkennungstechnik bekommen.

Hierfür muss der Turbinenhersteller dem BNK-Anbieter eine Schnittstelle zu seiner Befeuerungsschaltung zur Verfügung stellen. Dieser braucht dann eine Baumusterprüfung, zum Beispiel bei einer Tochter der Deutschen Flugsicherung. Der Betreiber wiederum muss seine immissionsschutzrechtliche Genehmigung ändern lassen. Ist die BNK in der Gondel eingebaut, eventuell sogar eine neue Befeuerung, prüft die Landesluftverkehrsbehörde für jedes Windrad einzeln die "standortbezogenen Nachweise".

Radar liegt vorn - Transponder kommt

Laut Landesbetrieb entfielen 87 der 98 BNK an Windkraftanlagen, die in diesem Jahr bisher genehmigt wurden, auf die Radartechnik, für die die einschlägige Bundesverordnung eine fünfjährige Übergangsfrist vorsieht. Hersteller waren Dark Sky, eine unabhängige Tochter von Enertrag, sowie Quantec.

Für 21 weitere Anlagen wurde die seit 2020 erlaubte Transpondertechnik beantragt. Bei elf davon ist die Prüfung durch, beim Rest läuft sie noch. Hier mischen drei Hersteller mit: wieder Dark Sky sowie Lanthan Safe Sky und die Windenergie und Flugsicherung GmbH (WuF). Transponder von Flugzeugen senden ständig Signale. Eine BNK mit Transponderempfänger erkennt diese.

Norden rechnet mit weiteren 1.500 BNK

Schleswig-Holstein geht davon aus, dass noch für circa 1.500 Bestandsanlagen Anträge auf eine nachträgliche Anerkennung für BNK eingehen. Für mehrere Hundert weitere Windräder hat die Luftfahrtbehörde zwar zur immissionsschutzrechtlichen Änderungsgenehmigung Stellung genommen, es fehlen aber noch Baumusterprüfung und standortbezogene Nachweise.

Erste Transponder von Dark Sky

Für Dark Sky aus dem mecklenburgischen Neubrandenburg sind die Transpondergenehmigungen eine bundesweite Premiere. Derartige BNK sind seit mehreren Wochen an drei Windrädern im Kreis Steinburg im Einsatz, berichtete Vertriebsleiter Heiko Boy auf Anfrage.

Die Enertrag-Tochter war 2015 einer der Pioniere der Radar-BNK. Sie entwickelte dann mit Becker Avionics auch eine Transponderlösung, seit absehbar war, dass eine solche 2020 vom Bund in der Norm zur Kennzeichnung von Lufthindernissen, AVV, gleichgestellt werden würde.

Jetzt will Dark Sky auch anderen Landesluftfahrtbehörden die standortbezogenen Prüfkriterien für ihre Transponder-BNK vorlegen. Diese unterteilen sich in eine theoretische Prüfung vor der Installation und eine Funktionsprüfung danach. Aktuell hat Dark Sky Heiko Boy zufolge für knapp 300 Transpondersysteme Verträge geschlossen. Im Oktober 2020 waren es auch schon 174 und es wurde über 800 weitere verhandelt, hatte damals Geschäftsführer Thomas Herrholz unserer Redaktion berichtet. Jetzt sind drei Transponder-BNK genehmigt - ein Indiz dafür, wie schleppend die multilateralen Geschäfts- und Behördenprozesse verlaufen.

Das Unternehmen hat mit Windenergieanlagen-Herstellern Lösungen zur Herstellung der dezentralen BNK-Schnittstelle - pro Windrad eine BNK - erarbeitet. Windparkbetreiber können sie derzeit bei allen Anlagenherstellern außer Nordex abrufen. Bis Ende 2022, wenn die meisten Onshore-Windräder weitgehend dunkel sein müssen, wolle das Unternehmen 2.000 Transpondersysteme installieren, so Boy.

"Kein Anhaltspunkt für weitere Verlängerung"

Die Bundesnetzagentur hatte die Umsetzungsfrist mehrmals verschoben. Man erwäge gegenwärtig keine neuerliche Verlängerung, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Dafür lägen keine Anhaltspunkte vor. Zum Umsetzungsgrad äußerte sich die Behörde nicht.


Donnerstag, 29.07.2021, 09:04 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Windkraft Onshore - Schleswig-Holstein genehmigt 100 abschaltbare Blinklichter
Quelle: Pixabay/Holger Schuea
Windkraft Onshore
Schleswig-Holstein genehmigt 100 abschaltbare Blinklichter
Weitere knapp 100 Windenergieanlagen in Schleswig-Holstein dürfen in diesem Jahr nachts ihre rote Befeuerung abschalten - zum Teil erstmals mit Transpondertechnik.
Schleswig-Holstein hat im ersten Halbjahr bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnungen (BNK) an 98 Windenergieanlagen genehmigt, dabei an elf Systemen mit der erst seit 2020 erlaubten Transpondertechnik. Dies und weitere Einzelheiten teilte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr am 28. Juli auf Anfrage mit. Einen historischen Vergleich gibt es nicht, da die Luftverkehrsbehörde im Landesbetrieb die Zahlen erst seit diesem Jahr erhebt. Im nördlichsten Bundesland stehen je nach Statistik 3.000 bis 3.600 der 29.000 deutschen Windräder.

Nach Schätzungen des Bundesverbands Windenergie (BWE) benötigen mehr als 10.000 der 29.000 deutschen Anlagen eine Aufrüstung. Betreiber bleiben nur in der Marktprämie, wenn sie die BNK bis Ende 2022 nachweisen, offshore bis Ende 2023. Der Anbietermarkt ist übersichtlich, die Geschäftsprozesse zwischen Turbinenherstellern, Betreibern, BNK-Anbietern und unterschiedlichen Landesbehörden sind kleinteilig und langwierig.

Verschiedene Behördengänge

Durch eine BNK-Steuerung bleiben die roten Blinklichter an den Gondeln am Abend abgeschaltet. Sie blinken dann nur noch auf, wenn sich ein Flugzeug nähert. Dies soll die Lichtemissionen senken und die Akzeptanz der Windkraft erhöhen. Windparks müssen hierfür allerdings eine Flugobjekterkennungstechnik bekommen.

Hierfür muss der Turbinenhersteller dem BNK-Anbieter eine Schnittstelle zu seiner Befeuerungsschaltung zur Verfügung stellen. Dieser braucht dann eine Baumusterprüfung, zum Beispiel bei einer Tochter der Deutschen Flugsicherung. Der Betreiber wiederum muss seine immissionsschutzrechtliche Genehmigung ändern lassen. Ist die BNK in der Gondel eingebaut, eventuell sogar eine neue Befeuerung, prüft die Landesluftverkehrsbehörde für jedes Windrad einzeln die "standortbezogenen Nachweise".

Radar liegt vorn - Transponder kommt

Laut Landesbetrieb entfielen 87 der 98 BNK an Windkraftanlagen, die in diesem Jahr bisher genehmigt wurden, auf die Radartechnik, für die die einschlägige Bundesverordnung eine fünfjährige Übergangsfrist vorsieht. Hersteller waren Dark Sky, eine unabhängige Tochter von Enertrag, sowie Quantec.

Für 21 weitere Anlagen wurde die seit 2020 erlaubte Transpondertechnik beantragt. Bei elf davon ist die Prüfung durch, beim Rest läuft sie noch. Hier mischen drei Hersteller mit: wieder Dark Sky sowie Lanthan Safe Sky und die Windenergie und Flugsicherung GmbH (WuF). Transponder von Flugzeugen senden ständig Signale. Eine BNK mit Transponderempfänger erkennt diese.

Norden rechnet mit weiteren 1.500 BNK

Schleswig-Holstein geht davon aus, dass noch für circa 1.500 Bestandsanlagen Anträge auf eine nachträgliche Anerkennung für BNK eingehen. Für mehrere Hundert weitere Windräder hat die Luftfahrtbehörde zwar zur immissionsschutzrechtlichen Änderungsgenehmigung Stellung genommen, es fehlen aber noch Baumusterprüfung und standortbezogene Nachweise.

Erste Transponder von Dark Sky

Für Dark Sky aus dem mecklenburgischen Neubrandenburg sind die Transpondergenehmigungen eine bundesweite Premiere. Derartige BNK sind seit mehreren Wochen an drei Windrädern im Kreis Steinburg im Einsatz, berichtete Vertriebsleiter Heiko Boy auf Anfrage.

Die Enertrag-Tochter war 2015 einer der Pioniere der Radar-BNK. Sie entwickelte dann mit Becker Avionics auch eine Transponderlösung, seit absehbar war, dass eine solche 2020 vom Bund in der Norm zur Kennzeichnung von Lufthindernissen, AVV, gleichgestellt werden würde.

Jetzt will Dark Sky auch anderen Landesluftfahrtbehörden die standortbezogenen Prüfkriterien für ihre Transponder-BNK vorlegen. Diese unterteilen sich in eine theoretische Prüfung vor der Installation und eine Funktionsprüfung danach. Aktuell hat Dark Sky Heiko Boy zufolge für knapp 300 Transpondersysteme Verträge geschlossen. Im Oktober 2020 waren es auch schon 174 und es wurde über 800 weitere verhandelt, hatte damals Geschäftsführer Thomas Herrholz unserer Redaktion berichtet. Jetzt sind drei Transponder-BNK genehmigt - ein Indiz dafür, wie schleppend die multilateralen Geschäfts- und Behördenprozesse verlaufen.

Das Unternehmen hat mit Windenergieanlagen-Herstellern Lösungen zur Herstellung der dezentralen BNK-Schnittstelle - pro Windrad eine BNK - erarbeitet. Windparkbetreiber können sie derzeit bei allen Anlagenherstellern außer Nordex abrufen. Bis Ende 2022, wenn die meisten Onshore-Windräder weitgehend dunkel sein müssen, wolle das Unternehmen 2.000 Transpondersysteme installieren, so Boy.

"Kein Anhaltspunkt für weitere Verlängerung"

Die Bundesnetzagentur hatte die Umsetzungsfrist mehrmals verschoben. Man erwäge gegenwärtig keine neuerliche Verlängerung, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Dafür lägen keine Anhaltspunkte vor. Zum Umsetzungsgrad äußerte sich die Behörde nicht.


Donnerstag, 29.07.2021, 09:04 Uhr
Georg Eble

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