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Windenergie ohne große Konflikte entwickeln – diese Chance besteht nach Ansicht der Leibniz Uni Hannover auf 1,5 % der Fläche Deutschlands. Der Weg zu 100 % Erneuerbaren sei damit frei.
Die Windenergie benötigt nur 1,5 % der Fläche Deutschlands, um bis zum Jahr 2050 ihren Beitrag zur vollständigen Versorgung mit erneuerbaren Energien zu leisten. Das ist das jetzt veröffentlichte Ergebnis eines auf fünf Jahre angelegten Forschungsprojekts der Leibniz Universität Hannover. Sie hat mit Unterstützung der Technischen Universität Clausthal und dem Fraunhofer-Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik Kassel die Landflächenpotenziale für den Ausbau der Windenergie untersucht.
Das von Professorin Christina von Haaren geleitete Projekt bleibt mit diesem Wert unter der von der Windenergiebranche häufig postulierten Forderung von 2 %, die für Turbinen bereitzustellen sei. Das von von Haaren geleitete Institut für Umweltplanung sieht in den identifizierten Flächen zudem Bereiche mit „geringem Raumwiderstand“, womit weitgehend konfliktfreie Standorte in Bezug auf Natur-, Landschafts-, Arten- und Lärmschutz gemeint sind. Die Analyse hat zudem für weitere 2,3 % Flächen in Deutschland „mittleres“ Konfliktpotenzial ausgemacht, die damit theoretisch ebenfalls für die Energiewende nutzbar seien.
Die Wissenschaftlerin betont im Gespräch mit unserer Redaktion, mit den Forschungsergebnissen einen Beitrag für eine beschleunigte Energiewende leisten zu wollen. 2 % der Landesfläche für Windenergie seien unnötig und auch nicht von jedem Bundesland exakt zu erbringen, so von Haaren. Da es sich um einen Mittelwert handele, müssten einige Bundesländer mit geeigneten Flächen mehr beitragen als andere. Die Forschungsdaten bereits jetzt und für alle im Internet verfügbar zu machen, sei ungewöhnlich, so die Professorin. Angesichts sich widersprechender Zahlen hätten die Forschenden sich dazu entschlossen, um die Diskussion „auf eine sachliche Basis zu stellen“. Sie erhofft sich, dass regionale Planungsbehörden von dem Datenmaterial Gebrauch machen.
Das Institut hat seine Analyse auf einer Modellrechnung für 2050 aufgebaut, die gewisse technische Entwicklungen einrechnet. Als Zielmarke hält von Haarens Team einen Jahresbedarf von 1.500 Mrd. kWh Ökostrom für realistisch, „das ist allerdings ambitioniert kalkuliert“, so die Professorin. Die Windenergieanlagen erreichen in jenem Jahr standardmäßig 7,58 MW Leistung, sie haben eine Nabenhöhe von 200 Metern, einen Rotordurchmesser von 127 Metern und ihr Lärmpegel liegt bei 108.5 dB[A]. Die Turbinen der Zukunft haben die Forschenden in Beziehung zu den Naturschutzerfordernissen und der Nationalen Biodiversitätsstrategie gesetzt.
Studie ignoriert politische Beschränkungen - "Völlig aus der Luft gegriffen"Rechtliche Vorgaben wie die jüngst verordnete 1000-m-Abstandsregelung in Nordrhein-Westfalen oder die 10H-Regelung in Bayern, die den Mindestabstand von Windturbinen auf das Zehnfache ihrer Höhe festschreibt, sind nicht berücksichtigt. „Das sind politische Setzungen, die völlig aus der Luft gegriffen sind“, begründet von Haaren den Ausschluss solcher Regelungen. Die CDU/FDP-Regierung von NRW beispielsweise drücke mit solchen Regelungen das Potenzial des Windenergieausbaus nach den Berechnungen der Hannoveraner auf deutlich unter 1 % verfügbarer Fläche. Der Ansatz der Studie dagegen war, eine Orientierung für die zukünftige Windenergieplanung zu geben, die „die Energiewende voranbringen und nicht einschränken will“.
Daher seien auch andere Hemmnisse des Windenergieausbaus wie klagende Bürgerinitiativen und Naturschutzverbände kein Kriterium für die wissenschaftliche Arbeit gewesen. Zusätzlich kategorisieren die Forschenden Nutzwald - wie etwa Fichtenforste - ausdrücklich als konfliktarmen Standort. Weil die Forschung zugleich den wichtigen Anteil der anderen erneuerbaren Energien – wie Solarenergie, Wasserkraft, Offshore-Windenergie und Geothermie – berücksichtigt und berechnet habe, werde die Argumentationsbasis für Windenergiegegner „noch geringer“. Wie eine Gesellschaft Straßen brauche, so von Haaren, sei jetzt die für die Klimaziele nötige Energieinfrastruktur zu schaffen. Wo weniger konfliktarme Flächen für Windenergie zur Verfügung stehen, sei über Freiflächensolaranlagen oder andere Alternativen nachzudenken.
Die Ergebnisse des Projekts „
Flächen mit geringem und mittlerem Raumwiderstand gegenüber einer Prototyp-Windenergieanlage“ hat die Leibniz Universität Hannover im Internet zur Verfügung gestellt. Im September erscheint eine 200
Seiten starke Zusammenfassung des Forschungsvorhabens mit detaillierten Berechnungen im Rahmen der Schriftenreihe des Bundesamts für Naturschutz.
Dienstag, 17.08.2021, 15:26 Uhr
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