Zwei Elektrolyseure beim Windpark Bosbüll Bild: GP Joule |
Potenzial der Erneuerbaren nicht ausgeschöpft
Überhaupt sei die Politik in Sachen Wasserstoff eher zurückhaltend: „Wir sehen bei einigen Politikern, dass sie den deutschen Markt schon fast abgehakt haben und Wasserstoff zum Importthema machen“, meint Geschäftsführer Petersen. Dabei haben die erneuerbaren Anlagen noch ein großes Ausbaupotenzial in Deutschland, „noch ist nicht jedes Süddach mit einer Solaranlage belegt“, weiß Petersen. Insbesondere der Strom aus Solar- und Windanlagen an Land ist es, den er als Energie für die Elektrolyse ansieht. Der Strom aus Offshore-Windturbinen dagegen gehöre − trotz hoher Förderung − zum teuersten. „Der Wasserstoff daraus wäre im ersten Schritt eher zu kostenintensiv.“
Natürlich könne man versuchen, Energieverbraucher zu flexibilisieren, aber dass der deutsche Stromverbrauch sauber die Erneuerbaren-Erzeugung abfährt, hält Petersen eher für unwahrscheinlich. „Es wird immer Spitzen geben und damit Zeiten, in denen der erneuerbare Strom günstig ist. Ihn dann in die Elektrolyse zu stecken und damit zu speichern, ist schlichtweg sehr effizient.“
Ein i-Tüpfelchen für die Effizienz gebe es noch, wenn die Politik einen Anreiz schaffen würde, die Wärme aus dem Elektrolyseverfahren zu nutzen − ähnlich dem KWK-Bonus. Bei E-Farm ist an den Elektrolysestandorten Bosbüll, Reußenköge und Dörpum eine Wärmeeinspeisung ins örtliche Netz vorgesehen. Der Wirkungsgrad der Elektrolyseure erreicht damit bis zu 95 %. Die voraussichtlich erzeugte Wärmemenge liegt bei 2,5 Mio. kWh im Jahr.
Generell solle der Fokus der Förderung auf der Wasserstoffnutzung liegen, „auf der Erzeugungsseite ist der Markt bereit“, ergänzt Petersen. Was fehle, sind die Anwendungen, also Fahrzeuge wie Züge, Schiffe sowie Busse und weitere kommunale Fahrzeuge. Die Nutzung CO2- und abgasfreier Fahrzeuge solle gesetzlich vorgeschrieben werden.
Wertschöpfung direkt vor Ort
Bei E-Farm werden zwei Busse im ÖPNV-Netz des Kreises Nordfriesland und mindestens 30 Pkw den Wasserstoff vor Ort abnehmen. GP Joule stellt hier „große Euphorie“ bei den Bürgern fest: Deutlich über 60 Willensbekundungen zum Kauf eines Wasserstofffahrzeugs konnte das Unternehmen bereits einsammeln. Die Präsenz von E-Farm in den Gesellschafterversammlungen der Windparks, an denen viele natürliche Personen beteiligt sind, tat sein Übriges. In der lokalen Wertschöpfung und der Bürgerbeteiligung sieht GP Joule wichtige Pfeiler für die Energiewende. Petersen betont: „Nur wenn wir einen echten lokalen Nutzen mit den Erneuerbaren stiften, schaffen wir die Akzeptanz für einen 100-prozentigen Umstieg auf eine CO2-freie Energieversorgung.“
Auch mit dem Kreis Nordfriesland hat E-Farm einen durchaus gewichtigen Unterstützer: Die Mehrkosten, die gegenüber dieselbetriebenen Bussen am Anfang im Wasserstoffsystem vorhanden sind, will der Kreis tragen, so GP Joule. Mit der steigenden CO2-Bepreisung des Diesels werden diese Mehrkosten zwar sinken. Dennoch ist die Finanzspritze für die laufenden Kosten für die Projektpartner sehr erfreulich, fängt doch die Acht-Millionen-Euro-Finanzierung durch den Bund nur die Investitionskosten ab.
Das Projekt E-Farm im Norden Deutschlands als klares Plädoyer für eine dezentrale Wasserstofferzeugung? „Nur in der Momentaufnahme“, betont Fabian Sösemann. Mit Stand heute sei die dezentrale Erzeugung mit lokalen Abnehmern am wirtschaftlichsten. Hier schlagen die Transportkosten nicht so zu Buche wie bei einer zentralen Wasserstofferzeugung, die den Transport großer Strommengen aus dem Norden zu Elektrolyseuren in Industrieregionen Deutschlands vorsieht. Zwar liege der grüne Wasserstoff in den Erzeugungskosten derzeit über dem blauen Wasserstoff aus Erdgas. Durch die unmittelbare Nutzung im Mobilitäts- und Wärmesektor stehe mit dem grünen Wasserstoff jedoch ein marktgängiges Produkt bereit.
Klare Preissignale wichtig
Gegenüber der zentralen Wasserstofferzeugung will man bei GP Joule aber nicht die Augen verschließen: „Hierfür ist es wichtig, dass es saubere Preise für den Markt gibt“, so Sösemann. Die Preissignale sollten energieträgerübergreifend sein. „Es darf nicht passieren, dass die Kosten für den Energietransport im Gasnetz höher sind als im Stromnetz. Derzeit sind die Kosten für die Nutzung des Stromnetzes aber nicht verursachungsgerecht.“ Durch den Transport sieht Sösemann den Wasserstoffpreis verzerrt. „Im Augenblick gibt es im Stromnetz das Problem, dass die Redispatch-Kosten nicht dem Einzelnen zugeordnet sind, sondern einfach sozialisiert werden. Deswegen ist es dem einzelnen Akteur egal, ob er durch sein Tun das Stromnetz belastet oder nicht.“
Der Wasserstoffherstellung schreibt GP Joule, die 60 % am Augsburger Elektrolysehersteller „H-TEC SYSTEMS“ hält, eine erhebliche Kostensenkung zu. „Unsere Ingenieure sehen die Elektrolyseure jetzt da, wo der Solarmarkt mit den Solarmodulen in den 90ern war“, präzisiert Ove Petersen. Was jetzt noch als Ingenieurskunst in Handarbeit zusammengebaut werde, stehe unmittelbar vor der Massenfertigung. Allein auf die Nachfrage aus dem Markt komme es jetzt an. „Die Hersteller jedenfalls stehen in den Startlöchern.“ E&M
Im Projekt E-Farm baut GP Joule zusammen mit 19 Partnern (darunter Windparkbetreiber, Energieversorger und -händler und Logistiker) ein Erzeugungs- und Vertriebsnetz für grünen Wasserstoff in Nordfriesland auf. Fünf modular erweiterbare 225-kW-Elektrolyseure sollen mit Ökostrom aus der Region Wasserstoff erzeugen. Mit mobilen Speichercontainern wird dieser zu zwei Tankstellen in Niebüll und Husum transportiert und dient als Treibstoff für zwei Wasserstoffbusse sowie mindestens 30 Wasserstoff-Pkw und -Lkw. 8 Mio. Euro steuert das Bundesverkehrsministerium zur Realisierung bei.
Zwei Elektrolyseure beim Windpark Bosbüll Bild: GP Joule |
Potenzial der Erneuerbaren nicht ausgeschöpft
Überhaupt sei die Politik in Sachen Wasserstoff eher zurückhaltend: „Wir sehen bei einigen Politikern, dass sie den deutschen Markt schon fast abgehakt haben und Wasserstoff zum Importthema machen“, meint Geschäftsführer Petersen. Dabei haben die erneuerbaren Anlagen noch ein großes Ausbaupotenzial in Deutschland, „noch ist nicht jedes Süddach mit einer Solaranlage belegt“, weiß Petersen. Insbesondere der Strom aus Solar- und Windanlagen an Land ist es, den er als Energie für die Elektrolyse ansieht. Der Strom aus Offshore-Windturbinen dagegen gehöre − trotz hoher Förderung − zum teuersten. „Der Wasserstoff daraus wäre im ersten Schritt eher zu kostenintensiv.“
Natürlich könne man versuchen, Energieverbraucher zu flexibilisieren, aber dass der deutsche Stromverbrauch sauber die Erneuerbaren-Erzeugung abfährt, hält Petersen eher für unwahrscheinlich. „Es wird immer Spitzen geben und damit Zeiten, in denen der erneuerbare Strom günstig ist. Ihn dann in die Elektrolyse zu stecken und damit zu speichern, ist schlichtweg sehr effizient.“
Ein i-Tüpfelchen für die Effizienz gebe es noch, wenn die Politik einen Anreiz schaffen würde, die Wärme aus dem Elektrolyseverfahren zu nutzen − ähnlich dem KWK-Bonus. Bei E-Farm ist an den Elektrolysestandorten Bosbüll, Reußenköge und Dörpum eine Wärmeeinspeisung ins örtliche Netz vorgesehen. Der Wirkungsgrad der Elektrolyseure erreicht damit bis zu 95 %. Die voraussichtlich erzeugte Wärmemenge liegt bei 2,5 Mio. kWh im Jahr.
Generell solle der Fokus der Förderung auf der Wasserstoffnutzung liegen, „auf der Erzeugungsseite ist der Markt bereit“, ergänzt Petersen. Was fehle, sind die Anwendungen, also Fahrzeuge wie Züge, Schiffe sowie Busse und weitere kommunale Fahrzeuge. Die Nutzung CO2- und abgasfreier Fahrzeuge solle gesetzlich vorgeschrieben werden.
Wertschöpfung direkt vor Ort
Bei E-Farm werden zwei Busse im ÖPNV-Netz des Kreises Nordfriesland und mindestens 30 Pkw den Wasserstoff vor Ort abnehmen. GP Joule stellt hier „große Euphorie“ bei den Bürgern fest: Deutlich über 60 Willensbekundungen zum Kauf eines Wasserstofffahrzeugs konnte das Unternehmen bereits einsammeln. Die Präsenz von E-Farm in den Gesellschafterversammlungen der Windparks, an denen viele natürliche Personen beteiligt sind, tat sein Übriges. In der lokalen Wertschöpfung und der Bürgerbeteiligung sieht GP Joule wichtige Pfeiler für die Energiewende. Petersen betont: „Nur wenn wir einen echten lokalen Nutzen mit den Erneuerbaren stiften, schaffen wir die Akzeptanz für einen 100-prozentigen Umstieg auf eine CO2-freie Energieversorgung.“
Auch mit dem Kreis Nordfriesland hat E-Farm einen durchaus gewichtigen Unterstützer: Die Mehrkosten, die gegenüber dieselbetriebenen Bussen am Anfang im Wasserstoffsystem vorhanden sind, will der Kreis tragen, so GP Joule. Mit der steigenden CO2-Bepreisung des Diesels werden diese Mehrkosten zwar sinken. Dennoch ist die Finanzspritze für die laufenden Kosten für die Projektpartner sehr erfreulich, fängt doch die Acht-Millionen-Euro-Finanzierung durch den Bund nur die Investitionskosten ab.
Das Projekt E-Farm im Norden Deutschlands als klares Plädoyer für eine dezentrale Wasserstofferzeugung? „Nur in der Momentaufnahme“, betont Fabian Sösemann. Mit Stand heute sei die dezentrale Erzeugung mit lokalen Abnehmern am wirtschaftlichsten. Hier schlagen die Transportkosten nicht so zu Buche wie bei einer zentralen Wasserstofferzeugung, die den Transport großer Strommengen aus dem Norden zu Elektrolyseuren in Industrieregionen Deutschlands vorsieht. Zwar liege der grüne Wasserstoff in den Erzeugungskosten derzeit über dem blauen Wasserstoff aus Erdgas. Durch die unmittelbare Nutzung im Mobilitäts- und Wärmesektor stehe mit dem grünen Wasserstoff jedoch ein marktgängiges Produkt bereit.
Klare Preissignale wichtig
Gegenüber der zentralen Wasserstofferzeugung will man bei GP Joule aber nicht die Augen verschließen: „Hierfür ist es wichtig, dass es saubere Preise für den Markt gibt“, so Sösemann. Die Preissignale sollten energieträgerübergreifend sein. „Es darf nicht passieren, dass die Kosten für den Energietransport im Gasnetz höher sind als im Stromnetz. Derzeit sind die Kosten für die Nutzung des Stromnetzes aber nicht verursachungsgerecht.“ Durch den Transport sieht Sösemann den Wasserstoffpreis verzerrt. „Im Augenblick gibt es im Stromnetz das Problem, dass die Redispatch-Kosten nicht dem Einzelnen zugeordnet sind, sondern einfach sozialisiert werden. Deswegen ist es dem einzelnen Akteur egal, ob er durch sein Tun das Stromnetz belastet oder nicht.“
Der Wasserstoffherstellung schreibt GP Joule, die 60 % am Augsburger Elektrolysehersteller „H-TEC SYSTEMS“ hält, eine erhebliche Kostensenkung zu. „Unsere Ingenieure sehen die Elektrolyseure jetzt da, wo der Solarmarkt mit den Solarmodulen in den 90ern war“, präzisiert Ove Petersen. Was jetzt noch als Ingenieurskunst in Handarbeit zusammengebaut werde, stehe unmittelbar vor der Massenfertigung. Allein auf die Nachfrage aus dem Markt komme es jetzt an. „Die Hersteller jedenfalls stehen in den Startlöchern.“ E&M
Im Projekt E-Farm baut GP Joule zusammen mit 19 Partnern (darunter Windparkbetreiber, Energieversorger und -händler und Logistiker) ein Erzeugungs- und Vertriebsnetz für grünen Wasserstoff in Nordfriesland auf. Fünf modular erweiterbare 225-kW-Elektrolyseure sollen mit Ökostrom aus der Region Wasserstoff erzeugen. Mit mobilen Speichercontainern wird dieser zu zwei Tankstellen in Niebüll und Husum transportiert und dient als Treibstoff für zwei Wasserstoffbusse sowie mindestens 30 Wasserstoff-Pkw und -Lkw. 8 Mio. Euro steuert das Bundesverkehrsministerium zur Realisierung bei.