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Energie & Management > Bilanz - Österreich: EVN spricht von robuster Geschäftsentwicklung
Quelle: Fotolia / ldprod
Bilanz

Österreich: EVN spricht von robuster Geschäftsentwicklung

Niedrigere Großhandelspreise verringerten zum Geschäftshalbjahr den Umsatz und den Gewinn des niederösterreichischen Konzerns. Dennoch will dieser heuer 800 Millionen Euro investieren.
 
Der niederösterreichische Energiekonzern EVN erwirtschaftete im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/24 Umsatzerlöse von rund 1,80 Milliarden Euro, um 17,7 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Geschäftsjahres 2022/23. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 453 Millionen Euro um 2,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das operative Ergebnis (Ebit) verringerte sich um 7,3 Prozent auf 281,6 Millionen Euro. In Summe sank der Gewinn (Ergebnis nach Ertragssteuern) um 7,5 Prozent auf 223 Millionen Euro.

Als Gründe nannte die EVN vor allem die „rückläufigen Großhandelspreise für Strom und Erdgas sowie die daraus resultierenden Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften“. Unter anderem mussten als „strategische Reserve“ beschaffte Erdgasmengen um 60 Millionen Euro abgewertet werden. Die Vertriebsgesellschaft EVN KG hatte einen Verlust von 128,5 Millionen Euro hinzunehmen. Allerdings fiel der Verlust deutlich geringer aus als im ersten Halbjahr 2022/23, als er 223,1 Millionen Euro betragen hatte.

Der Vorstandssprecher der EVN, Stefan Szyszkowitz, erläuterte bei der Bilanzpressekonferenz am 29. Mai, es werde immer schwieriger, den Energieabsatz zu planen. Die Kunden nutzten verstärkt Möglichkeiten, ihren Energiebedarf zu verringern. Ihren verbleibenden Bedarf wiederum deckten sie vermehrt mit eigenen Photovoltaikanlagen. Hinzu komme der „intensive Wettbewerb“. Grundsätzlich habe die EVN im ersten Halbjahr 2023/24 jedoch „eine sehr robuste Geschäftsentwicklung“ verzeichnet, betonte Szyszkowitz. Dies ermögliche ihr, heuer das mit 800 Millionen Euro bislang umfangreichste Investitionsprogramm ihrer Unternehmensgeschichte zu bewältigen.

Leitungskapazität verdoppeln

Stefan Stallinger, der seit 1. April in seiner Funktion befindliche neue Technikvorstand der EVN, erläuterte, investiert werde in diesem und in den kommenden Jahren vor allem in den Ausbau der erneuerbaren Energien, der Netzinfrastrukturen sowie der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich. Im Bereich der erneuerbaren Energien plane das Unternehmen, seine Windkraft-Kapazitäten von derzeit etwa 478 MW bis 2030 auf 770 MW zu steigern und die Leistung seiner PV-Anlagen von 80 auf 300 MW zu erhöhen.

Im selben Zeitraum werde die Übertragungskapazität der Stromleitungen von 3.000 auf 6.000 MW verdoppelt. Notwendig ist dies laut Stallinger unter anderem, weil bei etwa der Hälfte der Trafostationen in Niederösterreich die Einspeiseleistung privater sowie gewerblicher PV-Anlagen aus Gründen der Netzsicherheit reduziert werden muss. Infolge des Netzausbaus „wird das in etwa zwei bis drei Jahren voraussichtlich nicht mehr notwendig sein.“ Allerdings gehe der Netzausbau zwangsläufig mit steigenden Netztarifen einher. Ohnehin müsse bei PV-Anlagen die Deckung des Eigenbedarfs der Kunden von den Haushalten bis zur Industrie gegenüber der Netzeinspeisung im Vordergrund stehen, konstatierte Stallinger.

„Sondergesetz“ fragwürdig

Wie berichtet, hatten Energieministerin Leonore Gewessler und Justizministerin Alma Zadic (beide Grüne), kürzlich ein „Sondergesetz“ bezüglich der Endkundenpreise im Energiesektor angekündigt. Die beiden Ministerinnen wollen Energieversorger verpflichten, sich gegenüber den Wettbewerbsbehörden für Preise zu rechtfertigen, die deutlich über jenen ihrer Konkurrenten liegen. Darauf von der Redaktion angesprochen, beschied Szyszkowitz, er rechne für Anfang Juni mit einer Behandlung der Angelegenheit im Wirtschaftsausschuss des Bundesparlaments. Gelten solle das Gesetz bis 2027: „Das scheint ein Sondertatbestand für einen Sonderzeitraum zu sein. Es stellt sich die Frage, ob das notwendig ist.“ Schließlich seien die Großhandelspreise und in der Folge die Preise für die Endkunden schon seit einiger Zeit rückläufig.

Keine Probleme erwartet Szyszkowitz mit der Gasversorgung Österreichs. Die Gasspeicher seien ausreichend befüllt, um diese für den kommenden Winter sicherzustellen. Sein Unternehmen importiert kein Gas, sondern bezieht die notwendigen Mengen von internationalen Händlern.

Neues Netzreserve-Regime nötig

Dringend notwendig ist laut Szyszkowitz ein neues Regime zur Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten, um den sicheren Betrieb der Stromnetze zu gewährleisten. Die derzeitigen österreichischen Bestimmungen zur Netzreserve laufen heuer aus. Die EVN will am Kraftwerksstandort Dürnrohr etwa 40 Kilometer westlich von Wien zwei hochflexible wasserstofffähige Gasturbinen mit je 75 MW Leistung installieren. Das Vorhaben wurde im Dezember 2023 zur Genehmigung eingereicht, teilte Szyszkowitz der Redaktion mit. Gerade für solche Projekte wäre ihm zufolge ein Netzreserve-Regime wie in Deutschland sinnvoll.

Mittwoch, 29.05.2024, 13:31 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Bilanz - Österreich: EVN spricht von robuster Geschäftsentwicklung
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Österreich: EVN spricht von robuster Geschäftsentwicklung
Niedrigere Großhandelspreise verringerten zum Geschäftshalbjahr den Umsatz und den Gewinn des niederösterreichischen Konzerns. Dennoch will dieser heuer 800 Millionen Euro investieren.
 
Der niederösterreichische Energiekonzern EVN erwirtschaftete im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/24 Umsatzerlöse von rund 1,80 Milliarden Euro, um 17,7 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Geschäftsjahres 2022/23. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) lag mit 453 Millionen Euro um 2,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Das operative Ergebnis (Ebit) verringerte sich um 7,3 Prozent auf 281,6 Millionen Euro. In Summe sank der Gewinn (Ergebnis nach Ertragssteuern) um 7,5 Prozent auf 223 Millionen Euro.

Als Gründe nannte die EVN vor allem die „rückläufigen Großhandelspreise für Strom und Erdgas sowie die daraus resultierenden Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften“. Unter anderem mussten als „strategische Reserve“ beschaffte Erdgasmengen um 60 Millionen Euro abgewertet werden. Die Vertriebsgesellschaft EVN KG hatte einen Verlust von 128,5 Millionen Euro hinzunehmen. Allerdings fiel der Verlust deutlich geringer aus als im ersten Halbjahr 2022/23, als er 223,1 Millionen Euro betragen hatte.

Der Vorstandssprecher der EVN, Stefan Szyszkowitz, erläuterte bei der Bilanzpressekonferenz am 29. Mai, es werde immer schwieriger, den Energieabsatz zu planen. Die Kunden nutzten verstärkt Möglichkeiten, ihren Energiebedarf zu verringern. Ihren verbleibenden Bedarf wiederum deckten sie vermehrt mit eigenen Photovoltaikanlagen. Hinzu komme der „intensive Wettbewerb“. Grundsätzlich habe die EVN im ersten Halbjahr 2023/24 jedoch „eine sehr robuste Geschäftsentwicklung“ verzeichnet, betonte Szyszkowitz. Dies ermögliche ihr, heuer das mit 800 Millionen Euro bislang umfangreichste Investitionsprogramm ihrer Unternehmensgeschichte zu bewältigen.

Leitungskapazität verdoppeln

Stefan Stallinger, der seit 1. April in seiner Funktion befindliche neue Technikvorstand der EVN, erläuterte, investiert werde in diesem und in den kommenden Jahren vor allem in den Ausbau der erneuerbaren Energien, der Netzinfrastrukturen sowie der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich. Im Bereich der erneuerbaren Energien plane das Unternehmen, seine Windkraft-Kapazitäten von derzeit etwa 478 MW bis 2030 auf 770 MW zu steigern und die Leistung seiner PV-Anlagen von 80 auf 300 MW zu erhöhen.

Im selben Zeitraum werde die Übertragungskapazität der Stromleitungen von 3.000 auf 6.000 MW verdoppelt. Notwendig ist dies laut Stallinger unter anderem, weil bei etwa der Hälfte der Trafostationen in Niederösterreich die Einspeiseleistung privater sowie gewerblicher PV-Anlagen aus Gründen der Netzsicherheit reduziert werden muss. Infolge des Netzausbaus „wird das in etwa zwei bis drei Jahren voraussichtlich nicht mehr notwendig sein.“ Allerdings gehe der Netzausbau zwangsläufig mit steigenden Netztarifen einher. Ohnehin müsse bei PV-Anlagen die Deckung des Eigenbedarfs der Kunden von den Haushalten bis zur Industrie gegenüber der Netzeinspeisung im Vordergrund stehen, konstatierte Stallinger.

„Sondergesetz“ fragwürdig

Wie berichtet, hatten Energieministerin Leonore Gewessler und Justizministerin Alma Zadic (beide Grüne), kürzlich ein „Sondergesetz“ bezüglich der Endkundenpreise im Energiesektor angekündigt. Die beiden Ministerinnen wollen Energieversorger verpflichten, sich gegenüber den Wettbewerbsbehörden für Preise zu rechtfertigen, die deutlich über jenen ihrer Konkurrenten liegen. Darauf von der Redaktion angesprochen, beschied Szyszkowitz, er rechne für Anfang Juni mit einer Behandlung der Angelegenheit im Wirtschaftsausschuss des Bundesparlaments. Gelten solle das Gesetz bis 2027: „Das scheint ein Sondertatbestand für einen Sonderzeitraum zu sein. Es stellt sich die Frage, ob das notwendig ist.“ Schließlich seien die Großhandelspreise und in der Folge die Preise für die Endkunden schon seit einiger Zeit rückläufig.

Keine Probleme erwartet Szyszkowitz mit der Gasversorgung Österreichs. Die Gasspeicher seien ausreichend befüllt, um diese für den kommenden Winter sicherzustellen. Sein Unternehmen importiert kein Gas, sondern bezieht die notwendigen Mengen von internationalen Händlern.

Neues Netzreserve-Regime nötig

Dringend notwendig ist laut Szyszkowitz ein neues Regime zur Bereitstellung von Kraftwerkskapazitäten, um den sicheren Betrieb der Stromnetze zu gewährleisten. Die derzeitigen österreichischen Bestimmungen zur Netzreserve laufen heuer aus. Die EVN will am Kraftwerksstandort Dürnrohr etwa 40 Kilometer westlich von Wien zwei hochflexible wasserstofffähige Gasturbinen mit je 75 MW Leistung installieren. Das Vorhaben wurde im Dezember 2023 zur Genehmigung eingereicht, teilte Szyszkowitz der Redaktion mit. Gerade für solche Projekte wäre ihm zufolge ein Netzreserve-Regime wie in Deutschland sinnvoll.

Mittwoch, 29.05.2024, 13:31 Uhr
Klaus Fischer

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