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Energie & Management > Stromnetz - Amprion warnt vor Engpass bei gesicherter Leistung
Bild: Shutterstock, peopleandmore
Stromnetz

Amprion warnt vor Engpass bei gesicherter Leistung

Der Stromverbrauch in Deutschland ist 2020 coronabedingt auf den niedrigsten Wert seit 1999 gefallen. Die erneuerbaren Energien lieferten fast jede zweite Kilowattstunde.

Nach dem jüngsten Strommarktbericht des Netzbetreibers Amprion wurden im letzten Jahr 544 Mrd. kWh Strom in Deutschland verbraucht, 49 % davon kamen aus erneuerbaren Quellen. Entscheidend dafür seien die Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren und ihr vorrangiger Zugang zum Markt gewesen, sagte Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick.

Die Exporte von Strom in die Nachbarländer stiegen um 37 % und erreichten 31 Mrd. kWh. Netto belief sich die Ausfuhr auf 22 Mrd. kWh. Während Deutschland in den Sommermonaten große Mengen Strom aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark bezog, wurde im Winter viel Strom vor allem nach Österreich und Frankreich exportiert. Dabei handelte es sich zum großen Teil um Windstrom, der gleichzeitig auch aus Dänemark importiert wurde.

2020 sei ein Ausnahmejahr gewesen, sagte Brick weiter, an den Herausforderungen, vor denen die Elektrizitätswirtschaft stehe, habe sich aber nichts geändert: „Wir brauchen mehr Flexibilität im Netz, Deutschland wird mehr Strom importieren und wir müssen die Verfügbarkeit von gesicherter Leistung im Blick halten.“

Der niedrige Verbrauch in ganz Europa habe zu einer stärkeren Konvergenz der Strommärkte beigetragen. Über mehr als die Hälfte des letzten Jahres seien die Preise in Zentral- und Westeuropa einheitlich gewesen.

298 Stunden mit negativen Strompreisen

Die Ausnahmesituation des Jahres 2020 spiegelte sich in den Preisen wider. Im Großhandel mit Strom wurden zeitweise nur noch 32 Euro für eine MWh bezahlt, für Gas fiel der Preis bis auf 12 Euro/MWh. 298 Stunden lang gab es in Deutschland negative Notierungen.

Der europäische Strommarkt, heißt es in dem Bericht, wachse weiter zusammen und funktioniere überwiegend gut. Die Übertragungsnetzbetreiber spielten dabei eine zentrale Rolle. Amprion will deswegen in den nächsten zehn Jahren 24 Mrd. Euro in den Ausbau seines Netzes investieren. Das Unternehmen will außerdem seine Expertise bei der Integration erneuerbarer Energien, vor allem im Offshore-Bereich, sowie beim Einsatz von Technologien zur Umwandlung von Strom zu Gas (P2G) verbessern.

Der Übertragungsnetzbetreiber geht davon aus, dass die deutsche Stromversorgung in den nächsten Jahren weiter gesichert ist. Die Notwendigkeit steigender Importe sei jedoch ebenfalls unübersehbar. 2025 rechnet der Netzbetreiber damit, dass die „kontrollierbare Erzeugung“ (Kohle, Gas, Biomasse, Wasser) die Spitzenlast unterschreitet.

Wind und Sonne leisteten einen wachsenden, aber auch schwankenden Beitrag zur Stromerzeugung. So deckten sie am Mittag des 4. Juli 74 % des gesamten Stromverbrauchs, am 27. November um 6 Uhr morgens war es nur 1 %. Zeiten mit sehr geringer Verfügbarkeit von Wind und Sonne könnten sich über Tage oder sogar mehrere Wochen hinziehen, heißt es in dem Bericht: „Dafür werden angemessene Reservekapazitäten benötigt.“ Besonders geeignet seien Gaskraftwerke, die auch mit Wasserstoff betrieben werden könnten. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, den Ausbau des Gas- und des Stromnetzes abgestimmt zu planen.

Die gleichen Trends wie in Deutschland ließen sich auch in der EU beobachten. Die genauen Folgen würden gegenwärtig von der Dachorganisation der Netzbetreiber, Entso-E, analysiert.

Engpässe und Redispatch-Maßnahmen nehmen weiter zu

Die Engpässe im Netz von Amprion haben im letzten Jahr trotz des Verbrauchsrückgangs zugenommen. Scheiterten 2019 nur 8 % der Geschäfte im Stromhandel (einschließlich grenzüberschreitender Transaktionen), weil keine Leitung zur Verfügung stand, waren es im letzten Jahr 14 %. Die meisten Engpässe gab es im Nordwesten des Amprion-Netzes, wo Windstrom aus der On- und Offshore-Produktion eingespeist wird.

Volumen und Kosten von Redispatch-Maßnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahr leicht an, sowohl bei Amprion als auch bei den anderen Übertragungsnetzbetreibern. Allerdings nahm der Anteil der Redispatch-Maßnahmen zum Ausgleich unvorhergesehener Durchflüsse durch das deutsche Netz stark zu.

In den nächsten zehn Jahren will Amprion seinem 11.000 Kilometer langen Leitungsnetz weitere 1.500 Kilometer hinzufügen. Außerdem soll die Kapazität der bestehenden Leitungen durch technische und kommerzielle Maßnahmen verbessert werden. Zusammen mit anderen Übertragungsnetzbetreibern hat Amprion dafür das Konzept der Multi-Sektor-Planung entwickelt. Damit sollen ein gleichmäßiger Ausbau des Strom- und Gasleitungsnetzes sowie eine weitere Integration gewährleistet werden.

Konkrete Projekte besonders im Hinblick auf die Erzeugung, den Transport und den Einsatz von Wasserstoff könnten allerdings erst umgesetzt werden, wenn dafür die regulatorischen Voraussetzungen geschaffen seien.


Mittwoch, 26.05.2021, 08:47 Uhr
Tom Weing�rtner
Energie & Management > Stromnetz - Amprion warnt vor Engpass bei gesicherter Leistung
Bild: Shutterstock, peopleandmore
Stromnetz
Amprion warnt vor Engpass bei gesicherter Leistung
Der Stromverbrauch in Deutschland ist 2020 coronabedingt auf den niedrigsten Wert seit 1999 gefallen. Die erneuerbaren Energien lieferten fast jede zweite Kilowattstunde.

Nach dem jüngsten Strommarktbericht des Netzbetreibers Amprion wurden im letzten Jahr 544 Mrd. kWh Strom in Deutschland verbraucht, 49 % davon kamen aus erneuerbaren Quellen. Entscheidend dafür seien die Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren und ihr vorrangiger Zugang zum Markt gewesen, sagte Amprion-Chef Hans-Jürgen Brick.

Die Exporte von Strom in die Nachbarländer stiegen um 37 % und erreichten 31 Mrd. kWh. Netto belief sich die Ausfuhr auf 22 Mrd. kWh. Während Deutschland in den Sommermonaten große Mengen Strom aus Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden und Dänemark bezog, wurde im Winter viel Strom vor allem nach Österreich und Frankreich exportiert. Dabei handelte es sich zum großen Teil um Windstrom, der gleichzeitig auch aus Dänemark importiert wurde.

2020 sei ein Ausnahmejahr gewesen, sagte Brick weiter, an den Herausforderungen, vor denen die Elektrizitätswirtschaft stehe, habe sich aber nichts geändert: „Wir brauchen mehr Flexibilität im Netz, Deutschland wird mehr Strom importieren und wir müssen die Verfügbarkeit von gesicherter Leistung im Blick halten.“

Der niedrige Verbrauch in ganz Europa habe zu einer stärkeren Konvergenz der Strommärkte beigetragen. Über mehr als die Hälfte des letzten Jahres seien die Preise in Zentral- und Westeuropa einheitlich gewesen.

298 Stunden mit negativen Strompreisen

Die Ausnahmesituation des Jahres 2020 spiegelte sich in den Preisen wider. Im Großhandel mit Strom wurden zeitweise nur noch 32 Euro für eine MWh bezahlt, für Gas fiel der Preis bis auf 12 Euro/MWh. 298 Stunden lang gab es in Deutschland negative Notierungen.

Der europäische Strommarkt, heißt es in dem Bericht, wachse weiter zusammen und funktioniere überwiegend gut. Die Übertragungsnetzbetreiber spielten dabei eine zentrale Rolle. Amprion will deswegen in den nächsten zehn Jahren 24 Mrd. Euro in den Ausbau seines Netzes investieren. Das Unternehmen will außerdem seine Expertise bei der Integration erneuerbarer Energien, vor allem im Offshore-Bereich, sowie beim Einsatz von Technologien zur Umwandlung von Strom zu Gas (P2G) verbessern.

Der Übertragungsnetzbetreiber geht davon aus, dass die deutsche Stromversorgung in den nächsten Jahren weiter gesichert ist. Die Notwendigkeit steigender Importe sei jedoch ebenfalls unübersehbar. 2025 rechnet der Netzbetreiber damit, dass die „kontrollierbare Erzeugung“ (Kohle, Gas, Biomasse, Wasser) die Spitzenlast unterschreitet.

Wind und Sonne leisteten einen wachsenden, aber auch schwankenden Beitrag zur Stromerzeugung. So deckten sie am Mittag des 4. Juli 74 % des gesamten Stromverbrauchs, am 27. November um 6 Uhr morgens war es nur 1 %. Zeiten mit sehr geringer Verfügbarkeit von Wind und Sonne könnten sich über Tage oder sogar mehrere Wochen hinziehen, heißt es in dem Bericht: „Dafür werden angemessene Reservekapazitäten benötigt.“ Besonders geeignet seien Gaskraftwerke, die auch mit Wasserstoff betrieben werden könnten. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, den Ausbau des Gas- und des Stromnetzes abgestimmt zu planen.

Die gleichen Trends wie in Deutschland ließen sich auch in der EU beobachten. Die genauen Folgen würden gegenwärtig von der Dachorganisation der Netzbetreiber, Entso-E, analysiert.

Engpässe und Redispatch-Maßnahmen nehmen weiter zu

Die Engpässe im Netz von Amprion haben im letzten Jahr trotz des Verbrauchsrückgangs zugenommen. Scheiterten 2019 nur 8 % der Geschäfte im Stromhandel (einschließlich grenzüberschreitender Transaktionen), weil keine Leitung zur Verfügung stand, waren es im letzten Jahr 14 %. Die meisten Engpässe gab es im Nordwesten des Amprion-Netzes, wo Windstrom aus der On- und Offshore-Produktion eingespeist wird.

Volumen und Kosten von Redispatch-Maßnahmen stiegen gegenüber dem Vorjahr leicht an, sowohl bei Amprion als auch bei den anderen Übertragungsnetzbetreibern. Allerdings nahm der Anteil der Redispatch-Maßnahmen zum Ausgleich unvorhergesehener Durchflüsse durch das deutsche Netz stark zu.

In den nächsten zehn Jahren will Amprion seinem 11.000 Kilometer langen Leitungsnetz weitere 1.500 Kilometer hinzufügen. Außerdem soll die Kapazität der bestehenden Leitungen durch technische und kommerzielle Maßnahmen verbessert werden. Zusammen mit anderen Übertragungsnetzbetreibern hat Amprion dafür das Konzept der Multi-Sektor-Planung entwickelt. Damit sollen ein gleichmäßiger Ausbau des Strom- und Gasleitungsnetzes sowie eine weitere Integration gewährleistet werden.

Konkrete Projekte besonders im Hinblick auf die Erzeugung, den Transport und den Einsatz von Wasserstoff könnten allerdings erst umgesetzt werden, wenn dafür die regulatorischen Voraussetzungen geschaffen seien.


Mittwoch, 26.05.2021, 08:47 Uhr
Tom Weing�rtner

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