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Die Pflicht zur Beteiligung von Kommunen und Bürgern an Windenergieanlagen schließt immer mehr Repoweringprojekte ein. Im Emsland fällt bei einem Neun-Turbinen-Park viel Geld ab.
Der Windpark Meppen ist in die Jahre gekommen. Die ältesten der 14 Enercon-Anlagen sind aus dem Jahr 2000 und damit als „Ü20“-Altersklasse bereits aus der Förderung über das EEG herausgefallen. Im Emsland sollen ab Oktober 2024 laut Planungen des Betreibers Enova an dieser Stelle neun moderne Vestas-Turbinen in Bau gehen, ab November 2025 sollen sie Strom produzieren.
Das Familienunternehmen aus Bunde (Niedersachsen) verfügt inzwischen über die Genehmigungen des Landkreises Emsland für den Ersatz des Windparks (Repowering). Was sich in den vergangenen beiden Jahrzehnten technisch getan hat, lässt sich am erwarteten Stromertrag ablesen. Der neue Windpark mit weniger Anlagen kommt bei einer Gesamtkapazität von 64,8 MW auf voraussichtlich 178 Millionen kWh pro Jahr. Die aktuell ihren Dienst verrichtenden Anlagen-Dinosaurier kamen bei 25,2 MW auf etwa 100 Millionen kWh. Rechnerisch sollen so rund 50.000 Haushalte in den Genuss von Ökostrom kommen, zuvor war es etwa die Hälfte.
Die neuen gesetzlichen Regelungen zur Beteiligung von Kommunen und Bürgern an Windkraftprojekten greifen auch in Niedersachsen. Der Ausschuss für Klima- und Umweltschutz des Meppener Stadtrats ließ sich nun von Enova-Projektleiter Alexander Schiffner darüber informieren, wie die Allgemeinheit vom repowerten Park profitieren kann.
Enova mit weiteren Windparks und Repowering-Projekt
Bei der Stromprognose würden über die Regelung, dass die jeweiligen Standortkommunen mit 0,2 Cent je kWh zu beteiligen sind, rund 356.000 Euro jährlich fällig. Diesen Betrag teilen sich Meppen, Haselünne (22 Prozent der Windparkfläche und Summe) und Geeste (18 Prozent). Enova wolle zudem Nachrangdarlehen anbieten, in denen die Bevölkerung zehn Jahre lang privates Geld zu einem Festzinssatz anlegen könne. Details dazu wollte das Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion nicht mitteilen, im Ausschuss hatte Alexander Schiffer laut Bericht der Meppener Tagespost von maximal 2,5 Millionen bis 3,5 Millionen Euro Gesamtbeteiligung bei Tranchen zwischen 500 und 25.000 Euro gesprochen.
Die Investitionen für den zu erneuernden Windpark liegen demnach bei ungefähr 30 Millionen Euro. Auch die bisherigen Grundstückseigentümer, darunter die Stadt Meppen, andere Betreiber der Anlagen und Kommunen sollen sich an einem Drittel des Gesamtvolumens, also drei der neun neuen Anlagen, beteiligen können, zum Beispiel als Investoren. Hier ist die Meinungsbildung noch nicht abgeschlossen: Die Stadt könnte sich vorstellen, ihre Investition in eine weitere Beteiligungsmöglichkeit für Bürger umzuwandeln. Auch wurde der Ruf im Ausschuss laut, die Beteiligung der Kommunen und Altbetreiber auf 50 Prozent auszuweiten.
Enova selbst will im kommenden März mit dem Abbau der ersten E-66-Anlagen beginnen. In Meppen werde der neue Park zum leistungsstärksten der Firmengeschichte, schreibt das Unternehmen. Zugleich geht Enova ein weiteres Repowering-Projekt an: Für den seit 2002 bestehenden Windpark in den westniedersächsischen Gemeinden Börger und Breddenberg liegt ebenfalls die Genehmigung zum Neubau vor. Aus sieben Windkraftanlagen mit 12,6 MW Leistung sollen vier mit einer Gesamtkapazität von 22,2 MW werden.
Ferner ist Enova auch im heimischen Landkreis Leer aktiv. In Uplengen darf das Unternehmen drei Windenergieanlagen vom Typ Siemens SG 6.6-155 mit knapp 20 MW bauen, ihre Rotoren sollen sich ab Frühjahr 2024 drehen. Darüber hinaus sind vier weitere neue Windparks mit rund 110 MW in der Pipeline der Bunder Firma.
Donnerstag, 7.12.2023, 16:15 Uhr
Volker Stephan
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